Halbjahrespraktikum als Chance für Schulentwicklung
Endbericht des Schulbegleitforschungsprojektes 158
1. Intentionen des Schulbegleitforschungsprojektes
In der neuen Lehrerprüfungsordnung für das Land Bremen (1998) wurde das
Halbjahrespraktikum für Lehrämter verpflichtend eingeführt. Im Vorfeld der
flächendeckenden Einführung wurden bereits im Rahmen einer Evaluationsstudie (Höltje
et al, 2002 u. 2003) die Chancen, Grenzen und Rahmenbedingungen eines
studienintegrierten Halbjahrespraktikums für die Professionalisierung der
Lehramtsstudierenden untersucht. Das vorliegende Schulbegleitforschungsprojekt
knüpft an diesen spezifischen Erfahrungen an und verfolgt dabei die Frage, wie
die Erfahrungen und Kompetenzen der Studierenden im Rahmen ihrer Ausbildung
während des Halbjahrespraktikums gefördert aber auch zugleich für die Schulen
und deren Entwicklung genutzt werden können. Dabei wird davon ausgegangen, dass
das Kernmodell der Betreuung der Praktikant/inn/en in einer Tandembildung mit
den jeweiligen Mentor/inn/en besteht. Zielsetzung des Vorhabens der
Schulbegleitforschung ist es zu erkunden, wie eine solche Beziehung zwischen
Mentor/in und Praktikant/in zum Nutzen der Schule und ihrer Entwicklung
gestaltet werden kann und welche Rahmenbedingungen hierfür zu gelten haben.
Zentraler Punkt der Schulentwicklung ist die stetige Professionalisierung von
Lehrer/inn/en, insbesondere bezüglich der Verbesserung der Qualität von
Unterricht. Das Zusammenwirken von Mentor/in und Praktikant/in im Unterricht
soll dafür vielfältige Ansatzmöglichkeiten bieten (z. B. Teamteaching). Aufgrund
ihrer Kooperation können Praktikant/inn/en und Lehrer/innen mit- und voneinander
lernen und sich in ihrer Arbeit gegenseitig entlasten. Es wird davon
ausgegangen, dass sich hinsichtlich der realen unterrichtlichen Praxis eine
deutliche Qualitätsausweitung ergibt und sich zugleich der
Professionalisierungsgrad der Mentor/inn/en weiter erhöht. Aus der Öffnung des
Unterrichtsgeschehens in der eigenen Klasse und der kooperativen Leitung von
Unterricht könnten sich auch neue Qualitäten und Formen schulischer
Kooperationen und eine Verbesserung der hier stattfindenden Interaktionsprozesse
ergeben. Diese Kooperationserfahrungen und ihre Effekte sollen in diesem
Schulbegleitforschungsprojekt dokumentiert, reflektiert und für andere Schulen
verfügbar gemacht werden.

2. Durchführung und Organisation des Projektes
In einer ersten Phase sollte das Schulbegleitforschungsprojekt zunächst
ausschließlich an den zwei beantragenden Schulzentren durchgeführt werden. Diese
beiden Schulen beteiligten sich bereits sehr erfolgreich an der Pilotphase des
Halbjahrespraktikums. Es konnte daher an Kooperationen mit der Universität und
der wissenschaftlichen Begleitung angeknüpft werden, sowie an Erfahrungen mit
Praktikant/inn/en und Ideen für deren Ausbildung, die weiter zu entwickeln und
zu systematisieren wären.

2.1 Das erste Projektjahr
Die beteiligten Schulen bekamen seitens des Praktikumsbüros der Universität
im Sommer 2002 insgesamt 3 Praktikantinnen und einen Praktikanten zugewiesen,
für die die Schulbegleitforschungsteams die Betreuung übernahmen. Die
Studierenden verfügten dabei über folgende Fächerkombinationen: (Arbeitslehre,
Geschichte an der ISG Hermannsburg 3 x Biologie, Chemie am SZ Findorff)
Mit Beginn des Schuljahres 2002/03 organisierte die wissenschaftliche
Begleitung zwei Veranstaltungen an der Universität, die insbesondere die
gemeinsame Fragestellung bezogen auf Teamarbeit und Teamteaching sichern sollte.
Ein Workshop befasste sich dazu explizit mit der Theorie und Praxis des
Teamteaching.
Ab Oktober wurden regelmäßige Arbeitstreffen zwischen den Schulteams mit
Beteiligung der wissenschaftlichen Begleitung organisiert, die unter
wechselseitiger Moderation vorrangig dem Erfahrungsaustausch und der Klärung des
Arbeitsprogramms dienten. Zwei dieser Treffen fanden zudem unter der Beteiligung
der Praktikant/inn/en der beteiligten Schulen statt. Es war die Idee, die
Praktikant/inn/en mit in das Schulbegleitforschungsprojekt einzubeziehen.
Die Zusammenarbeit mit der IGS Hermannsburg gestaltete sich schwierig. Die
dort für den Projektantrag verantwortliche Person war zu Beginn des Schuljahres
langfristig erkrankt, so dass das Vorhaben der Schulbegleitforschung nur
unvollständig kommuniziert worden war. Mit dem dann von der IGS eingesetzten
Projektteam versuchten wir eine Arbeitsbasis auf der Grundlage des
Projektantrages herzustellen, was aber letztendlich nicht gelang.
Für die Fortsetzung des Schulbegleitforschungsprojektes konnte im Laufe des
Sommers das SZ Walle, ein SII-Zentrum, hinzugewonnen werden.
2.1.1 Ziele, Leitlinien für die konkrete Projektarbeit
Schulleitungen und wissenschaftliche Begleitung haben gemeinsam den Antrag
für das Projekt 158 "Halbjahrespraktikum als Chance für Schulentwicklung"
gestellt, die beteiligten Lehrer/innen waren nur z. T. mit der Arbeit der
Betreuung von Studierenden vertraut. Was ein Halbjahrespraktikum für Studierende
bedeutet und welche Regelungen es dafür gibt, war den Teammitgliedern weniger
klar. In welcher Weise diese Aufgabe der Schulentwicklung dient, bzw. wie diese
Arbeit strukturiert sein könnte, damit sie diesen Zweck erfüllt, war Gegenstand
der ersten gemeinsamen Treffen der Lehrer/innen des SZ-Findorff und der IGS
Hermannsburg.
Im Laufe der Beratungen wurden folgende Leitlinien formuliert: Wir wollen ...
-
achtsam beobachten, was uns an unserer Schule in Zusammenhang mit den
Praktikant/inn/en positiv auffällt.
-
als Mentor/inn/en überlegen und erproben, welche Aufgaben unsere
Praktikant/inn/en übernehmen können, so dass es uns persönlich oder unseren
Schüler/inne/n in unseren Klassen zu gute kommt.
-
festhalten, ob und was wir selbst dadurch lernen (oder evtl. lernen
könnten), dass wir Praktikant/inn/en betreuen.
-
feststellen, in welchem Ausmaß Entlastung gelingt und welche Aufgaben, die
Praktikant/inn/en übertragen werden, tatsächlich dafür geeignet sind.
-
beobachten, an welchen Stellen Praktikant/inn/en den Ablauf von Schule
stören, durcheinander bringen, Sand im Getriebe sind, aber auch in welcher
Weise und an welchen Stellen sie das Schulleben bereichern , Lücken füllen und
mit ihrer Aktivität Abläufe reibungsloser gestalten.
-
versuchen, andere Kolleg/inn/en zu ermutigen, Praktikant/inn/en zu
betreuen.
-
sie mit unseren (positven) Erfahrungen motivieren und ihnen vorschlagen,
nicht nur zu betreuen sondern sich auch Hilfe bzw. Entlastung durch sie zu
verschaffen.
Darüber hinaus wurde verabredet, für die Praktikant/inn/en eine möglichst
gute Betreuung zu organisieren, da nur so auch ein hohes Engagement der
Studierenden zu erwarten wäre.
2.1.2 Projektarbeit und erste Erfahrungen
Die Arbeit im Schulbegleitforschungsprojekt bestand zunächst darin, die
Betreuung der Praktikant/inn/en in den jeweiligen Schulteams zu organisieren und
Erfahrungen damit zu sammeln, was denn für die Studierenden wichtig ist, wobei
sie sinnvoll eingesetzt werden könnten, wie die Studierenden die ihnen
übertragenen Aufträge bewältigen, wie sie sich selbst und die Aufträge bewerten
und wie die betreuenden Lehrer/innen sich entlastet fühlten.
Im SZ Findorff wurden regelmäßige, zum Teil wöchentliche Treffen der
Projektteams mit den Praktikant/inn/en durchgeführt, in denen ein gegenseitiger
Austausch über die Erfahrungen der Praktikant/inn/en in der Schule und die
Beobachtungen der Teammitglieder stattfand. Außerdem wurde dort die Arbeit für
die nächste(n) Woche(n) besprochen, koordiniert und organisiert, vor allem
konnte auf diese Weise auf auftretende Probleme sofort reagiert werden.
Es war schwierig mit IGS Hermannsburg über diese Aspekte zu diskutieren, da
bei den beteiligten Lehrer/inne/n zu wenig Erfahrungen mit der Durchführung des
Halbjahrespraktikums und der Betreuung als Mentor/in vorlag. In der IGS
Hermannsburg gab es für das erste Jahr auch nur eine Halbjahrespraktikantin, die
einen Erfahrungshorizont für die Teammitglieder der IGS Hermannsburg liefern
konnte.
Die Idee des Teamteachings wurde sowohl von den beteiligten Lehrer/inne/n als
auch von den Praktikant/inn/en mit großer Zurückhaltung aufgenommen. Sie
erscheint daher auch nicht in den Leitlinien für die Projektarbeit. Dennoch
wurde diese Form des (Ausbildungs)unterrichts verschiedentlich aufgegriffen.
(Vgl. Kap. 6)
Trotz positiver Erfahrungen mit Halbjahrespraktikant/inn/en in der Pilotphase
und dem Durchgang 2001/02 verlief die Arbeit mit den diesjährigen Praktikant/inn/en
für das SZ Findorff insgesamt enttäuschend, da diese der Schule insgesamt nur
wenig Zeit widmeten. Die Zeiten, in denen die Praktikant/inn/en in den Klassen
der Mentor/inn/en anwesend waren, verliefen jedoch positiv und es wurde durchaus
von einigen Highlights berichtet.
Die Verordnung zu den schulpraktischen Studien sah zwar eine wöchentliche
Anwesenheit von 20 Stunden in der Schule vor, aber aufgrund der Aufweichung der
Anwesenheitspflicht durch die Interpretation des Ausbildungsausschuss sah die
Schulleitung keine Eingriffsmöglichkeiten, die Zeiten, die die Praktikant/inn/en
in der Schule verbrachten, und deren Engagement über das von den Studierenden
gewählte Maß hinaus zu erhöhen.
Das Schulbegleitforschungsteam hat daraus den Schluss gezogen, dass für die
Arbeit in dem Schulbegleitforschungsprojekt auch für die beteiligten Praktikant/inn/en
ein höheres Maß an Verbindlichkeit geschaffen werden muss. Für das folgende Jahr
wurde mit den Studierenden, die im Schulzentrum Findorff ein Praktikum machen
wollten, ein Kontrakt geschlossen, der "die geregelte Anwesenheit der
Praktikant/inn/en, die Unterstützung ihrer/s Mentor/in/s, die Teilnahme an
regelmäßigen Teamsitzungen und die Übernahme von ausbildungswirksamen
Sonderaufgaben vorsieht", in der Schule also eine regelmäßige Mitarbeit sichert
und für die Studierenden ein Höchstmaß an qualifizierter Betreuung vorsieht. "Im
Gegenzug verpflichten sich Schule und Mentor/inn/en zur bestmöglichen Betreuung
der Praktikant/inn/en."
Diese Maßnahme hat sich bewährt. Die Studierenden der folgenden Jahrgänge
waren engagiert bei der Sache und am Ende sehr zufrieden mit dem Verlauf ihres
Halbjahrespraktikums. "Dies war für uns die wichtigste Lernerfahrung in unserem
ganzen bisherigen Studium!" aber auch "eine wichtige Bestätigung, mit dem
Lehramtsstudium den richtigen Weg eingeschlagen zu haben " Dies sagten 4 der 5
Praktikant/inn/en des SZ-Findorff auf der letzten Teamsitzung im Februar 2004.

2.2 Das zweite Projektjahr
2.2.1 Randbedingungen
Das Projekt lief nun gleichzeitig an zwei Schulen, einem SI und einem
SII-Zentrum. Die zweite Schule (SII) kam erst im zweiten Projektjahr dazu. Die
Kooperation zwischen den beiden Schulen musste erneut aufgebaut werden. Sie
stand aber unter einem wesentlich glücklicheren Stern, da die beiden Schulen
schon längere Zeit miteinander kooperieren. Die Praktikant/inn/en hatten so die
Möglichkeit, sowohl ein Mittelstufen- als auch ein Oberstufenzentrum kennen zu
lernen.
Der Wechsel der Praktikant/inn/en zwischen den beiden Schulen wurde zum
1.12.03 vereinbart
Es gab einige gemeinsame Sitzungen der Projektteams der beiden Schulen, zum
Teil mit den Praktikant/inn/en. Insbesondere waren diese beteiligt an der
Präsentation des Projektes auf dem Forum zur Schulbegleitforschung 2004 und den
Vorbereitungen der Teams dazu. In dem auf dem Forum angebotenen Workshop haben
die Studierenden begeistert über ihre Erfahrungen bezüglich des
Halbjahrespraktikums berichtet.
2.2.2 SZ Findorff
Nach den ersten Erfahrungen von Unverbindlichkeit mit den vorhergehenden
Praktikant/inn/en im SZ-Findorff wurde mit den neuen ein Kontrakt geschlossen,
der die geregelte Anwesenheit der Praktikant/inn/en, die Unterstützung ihrer
Mentor/inn/en, die Teilnahme an regelmäßigen Teamsitzungen und die Übernahme von
ausbildungswirksamen Sonderaufgaben vorsieht. Im Gegenzug verpflichten sich
Schule und Mentor/inn/en zur bestmöglichen Betreuung der Praktikant/inn/en.
Im zweiten Projektjahr kümmerten wir uns verstärkt um geeignete Praktikant/inn/en.
Noch während des Sommerhalbjahrs luden wir die zukünftigen Studierenden in die
Schule ein, berichteten von den Erfahrungen mit den vorigen Praktikant/inn/en,
(die zum Teil auch anwesend waren) und erläuterten ihnen unsere Wünsche an sie,
sich entsprechend unseren Erwartungen an dem Schulbegleitforschungsprojekt zu
beteiligen. Am Ende wurde im gegenseitigen Einvernehmen der Kontrakt zwischen
der Schule und den jeweils einzelnen Praktikant/inn/en geschlossen.
Alle Praktikant/inn/en der Schule treffen sich regelmäßig einmal in der Woche
gemeinsam mit einem/r oder mehreren ihrer Mentor/inn/en, berichten über ihre
Erfahrungen, positive wie negative, und reflektieren sie.
Neben den Tätigkeiten, die durch die Ordnung für schulpraktische Studien
vorgegeben sind (eigene Unterrichtseinheit von mindestens 8 (maximal 12)
Schulstunden, Hospitieren, Teilnahme an Konferenzen, an Elternabenden bzw.
Elternarbeit und am Schulleben insgesamt, haben sich die Studierenden an dem
Schulbegleitforschungsprojekt beteiligt,
Sie haben an der Vorbereitung der Präsentation des
Schulbegleitforschungsprojektes mitgewirkt und haben über ihre Erfahrungen im
Rahmen einer Arbeitgruppe auf der jährlichen Tagung zur Schulbegleitforschung
berichtet.
Darüber hinaus haben sie sich bei vielen schulischen Sonderveranstaltungen
eingebracht (Sportfest, Tagesausflüge, Exkursionen und ihre Vorbereitung) und
Lehrkräfte entlastet.
Die Studierenden erhielten zusätzlich die Möglichkeit, eigenständig einen
Wahlpflichtkurs im Bereich Naturwissenschaften (experimentieren) zu übernehmen.
Er richtete sich an Kinder aus den fünften Klassen und fand jeweils mittwochs in
der 6. und 7. Stunde statt. 4 Praktikant/inn/en übernahmen bereitwillig und
engagiert jeweils zu zweit eine Halbgruppe (16 Schüler/innen). Die Praktikant/inn/en
hatten zur Unterstützung eine Lehrerin als Ansprechpartnerin, die zur selben
Zeit einen eigenen WP-Naturwis-senschaftskurs unterrichtete.
Die Wahlpflichtkurse waren für die Schüler/innen verpflichtend, sie konnten
aber zwischen verschiedenen inhaltlichen Angeboten wählen.
2.2.3 SZ-Walle (Lange Reihe)
Vor den Sommerferien 2003 fand ein Vor-Informationsgespäch mit den Kolleg/inn/en
des SZ Findorff über deren bereits gemachten Erfahrungen zur Betreuung von
Praktikant/inn/en statt; insbesondere wurde uns der vom SZ Findorff in
Zusammenarbeit mit der Schulbegleitforschung entwickelte Kontrakt mit
Praktikant/inn/en vorgestellt. Ziel der Kontrakte war die Einhaltung
verbindlicher Regeln, um die Praktikumszeit in den Schulen möglichst effektiv
nutzen zu können.
Unser erster persönlicher Eindruck hierzu war skeptisch, eher ablehnend.
Unsere Befürchtung war, formale Zwänge und eine zu starke Gängelung der
Studierenden könnten eintreten und somit das Klima zwischen den Praktikantinnen
und unserer Schule geschädigt werden.
Nach klärendem Gespräch wurde auch die Verbindlichkeit dieses Kontraktes mit
den Praktikanten des SZ Walle beschlossen. Im Wesentlichen ergab sich diese
Entscheidung aus der Verzahnung / Kooperation beider Schulzentren, da zur Hälfte
der Praktikumszeit ein Schulwechsel für die Studierenden vereinbart war und eine
Gleichbehandlung aller Praktikant/inn/en dadurch sicher gestellt werden konnte.
Kurz vor den Sommerferien 2003 wurden die avisierten Studierenden,
Vertreter/innen der Schulbegleitforschung und die betreffenden Kolleg/inn/en
beider Schulzentren ins SZ Findorff eingeladen. In dieser Runde stellten sich
alle Beteiligten vor, es kam zu einem ersten, recht zwanglosen Kennen lernen,
sowie einer teilweise konträren Diskussion über die Notwendigkeit des
Kontraktes.
Die Praktikumsgruppe, die zuerst dem SZ Walle zugeteilt war, bestand aus
einer Studentin und vier Studenten. (3 mal Sport/Geografie, 1 mal Sport/Politik
und 1 mal Englisch/Geschichte).
Erste interne Absprachen für die Durchführung des Praktikums am SZ Walle
beruhten auf der Überlegung, inwieweit die Ziele des Praktikums in die Realität
unseres SZ eingebaut werden könnten. Zu diesen Zielen gehören:
-
Erkundung des Berufsfeldes
-
Schule als Institution
-
Verhältnis Schüler/in – Student/in
-
Umgang mit Eltern und deren Einbeziehung in Aktivitäten der Schule
-
Verhältnis Lehrer/in – Student/in
-
Theorie und Praxis von Unterricht
-
Stufenwahl
-
Stundenplan
2.2.4 Durchführung ab 1.8.03:
Für die Umsetzung entwickelten wir konkrete Pläne/Strukturen und übernahmen
als koordinierende Mentoren folgende Aufgaben:
-
Vorstellen im Kollegium auf der 1. Konferenz; damit alle Kolleg/inn/en die
neuen Praktikant/inn/en wahrnehmen
-
Ansprechen von Fachlehrer/inne/n, die sich bereit erklären Praktikant/inn/en
zu betreuen
-
Erkunden des Schulzentrums und dessen räumliches Umfeld
-
Kontakte zur Schulleitung herstellen
-
Vorstellen der Fachkolleg/inn/en (gemeinsame Gespräche in gemütlicher
Runde, Kaffe, Tee, Gebäck)
-
Besonderheiten der Fachräume und Sicherheitsbelehrung zu den möglichen
Gefahrenquellen verdeutlichen
-
Umgang mit Geräten (Kopiergeräte, Projektoren, Beamer, Rechner...)
erläutern
-
Hausmeister/Verwaltung vorstellen, Schlüssel für die Fachräume
bereitstellen
-
Terminplan für regelmäßige Treffen ( Mo 3. / 4. Stunde)
-
In den ersten beiden Wochen empfahlen wir möglichst viele
Unterrichtsbesuche, die unabhängig von der eigenen Fachrichtung sein sollten.
(Unterrichtsformen in Abhängigkeit der verschiedenen Fächer)
-
Mit der Ausgabe von üblichen Kursheften erhielten die Praktikant/inn/en
ein Stundenraster, mit dessen Hilfe sie ihren Stundennachweis schriftlich
protokollieren und belegen konnten.
In den regelmäßigen wöchentlichen Treffen wurden diese Aufgaben mit den
Studierenden besprochen und im Einzelnen konkretisiert, es erfolgte eine direkte
Zuordnung zu den Fachkolleg/inn/ en und eine Absprache bezüglich
Stundengestaltung und Nutzung der Fachräume, der Fachliteratur, des Beamers und
des Kopiergeräts.
Die Integration ins Kollegium wurde durch unsere Anwesenheit im Lehrerzimmer
während der Pausen gerade in den ersten Wochen erleichtert.
Für die Organisation eigener Unterrichtseinheiten der Studierenden wurde in
Absprache mit den Behörden eine überregional genutzte Sporthalle für die
Praktikant/inn/en freigebaggert. Speziell in Sport und den Naturwissenschaften
haben wir und die mithelfenden Fachlehrer/innen die Praktikant/inn/en über
mögliche Unterrichtseinheiten beraten und ihnen soweit wie möglich Geräte,
Materialien und Ratschläge vermittelt.
Ab ca. der Hälfte der Praktikumszeit, zum 1. Dezember, erfolgte ein
Schulwechsel für die Studierenden zum SZ Findorff und umgekehrt. Dies brachte
für das SZ Walle etliche Schwierigkeiten mit sich. Im ersten Durchgang waren -
durch den späten Wechsel sowie durch die beibehaltenen Wahlpflichtstunden der
Praktikant/inn/en im SZ Findorff - die Stundenverpflichtungen an unserer Schule
eingeschränkt und eine reibungslose Einbindung der neuen Praktikant/inn/en an
unserer Schule erschwert.
Der Zeitplan in der Oberstufe schränkte überdies die Hospitations- und
Unterrichtsmöglichkeiten während der zweiten Hälfte des Praktikums ein und kann
unter Umständen die Kooperationsbereitschaft der beratenden Fachkolleg/inn/en
mindern. Während dieser Zeit (Dezember) arbeitet man auf die Zensurenermittlung
und die Zeugnisse für die Schülerinnen und Schüler des 13. Jahrgangs hin, und im
Januar (nach den Weihnachtsferien) tritt die Zensurenfindung für die 11. und 12.
Jahrgangsstufe in ihre sensible Phase. Eine weitere Belastung kann sich während
dieses Zeitraums dadurch ergeben, dass die ersten Planungen für die
Abituraufgaben (in Absprache mit Fachkolleg/inn/en) entstehen. Damit sind die
Planungsmöglichkeiten für Unterrichtseinheiten, bzw. Projekte stark
eingeschränkt.
Durch den positiven Eindruck, den die Praktikant/inn/en der ersten Hälfte
hinterließen, war die Bereitschaft, die "neuen" Praktikant/inn/en aufzunehmen,
trotz enormer Belastung doch vorhanden, so dass auch während der zweiten Hälfte
der Praktikumszeit die Student/inn/en ausreichend Einblick in den Schulalltag
der benachbarten Schulstufe erhielten.
Zusammenfassend können wir sagen, dass die Ziele, die wir uns zu Beginn
vorgegeben hatten, bezüglich der Praktikant/inn/en in der ersten als auch der
zweiten Hälfte des Durchgangs 2003/4 i. g. g. erreicht werden konnten.
Eine Zusammenarbeit Praktikant/inn/en - Eltern, wie von Prof. Oberliesen
angeregt, konnte in dieser Schulstufe altersbedingt nicht realisiert werden.

2.3 Das dritte Projektjahr
Auch in diesem Schuljahr fanden mehrere gemeinsame Sitzungen der
Schulbegleitforschungsteams statt, die der Reflexion der gemeinsamen Arbeit
dienten.
Insbesondere wurde der Wechsel der Praktikant/inn/en an die jeweils andere
Schule diskutiert, da beide Schulen unbefriedigende Erfahrungen mit deren
Integration und Engagement in der zweiten Hälfte des Halbjahrespraktikums
gemacht hatten. Auch die Studierenden räumten ein, dass bei ihnen "die Luft
raus" sei, und ihr Engagement deutlich nachgelassen hätte. Trotzdem wollten alle
Praktikant/inn/en die Erfahrungen in der jeweils anderen Stufe nicht missen und
plädierten vehement dafür, einen solchen Wechsel beizubehalten.
Andere Sitzungen dienten im wesentlichen der Planung und Durchführung der
Projektevaluation sowie der Erstellung und Diskussion des Abschlussberichtes.
Für die erziehungswissenschaftlichen Vorbereitungs- und
Begleitveranstaltungen zum Halbjahrespraktikum wurden vom Fachbereich 12 der
Universität Bremen Lehraufträge an geeignete Lehrer/innen vergeben. Kleine
Gruppen (à 10 – 15 Personen) mit Praktikant/inn/en benachbarter Schulen sollten
vor Ort, d.h. in den Schulen selbst, in erziehungswissenschaftliches Denken und
Handeln eingeführt werden.
Frau Almut Schülke aus dem Projektteam Findorff führte solche
Lehrveranstaltungen am SZ-Findorff mit den 9 Studierenden beider Schulen (Walle
und Findorff) durch. Diese Lehrveranstaltungen leisteten einen wichtigen Beitrag
bei der Betreuung der Praktikant/inn/en und bezüglich der guten Kooperation
zwischen den beiden Schulbegleitforschungsteams. Sie sicherten auch ein gewisses
Maß an Kontinuität für die Praktikant/inn/en angesichts des Wechsels zu der
jeweils anderen Schule in der Mitte des Praktikums. (Zum Inhalt der
EW-Veranstaltungen vgl. Anhang Punkt E)
2.3.1 SZ-Findorff
Die Durchführung des dritten Durchlaufs durch das Halbjahrespraktikum wurde
wie im zweiten Jahr des Projektes gehandhabt.
Der Wechsel der Praktikant/inn/en an das SII-Zentrum fand dieses mal eher
statt, nämlich in der ersten November-Hälfte, die WP-Kurse wurden aber weiterhin
von den gleichen Studierenden durchgeführt.
Die Praktikant/inn/en, die vorher am SZ Walle waren, wurden ab Mitte November
im SZ-Findorff betreut. Regelmäßig trafen sich die Praktikant/inn/en (sowohl die
der ersten als auch die der zweiten Hälfte) mit dem Schulbegleitforschungsteam,
um Hospitationen und weitere Aufgaben abzusprechen und über ihre Erfahrungen zu
berichten, diese zu reflektieren und ihre Beobachtungen, Einschätzungen und
Probleme zu diskutieren, Wünsche für weitere Arbeit vorzubringen,
Konstellationen zu verändern oder auch Kritik vorzubringen. Insbesondere wurden
die Erfahrungen im SI-Zentrum mit denen im SII-Zentrum verglichen.
Die Betreuung der Praktikant/inn/en verlief im wesentlichen so, wie im
vorhergehenden Durchgang.
Für die Kommunikation und Integration der Studierenden im Kollegium positiv
ausgewirkt hat sich das Aufhängen einer Fotogalerie der Praktikant/inn/en mit
Namen und Studienfächern im Lehrerzimmer, sodass die Kolleg/inn/en direkt
wussten, wer die neuen Personen sind, sich bei Vergessen wieder orientieren
konnten und es auch leichter hatten, die Praktikant/inn/en anzusprechen, wenn
sie eine interessante Information für sie hatten, etwas fragen oder sich auch
einfach mit ihnen unterhalten wollten.
Der Wechsel der Praktikant/inn/en war auch in diesem Durchgang nicht
unproblematisch. Der frühere Zeitpunkt des Wechsels hat keinen entscheidenden
Vorteil erbracht. Die Praktikant/inn/en brauchten Zeit, den Wechsel in den
jeweiligen Schulkulturen zunächst überhaupt wahrzunehmen und dann
Aufmerksamkeit, um sich entsprechend zu verhalten.
Die besonders positiven Erfahrungen mit den Praktikant/inn/en wurden auch in
diesem Durchgang mit der ersten Kohorte von Praktikant/inn/en gemacht, das
gegenseitige Geben und Nehmen wurde als ausgewogen und erfrischend erlebt, aber
auch die Zusammenarbeit mit den Studierenden der zweiten Kohorte verlief
befriedigend, und auch diese Praktikant/inn/en kamen zu ihrem Recht.

3. Zur Evaluation
3.1 Formative Evaluation
Die regelmäßigen Sitzungen der Projektteams erbrachten immer auch Erkenntisse
über die Wirkungsweise der ergriffenen Maßnahmen und führten im großen ganzen zu
einem reibungslosen Ablauf des Halbjahrespraktikums sowohl für Studierende als
auch für die beteiligten Lehrer/inn/en. Darüber hinaus wurden verschiedene
Dokumente gesammelt. Protokolle, Berichte von Praktikant/inn/en, schriftliche
Notizen, Fallberichte und Reflexionen der Team-Mitglieder sowie einzelner
Lehrer/innen, die Praktikant/inn/en betreut hatten.

3.2 Evaluationsinstrumente
3.2.1 Studierende
Studierende in allen drei Durchgängen gegen Ende ihres jeweiligen Praktikums
systematisch über ihre Erfahrungen im Halbjahrespraktikum befragt. (Klima in der
Schule, Angemessenheit der Anforderungen, Lernerfahrungen, Verbesserungswünsche)
Weitere Rückmeldungen erhielten wir aus den regelmäßigen Treffen mit den
Studierenden (Vgl. Kap. 2) und den Praktikumsberichten.
Im dritten Projektjahr erhielten die Studierenden außerdem einen Fragebogen,
in dem sie skizzieren sollten, welche Kompetenzen sie im HP erweitern oder
entwickeln konnten, was sich in Bezug auf ihre Sicht von Schule verändert hat
und welche Widersprüche sie erlebt haben, die sie weiter beschäftigen werden.
(vgl. Fragebogen im Anhang Punkt F)
Zusätzlich wurde im Rahmen des EW-Begleitseminars (Schülke) eine
Kärtchenabfrage (Anhang Punkt G) gemacht, und zwar zu den Punkten:
-
Was hat mich weiter gebracht? Welches Wissen habe ich erworben? Welche
Fähigkeiten, Kompetenzen habe ich erweitert?
-
Was hätte ich mir anders gewünscht?
-
Was brauche ich noch? Welche Schwerpunkte werde ich in meiner weiteren
Ausbildung setzen?
3.2.2 Schüler/innen der Wahlpflichtkurse
Die insgesamt 47 Schüler/innen der Wahlpflichtkurse (Ballspiele, Töpfern, Wir
schreiben ein Buch, Wir kochen unser Mittagessen selbst, Irrwege des Lichts)
wurden mit einem Fragebogen nach ihrem Urteil über die Kurse und die
Studierenden, die sie durchgeführt haben, befragt.
3.2.3 Lehrer/inn/en
Im dritten Jahr wurde im SZ Findorff und im SZ-Walle je ein Gruppeninterview
mit den Lehrer/inne/n durchgeführt, die Praktikant/inn/en betreut haben.
Außerdem wurde ein Fragebogen an alle Lehrer/innen der beiden Schulen
ausgegeben, mit Hilfe dessen festgestellt werden sollte, wie die Praktikant/inn/en
vom Kollegium insgesamt wahrgenommen worden sind.

4. Ergebnisse
4.1 Auswertung Fragebogen Lehrer/innen
Der Rücklauf an ausgefüllten Fragebogen ist nicht gerade berauschend, dies
stellt die Frage nach der Repräsentativität der Antwortenden. Waren es nur die
interessierten und engagierten Lehrer/innen oder nur diejenigen, die mit den
Praktikant/inn/en etwas direkt zu tun hatten? oder waren es die braven und
pflichtbewussten? Man muss auch vermuten, dass die Aussagen durch das letzte
Jahr besonders geprägt wurden, weil die letzten Praktikant/inn/en den Kolleg/inn/en
noch in besonders guter Erinnerung waren.
Dies lässt sich im Nachhinein nicht mehr klären, doch die Ergebnisse der
Fragebogenauswertung sind in Übereinstimmung mit den Eindrücken und
Beobachtungen des Schulbegleitforschungsteams, einschließlich der
verschiedensten Gespräche am Rande, die seine Mitglieder geführt haben.
Das Lehrerzimmer war offensichtlich der zentrale Ort, an dem Begegnungen
stattfanden. Dies ist zwar nicht verwunderlich, dennoch zeigt es, dass die
Praktikant/inn/en dort auch häufig anwesend waren, sich dort wohl fühlten und
sich in der Gemeinschaft der Lehrer/innen akzeptiert fühlten (Lave und Wenger).
Aus der Evaluation des Halbjahrespraktikums wissen wir, dass es für die
Studierenden von enormer Wichtigkeit für ihren Perspektivwechsel von der
Schüler/innen- zur Lehrer/innensicht ist, von den Lehrer/inne/n einer Schule als
Mitglied des Lehrer/innenkollegiums (zeitweise) akzeptiert und anerkannt zu
werden. (z.B einen eigenen Schlüssel, wie die Lehrer/innen, haben für die Räume,
in denen man sich aufhält bzw. tätig ist)
Die Gespräche zwischen Lehrer/inne/n und Praktikant/inn/en drehten sich im
wesentlichen um das Berufsfeld (Schule, Unterricht, Schüler), das persönliche
Kennen Lernen war dem gegenüber sehr nachgeordnet.
Bemerkenswert ist, dass die Gesprächsinitiative überwiegend von den
Lehrer/inne/n ausging. Liegt es daran, dass Lehrer/innen eher gewohnt sind,
Schüler/innen anzusprechen? Oder sind die Praktikant/inn/en zu schüchtern oder
initiativlos, fürchten sie zu stören? Es würde sich lohnen, diese Gründe weiter
aufzuklären, bzw. in Zukunft die Praktikant/inn/en darin zu bestärken, mit den
Lehrer/inne/n der Schule auch selbst das Gespräch zu suchen.
Die Lehrer/innen, die die Gespräche eröffneten, zeigten so zumindest ihr
Interesse an den jungen Kolleg/inn/en und Offenheit für deren Anliegen.
Die Praktikant/inn/en wurden in der Schule positiv wahrgenommen, die
Schüler/innen reagierten auf sie freundlich, wohlwollend oder interessiert. Die
Praktikant/inn/en zeigten sich gegenüber den Lehrer/inne/n engagiert und
hilfsbereit, sie haben sich gut in die Schule integriert, einige von ihnen haben
wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und waren eher unauffällig.
Im Unterricht fühlten sich viele Lehrer/innen herausgefordert, aber auch
unterstützt. 3 Lehrer/innen fühlten sich gestört, 5 fühlten sich belastet. Die
negativen Urteile hingen wohl im wesentlichen mit einer Person zusammen, der es
an Wahrnehmungsfähigkeit und Kontaktfähigkeit (zu Schüler/inne/n) mangelte, der
später dringend davon abgeraten wurde, den Berufswunsch als Lehrer/in weiter zu
verfolgen.
Im SZ-Findorff hatten gut zwei Drittel der Lehrer/innen hospitierende
Praktikant/inn/en in ihrem Unterricht erlebt und auch betreut, im SZ-Walle waren
es gut die Hälfte der Lehrer/innen, die so geantwortet haben. Eine Aussprache
der Lehrer/innen über ihren Unterricht wurde mit den Hospitand/inn/en in aller
Regel durchgeführt, allerdings entfiel dieses Gespräch auch in einigen Fällen
aus Zeitmangel. Die Zusammenarbeit mit den Praktikant/inn/en wurde als eher
positiv bis neutral eingestuft. Mehr als die Hälfte der Lehrer/innen würde sich
gern wieder für eine Zusammenarbeit mit einer/m Praktikantin/en zur Verfügung
stellen.
Im ganzen gesehen stehen die Lehrer/innen einer Betreuung einer/s
Praktikantin/en positiv gegenüber. Sie würden selbst dabei lernen; sie erhoffen
sich dadurch neue Erkenntnisse und Anregungen aus der Universität; sie halten
die Praktikant/inn/en auch für eine Bereicherung für ihre Schüler/innen, die
sich so auch mit der Sichtweise einer anderen, jüngeren Generation auseinander
setzen können, aber vor allem halten es mehr als die Hälfte der Lehrer/innen für
ihre Pflicht, an der Ausbildung des Lehrer/innennachwuchses mitzuwirken. Die
Betreuung von Praktikant/inn/en gehört zu ihrem Job als Lehrer/in.
Mehr als die Hälfte der Lehrer/inn/en würde eine/n Praktikantin/en betreuen,
wenn diese sich engagieren, wenn sie zuverlässig sind, eigene Ideen mitbringen
und sich in den Unterrichtsablauf in ihren Klassen einfügen. Dies alles scheint
ihnen wichtiger, als eine Stundenentlastung für die Betreuung einer/s
Praktikantin/en.

4.2 Auswertung der Gruppengespräche – Lehrer/innen
Die Erfahrungen mit den Praktikant/inn/en waren, wie auch schon die
Fragebogenerhebung ergab, überwiegend positiv. Ich hab ‚ne ganz schöne Erfahrung
gemacht, ich hatte ‚ne Studentin im Deutsch- und Geschichtsunterricht, also in
meinen beiden Fächern, und das kam mir zeitweilig vor, als sei das mein
Schatten, und die wartete schon immer in der Schule, wenn ich kam und blieb dann
auch ganz lange,...... und dann habe ich eben auch ein paar Wochen wirklich
Entlastung gehabt, weil ich nur hinten sitzen (musste) oah, das stimmt auch
nicht ganz, bei jedem Stundenentwurf war ich vorher mitbeteiligt, aber immerhin,
da musste ich nichts machen, Die Lehrer/innen schätzten die Initiative der
Praktikant/inn/en ‚positiv waren die drei Jungs, die im letzten Jahr da waren ,
die haben also sehr viel Eigenständiges gemacht, sind rum gegangen, haben
gefragt, können sie helfen, können sie dies machen, und die Unterstützung der
Praktikant/inn/en bei der Betreuung einzelner Schüler/innen im Unterricht, bei
Schüler/innenversuchen in meinem naturwissenschaftlichen Fach, wenn ich Biologie
habe, und ich mache Versuche, dann ist das natürlich ’’ne Entlastung, wenn der
Student mit rum geht, bei den Versuchen mit aufpasst, Zu- oder Anreichungen
macht oder sonstiges, er entlastet mich dadurch’ bei Exkursionen "da wir in
meinem Unterricht auch immer Exkursionen machen, Kirchen, Moschee, Synagoge
angucken , da war das schön, dass denn da ’ne zweite Person mit dabei war und
ich nicht allein mit ’ner Klasse losmusste, bei der Erledigung von
Sonderaufgaben (fehlendes Material besorgen, mit aufräumen, Internet-Recherche
machen), als kurzzeitige Aufsicht bzw. Vertretung "also ich hab in der fünften
(Klasse), in der sechsten Stunde eine Stunde gemacht , und musste praktisch in
der siebten woanders hin und da hab ich gesagt, komm hier ist das Material, mach
du, hat sie gemacht, und gut gemacht. Einfach, weil ich es ihr zugetraut hab,
und weil ich gesagt hab, komm! - mach mal!, weil ich sie kannte, konnte ich das
ja auch machen" oder als Vertretungs- bzw. Nachhilfelehrer/in "die haben
gefragt, können wir selber unterrichten. Krankheitsbedingt mussten wir aus
unserem Grundkurs eine Stunde streichen, da haben die gesagt, könnte ich die
unterrichten? Als Nachhilfe praktisch, so in Mathematik , so Grundregeln zu
erarbeiten, also die haben sich immer sehr stark eingebracht".
Die Lehrer/inn/en fühlten sich durch solche Aktivitäten der Praktikant/inn/en
auch durchaus entlastet, besonders wenn sie den Eindruck hatten, dass die
Praktikant/inn/en diese Aufgaben gern übernahmen und sie als Lehrer/in nicht
lange bitten mussten.
Lehrer/innen profitieren von spezifischem Sachwissen der Studierenden
("native speakers" im Sprachunterricht, Länderkenntnis von Migrant/inn/en,
Sachwissen aus dem Studium an der Universität) und von Ideen oder Anregungen,
die die Praktikant/inn/en aus der fachdidaktischen Ausbildung an der Universität
mitbringen, oder von Einfällen, die die Studierenden aufgrund ihrer eigenen
Sichtweise, ihrer Unvoreingenommenheit, ihres Blickes von außen oder besonderer
außerschulischer Erfahrungen (z. B. Kampfsport, Jugendarbeit) einbringen.
Sie begrüßen den "jungen Blick" der Praktikant/inn/en, der da unbefangen an
die Arbeit geht und noch nicht von 20 Jahren Professionalität gekennzeichnet
ist."
Entlastend und erfrischend fanden auch die wenigen Lehrer/inn/en, die sich
dazu entschließen konnten, Formen des Team-Teachings. Ja, ich bin hergekommen,
weil ich hab ä , ich betreue keinen Studenten in dem Sinne, sondern eine
Werkstudentin, das heißt, die Studentin bekommt dafür Geld, sie hat ihr Studium
auch schon hinter sich und begleitet mich ein halbes Jahr lang im Unterricht.
Und das Gute dabei ist, sie ist auch mit einem verbunden. In der Vorbereitung
und auch in der Durchführung des Unterrichts, das heißt also, dass so etwas wie
bei dir gerade geschildert, kann ich mir gar nicht vorstellen, denn sie muss
schlicht und einfach ran, und man muss sich dann auch unterhalten , man muss das
planen, wir mailen uns dann immer über den Stand der Vorbereitung und das klappt
sehr gut, ich denke , wenn jemand nur hinten drinne sitzt, das bringt auch für
den Betreffenden letztendlich wenig, also er muss in der Vorbereitung irgendwie
mit eingebunden sein.
Ein zweiter Kollege formulierte seine Erfahrungen folgendermaßen:
Nicht alle Studierenden trauen es sich zu, neue und interessante
Unterrichtsansätze, von denen sie zum Teil an der Uni gehört haben, dem Mentor
anzuvertrauen. Oft denken sie, dass diese "neuen Methoden" noch unausgegoren
seien oder dass der jeweilige Mentor diese anderen Unterrichtsansätze ablehnen
könnte. Im folgenden Beispiel hat sich eine Praktikantin jedoch getraut und eine
Unterrichtsmethode mit dem Namen "Egg Race" vorgeschlagen.
Mit dem Bearbeiten und Umsetzen dieser Idee entwickelte sich eine sehr gute
Chance, Unterricht nicht nur gemeinsam zu planen, sondern auch gemeinsam
durchzuführen.
Meine Erfahrungen mit diesem Experiment möchte ich folgendermaßen
zusammenfassen:
- In der ersten Phase musste ich als Mentor zunächst einmal die Idee der
Studentin bei mir zulassen.
- In einer weiteren Phase ließ ich mir die Idee erklären, um innere Blockaden zu
beseitigen.
- Stufe drei bestand darin, die Idee im Vorbereitungslabor quasi simulativ
auszuprobieren.
- Nach dieser wichtigen Phase konnte konkret überlegt werden, an welcher Stelle
ich diese Idee unterrichtlich einsetzen könnte.
- Phase fünf bestand darin, den Unterricht gemeinsam durchzuführen.
- Diese Erfahrung war auch deshalb erfolgreich, weil die "Chemie" zwischen den
beiden Kollegen stimmte. Die gegenseitige Bereitschaft, den Unterricht nicht nur
nach Plan, sondern auch spontan zu gestalten, war groß, weil ein sich auf den
anderen verlassen können spürbar war.
- Sich auf den anderen verlassen können ist im Prinzip nichts anderes als ...
den Anderen als kompetent einordnen zu können.
Unterricht in dieser Form zu gestalten ist etwas ganz besonderes. Mit wenigen
Ausnahmen ist diese Arbeitstechnik bedauerlicherweise nicht weit verbreitet.
Kollegen, die damit Erfahrungen gemacht haben (mich eingeschlossen), empfinden
diese Arbeitsform langfristig als außerordentlich entlastend, weil die
Verantwortung auf zwei Schultern verteilt wird.
* * * * *
Neben den positiven Erfahrungen gab es aber auch einige negative, die zum
Teil mit der Organisation der Schule für die Halbjahrespraktikant/inn/en zu tun
hatten, und zum Teil mit dem Verhalten der Praktikant/inn/en, wobei ein großer
Teil der erfahrenen Schwierigkeiten auf Verhaltensunsicherheiten zurückgeführt
werden kann.
Lehrer/innen möchten sich auf den Besuch von Praktikant/inn/en vorbereiten
können "zwischen Tür und Angel wird einem vermittelt, du, nimm du mal eine
Studentin irgendwie mal so mit" sie möchten wissen, ob, wann und wie lange
der/die Praktikant/in wiederkommt "wenn ich jetzt weiß, sie kommt regelmäßig,
dann kann ich die ganz anders in meinen Unterricht einbinden." , sie möchten
wissen, was Sinn und Zweck der Hospitationen ist und welche Aufgaben die
Praktikant/inn/en dabei haben und was von ihnen als Betreuer/in erwartet wird.
"Wir müssten genauer wissen, was unsere Aufgaben als Betreuer/innen von
Praktikant/inn/en sind und wir müssten genauer wissen, was die Aufgaben der
Praktikant/inn/en sind, die in unserem Unterricht hospitieren, welches ihre
Beobachtungsaufgaben sind, was sie aufschreiben sollen und zu welchem Zweck." Es
wäre auch gut, genauer zu wissen, was die Studierenden aufgrund ihrer Ausbildung
in der Universität schon wissen und können sollten, und was wir von ihnen
verlangen können oder sollten. "da fände ich gut, dass wir wissen , Studentin so
und so ist in dem soundsovielten Semester, in diesem Fach biblische Geschichte
bei mir hat sie schon das und das gemacht und das und das, und das Praktikum
jetzt soll ganz konkret diesem Zweck dienen, das würde mir schon sehr helfen"
Es gab auch Unsicherheit darüber, wie weit Praktikant/inn/en von den
Lehrer/inne/n Rückmeldungen über deren Unterrichtsversuche, deren Interaktionen
mit der Schüler/innen oder deren Wirkung auf sie , erhalten sollen oder ob
Lehrer/innen generell Supervisionsaufgaben wahrnehmen sollten. "ich denke, was
grad dieser Studentin , die zumindest wir hatten, gut getan hätte, wär, dass
jemand auch zu ihrer Person etwas sagt, - also, wenn man nach dem vierten
Semester, glaube ich war sie, ein Praktikum macht und vor der Klasse steht und
man merkt, das ist von der Persönlichkeit her so schwierig, weil man so gehemmt
ist, dann wär es einfach gut, da wär jemand, der würde ihr das spiegeln. Aber
das habe ich nicht als meine Aufgabe gesehen."
Die Lehrer/innen waren generell der Meinung, dass nach dem Unterricht sowohl
über ihren eigenen als auch über Unterricht von Praktikant/inn/en gesprochen
werden sollte. Der Austausch darüber war ihnen sehr wichtig. Sie bedauerten,
dass dafür auf ihrer Seite häufig keine Zeit vorhanden war, und sie waren
resigniert bis ärgerlich oder auch enttäuscht oder auch verunsichert, wenn es
den Studierenden an Zeit fehlte. "es fehlte auch so’n bisschen an Zeit, sich mit
ihr dann noch mal wieder hinzusetzen und die Stunden vorzubereiten, da war sie
dann entweder nicht da, oder es hat zeitlich irgendwo nicht mehr gepasst und die
war jetzt im vierten Semester und sie war sehr gehemmt und schüchtern und hat
sich doch sehr stark an der Kreide festgehalten, hat kaum mit den Schülern
interagiert mit denen nur sehr, sehr wenig gesprochen und ich hätte ihr an
manchen Stellen liebend gern die Kreide aus der Hand genommen"
"sie saß nur drin und hat geschrieben, keinerlei Gespräche fanden eigentlich
statt, weil sie immer hinterher weg musste, aber sie hat auch keine Möglichkeit
gesucht, mal hinterher irgendwie ein anderes Gespräch zu suchen."
"Wenn sie völlig unvorbereitet losmarschieren und einfach nur ihren Bericht
schreiben, gut dann ist das was anderes, aber ich denke, wenn die Lehrer werden
wollen, müssen sie sich damit auch ernsthafter auseinandersetzen. Das geht
nicht, dass ich einfach nur da sitze."
"ich fand das ganz seltsam, wenn jemand hinten im Unterricht sitzt und die ganze
Zeit nur schreibt und man weiss gar nicht genau, was schreiben die da
eigentlich".
"ich nehm’ sie nun mit, aber davon hatte ich mir mehr erhofft"
Es gab auch Kritik am Verhalten der Praktikant/inn/en. "es kam mir vor wie
eine Art Selbstbedienungsladen, ich komm mal mit und guck und ansonsten geh ich
wieder"----- man ist hier wie so’n Krämerladen. oder "ich hätte schon nett
gefunden so wenn die zum Beispiel wenigstens tschüss sagen, wenn sie gehen" (Die
Praktikant/inn/en, die wir darauf ansprachen, meinten, sie hätten nicht stören
wollen)
Es wurde auch mangelndes Interesse oder Initiative der Praktikant/inn/en
beklagt "was mich generell gewundert hat, war eigentlich, dass sie so wenig
gefragt haben. Also ich hatte mehrere, so 4 oder 5 im Laufe der Zeit, und die
kamen, und haben gefragt, ob sie mit rein dürfen, ich hab ja gesagt, und dann
setzten die sich dahin und warteten und damit war das Thema eigentlich auch
gegessen. Die haben nicht mal gefragt, was ist das für eine Klasse, was passiert
jetzt, was ist jetzt irgendwie Thema und auch nach der Stunde hab ich die
mehrfach gefragt, ja, ob es ihnen denn gefallen hat, "ja, ja, war -- , war nett"
"Also, - --von denen kam sehr, sehr wenig."
"die Vorstellung hatten sie, glaube ich, überhaupt gar nicht, dass sie sich da
sich irgendwie dazu äußern sollten."
"von alleine - kam da nichts", ich musste immer genau sagen, wenn sie im
Unterricht etwas machen sollten" - - - Praktikant darf kein "31. Schüler" sein.
Das Verhalten der Praktikant/inn/en wurde nicht unbedingt als Unwille oder
Drückebergerei interpretiert, sondern eher als Zurückhaltung "Verstehen sie das
nicht so als eine Art Einmischung?" oder Unsicherheit "Die haben schon da noch
ziemlich große Hemmungen, denke ich auch so, da auch was zu machen, also
einige." oder auch als Angst "sie haben panische Angst hier zu den Kleinen zu
kommen, und dann möglichst eben halt auch, wenn es darum geht alleine was zu
machen, da zu scheitern, dass sie nicht wissen, wo das, wie das geht und was da
passiert, das trifft ganz besonders für die Hauptschule zu, dass ist also der
absolute Horrortrip dann."
Die Lehrer/innen, die für die Praktikant/inn/en als Mentor/inn/en fungieren,
erwarten von den Praktikant/inn/en Anerkennung für den Einsatz, den sie mit
deren Betreuung erbringen, und für den sie keine Entlastung oder Entschädigung
bekommen.
Den Studierenden muss klar sein oder klargemacht werden, dass die Zeit in der
Schule "mit genau so viel Arbeit , nur mit anderer Arbeit verbunden ist, als die
Zeit in der Uni. Und eh, wenn sie dazu bereit sind, dann kann man, finde ich,
immer Formen finden, wie man das ausgleicht, ich geb’ dir auch ‚ne Menge indem
ich mich ständig dazu setze und mir angucke, was die machen und erkläre usw.,
aber dann müssen die auch bereit sein, ihrerseits einfach Zeit zur Verfügung zu
stellen, da findet man dann schon was, was da möglich ist"
Lehrer/innen haben ihre Mentor/inn/en–Aufgabe durchaus unterschiedlich
wahrgenommen, es gab solche, die selbst initiativ waren, die Praktikant/inn/en
in ihren Unterricht eingebunden und ihnen Aufträge erteilt haben. Sie ließen die
Studierenden Übungsaufgaben und Arbeitsblätter entwickeln, sie ließen
Klassenarbeiten korrigieren oder gegenlesen, sie ließen sie Aufsicht bei
Klassenarbeiten führen, sie teilten die Klasse in zwei Halbgruppen auf und
übergaben die eine Hälfte dem/der Praktikant/in und ließen sie das vorbereitete
Thema bearbeiten, sie ließen Material für Gruppenarbeit herstellen oder
beschaffen, sie beauftragen sie, Unterrichtsstoff mit Schüler/inne/n, die
gefehlt hatten, nachzuholen, sie planten mit den Praktikant/inn/en den
Unterricht für die nächste Stunde und ließen dann den/die Praktikant/in
unterrichten, oder führten den Unterricht gemeinsam im Teamteachingverfahren
durch. Es gab Lehrer/innen, die die Praktikant/inn/en sehr gezielt an das
Unterrichten heranführten, "dass man dann die ersten Stunden selber hält, oder
auch Teile von Stunden, das ist gut, dass man (den Praktikant/inn/en) einfach
nur Teile von Stunden halten läßt, 10 Minuten, und dann mach ich weiter." Aber
es gab auch Situationen, wo die Studierenden, besonders bei Vertretungsstunden,
ins kalte Wasser geschubst wurden. Dies könne man aber nur mit Praktikant/inn/en
machen, die Schüler/inne/n etwas entgegensetzen können und robust genug sind,
Pannen zu verkraften und daraus zu lernen und deren Fähigkeiten man hinreichend
gut einschätzen kann.
Ich hatte ne Studentin, die sehr selbständig gedacht und gearbeitet hat, die
ein großes Sachwissen hatte und das konnte man in der Unterrichtseinheit
anschließend testen. Die war auch nicht überfordert, die hat das gerne gemacht.
Ist das ein schüchterner Mensch, der die Kreide nicht los lassen mag, dann darf
ich dem natürlich so ’ne Aufgabe nicht geben, dann ist dass vielleicht was
tolles, überhaupt erst mal 10 Min. in ’ner Klasse frei zu reden und dann
übernimmt der Lehrer wieder, aber wichtig ist, dass die sich selbst begreifen
als Leute, die hier eine einmalige Chance haben voranzukommen in der Praxis.
Wir hatte ja zwei, Lisa und ... Agnes, die haben wir gemeinsam Vertretung für
eine Kollegin in Geschichte machen lassen; die ist im Krankenhaus. Die haben
also jetzt, vielleicht 6, 7 Stunden mit einer zehnten Realschulklasse gemacht,
und als sie das erste mal so mitgekriegt hatten, dass da so’n paar so abgehauen
waren zum Schwimmen, und die hatten gar kein Schwimmen, da kamen sie noch mal
wieder zu mir und sagten, da sei kaum jemand da gewesen, oder seien einige nicht
da gewesen Ich habe mich dann da reingesetzt und gut - da war das denn sehr
ruhig da, sie kriegten aber zum Beispiel nicht mit, dass da einer so locker mal
während der Zeit dabei ging und seine Mandarine pellte und die Pelle so dann
irgendwo dahin legte, irgendwo so unter den Tisch. Sagt mal, habt ihr das denn
nicht gesehen? Wie der denn da die Dinger auch noch verteilte? faktisch nicht
gesehen, zu zweit! Sie waren so voll damit beschäftigt, was sie da machten. Der
Unterricht war nicht schlecht, im Prinzip, - aber dass sie solch eine
Schüleraktion übersehen!, davor haben sie natürlich auch Angst. Obwohl sie ja zu
zweit waren, befürchteten sie, dass sie da irgendetwas falsch machen. Alles in
allem waren die beiden wirklich nicht schlecht, sondern eher wirklich gut und
sie hatten ein richtiges aha-Erlebnis. Das würde die Kleine, die ihr da hattet,
nie im Leben hinkriegen. Das könnte die nicht.

4.3 Auswertung des Datenmaterials bezüglich der
Praktikant/inn/en
Bei diesem Punkt können wir uns kurz fassen, da die Ergebnisse der Auswertung
im wesentlichen das gleiche Bild zeigen, wie es in den Evaluationen zum Bremer
Halbjahrespraktikum zum Ausdruck kommt (Hoeltje et al. 2002 u. 2003).
Die Studierenden haben keine Einwände gegen die Unterzeichnung des Kontraktes
mit der Schule erhoben. Sie fühlten sich in den jeweiligen beiden Schulen gut
betreut, waren mit der Organisation des HP und dem Ablauf zufrieden, waren daher
sehr motiviert und haben sich somit mehrheitlich stark für Schüler/innen,
Unterricht und Schulleben engagiert. Alle Praktikant/inn/en berichten, dass sie
viel gelernt und ihre Kompetenzen bezüglich des Unterrichtens merklich
verbessert haben. Bis auf eine Ausnahme fühlten sich die Praktikant/inn/en in
ihrer Entscheidung, Lehrer/in werden zu wollen, bestätigt.
Die Studierenden entwickelten gute Kontakte zu den Schüler/inne/n. Sie wurden
von ihnen auch im Unterricht freundlich aufgenommen und als (lernende/r)
Lehrer/in akzeptiert. Die Schüler/innen folgten willig ihren Anweisungen und
Erklärungen und erledigten die vorgegebenen Aufgaben. In manchen Klassen
erhielten die Praktikant/inn/en sogar besonderes Lob von den Schüler/inne/n,
weil sie tollen Unterricht gemacht hätten und – weil die Schüler/innen sie "soo
o o nett" fanden.

5. Reflexionen des Teams
5.1 Organisation der Betreuung der Student/inn/en
Student/inn/en im Halbjahrespraktikum stellten eine ganz neue
Qualitätsanforderung an die Organisation von Schule als sie vor einigen Jahren
an die Schulen kamen.
Kamen bisher Student/inn/en in wohl abgestimmten und lange vorbereiteten
Unterrichtseinheiten für kurze, nur auf ihr Fach beschränkte Praktikumsanteile,
so waren die neuen Halbjahrespraktikant/inn/en völlig anders in das Schulleben
einzubinden.
Sie könnten dabei mehr mit den Referendar/inn/en verglichen werden als mit
ihren Vorgänger/inne/n. Damit greifen weitgehend auch die für die Referendar/inn/e/n
bewährten Handlungsschemata.
5.1.1 Einführung in das Kollegium und erster Stundenplan
Diese Langzeitpraktikant/inn/en müssen natürlich einem großen Kollegium
persönlich vorgestellt werden. Dazu werden sie in der ersten Gesamtkonferenz
(GK) zu einer kurzen Selbstvorstellung gebeten. Ab dann sind sie Mitglied der
GK. Gleichzeitig läuft die Bereitstellung eines eigenen Stundenplans, der ca. 14
– 16 Wochenstunden umfasst, in denen zunächst eine, maximal zwei Wochen nur
hospitiert wird. Dabei kann gewechselt werden zwischen einer Hospitation, in der
grundsätzlich eine Klasse begleitet wird und der Fachhospitation in den beiden
studierten Fächern. Sehr wichtig sind dabei die Aufgaben, die neben der reinen
Beobachtung vorgegeben sind. Das gilt vor allem für die pädagogisch orientierte
Begleitung einer Klasse. Es ist sehr nützlich, z.B. in der gleichen
Jahrgangsstufe unterschiedlich Bildungsgänge zu sehen, weil es zu weit
reichenden Diskussionsanlässen führt.
5.1.2 Reflexion der Hospitationseindrücke
Für die Student/inn/en sind die ersten Wochen an der neuen Schule vor allem
dadurch geprägt, dass sie mit dem Rollentausch Schüler <-> Lehrer vollauf
beschäftigt sind. Hier ist es absolut notwendig, wöchentliche Feedback-Runden
einzusetzen, in denen sie reflektieren können, was sie erlebt haben, wie sie
angesprochen wurden und wie sie reagiert haben.
Für diese festen "Jour-fixe-Termine" sollte die Schulleitung oder ein(e) für
die Betreuung der Student/inn/en eingesetzte(r) Schulmentor(in) zur Verfügung
stehen. Sie/er hat die Aufgabe, während des gesamten Praktikums die Rolle als
Bezugsperson zu übernehmen, damit jederzeit gewährleistet ist, dass im Falle von
Schwierigkeiten eine kompetente Ansprechperson gefunden wird.
Von diesem/r Mentor/in bzw. von der Schulleitung sollten auch die ersten eigenen
Unterrichtsversuche insofern vorbereitet werden, dass geeignete Kolleg/inn/en
ausfindig gemacht werden, die die Student/inn/en zu eigenen Unterrichtssequenzen
mit in ihre Klassen nehmen und mit ihnen auch eine - wenn auch kurze -
Nachbereitung durchführen.
5.1.3 Verbindlichkeit der Anwesenheit
Für einige Student/inn/en ist es zunächst offenbar nicht leicht, das starre
Stundenplankorsett mit seinen festen Anfangs- und Schlusszeiten der Schule zu
übernehmen. Daher muss ihnen von vornherein klar sein, dass abgesprochene
Hospitationen und Unterrichtsversuche verbindlich sind und nicht insofern
disponibel, weil man "schließlich nur hospitiert" oder "einen Unterrichtsversuch
unter Aufsicht durchführt". Das kann dadurch geschehen, dass die Student/inn/en
ihre Stundenpläne wochenweise abgeben.
5.1.4 Stufenübergreifender Einsatz
Alle Student/inn/en studieren in Bremen immer jeweils zwei Lehrämter: P / Sek
I oder Sek I / Sek II. Diese Tatsache muss sich im HP so niederschlagen, dass
von vornherein, am besten immer mit einer zweiten Schule kooperiert wird, die
aus der jeweils anderen Stufe stammt. So konnte im HP die Kooperation mit dem SZ
Walle (SII) mit dem SZ Findorff in dieser Weise genutzt werden. Die Student/inn/en
mit der Kombination Sek I / Sek II verbleiben jeweils etwa die Hälfte der Zeit
in der einen Stufe und wechseln in der Mitte des HP. Analog dazu arbeitet das SZ
Findorff in der Kombination P / Sek I mit den Findorffer Grundschulen insgesamt
zusammen.

5.2 Betreuung der Studierenden
Mein Anliegen bei der Betreuung der Studierenden im Schulzentrum war es, eine
Begegnung mit größtmöglichem Nutzen für beide Seiten herzustellen. Die
Studierenden sollten einen Einblick in die verschiedenen Facetten der
Schulwirklichkeit erhalten und sich auf unterschiedlichste Weise erproben
können.
5.2.1 Schule als Einsatzmöglichkeit für Ideen,
Engagement und Idealismus
Durch die Teilnahme an Schulveranstaltungen wie Zirkus, Musical oder dem
Auftreten des Bläserensembles im Stadtteilbeirat schon während der
Praktikumsvorbereitungszeit wurde den Studierenden deutlich, welche Bedeutung
derartige Veranstaltungen für die Schüler/innen haben in Bezug auf ihre
individuelle Entwicklung und Beziehung zur Schule. Sie konnten beobachten,
welchen außerordentlichen Einsatz Lehrkräfte leisten, um Fähigkeiten in einem
Bereich zu fördern, der nicht ausschließlich auf Wissensvermittlung ausgerichtet
ist.
Ihnen wurde deutlich, dass zur Ausbildung einer/s Lehrer/in/s nicht nur der
Erwerb von Fachkompetenz in zwei Unterrichtsfächern gehört, sondern im Beruf
durchaus auch andere Fähigkeiten zum Einsatz kommen können.
Praktische Erfahrungen dahingehend konnten sie sammeln, indem sie selber
einen Wahlpflichtkurs innerhalb des 5. Jahrganges anboten. Erfreulicherweise
nutzten alle Studierenden die Chance, selbstständig einen Kurs durchzuführen,
der durchaus von den Studieninhalten abwich. So boten sie mit den Themen wie
Mittagessenkochen, Töpfern, Buchschreiben und Ballspiele Themen aus dem Bereich
ihrer Hobbies an. Für die Schule waren diese Kurse eine Bereicherung, die von
den Kindern des 5. Jahrganges gerne angewählt wurden. Die dadurch entstandene
Vielfalt wurde auch von Eltern lobend hervorgehoben. Zur Erleichterung ihrer
Arbeit wurde die Teilnehmerzahl begrenzt und die Studierenden boten die Kurse zu
zweit oder dritt an, so konnten sie sich bei der Durchführung der Vorhaben
gegenseitig unterstützen und die Erfahrungen gemeinsam reflektieren. Die
Schüler/inn/en nahmen das ungewöhnliche Angebot begeistert an und waren mit dem
Einsatz der jungen Leute sehr zufrieden. Den Studierenden wurden auf diese Weise
Erfahrungen ermöglicht, die in dieser Kontinuität, Gestaltungsmöglichkeit und
Verantwortung wohl einmalig waren. In vielen Begleitveranstaltungen - vor allem
am Anfang - waren ihre Erlebnisse ein Mittelpunkt des Erfahrungsaustausches und
gleichzeitig Anlass, sich mit pädagogischen Fragestellungen wie
Disziplinproblemen, Koedukation, Motivation etc. zu beschäftigen.
5.2.2 Schulalltag
Gerade in der Hospitationsphase war der so genannte heimliche Lehrplan
Beobachtungs- und Reflexionsgegenstand. Dabei ging es sowohl um das bewusste
Wahrnehmen des äußeren Rahmens, in dem der Unterricht abläuft, wie der
Gestaltung des Klassenraumes als auch um das Beobachten von ausgesprochenen und
unausgesprochenen Regeln innerhalb der Klasse und des Lehrerverhaltens. Häufig
wurde der Umgang mit Konflikten als Schwierigkeit herausgestellt. In der
Begleitveranstaltung erlebten die Studierenden durch theoretische Ausführungen
und praktische Übungen wie man durch Stärkung der kommunikativen Kompetenz auch
die Fähigkeit zum Umgang mit Konflikten erweitern kann. Das Bewusstwerden und
die Stärkung der eigenen Persönlichkeit wurde als konstitutives Element für
eine/n "gute/n Lehrer/in" erlebt.
5.2.3 Unterricht
Wichtiger Erfahrungsgegenstand war für die Studierenden der Unterricht
selbst. Die Vorbereitung der einzelnen Unterrichtsvorhaben und ihre Auswertung
fand jedoch schwerpunktmäßig im Rahmen der Fachdidaktik statt. In der
Begleitveranstaltung ging es um die allgemeine Reflexion verschiedener Methoden
und ihrer Einsatzmöglichkeiten. Das Ausprobieren von Übungen aus dem Bereich der
Sozialerziehung trug wesentlich zum Herstellen eines guten Gruppenklimas bei.
Die Unterstützung durch die Studierenden erleichterte für mehrere Lehrkräfte
die Gestaltung besonderer Projekte. So begleiteten sie Ausflüge in Museen, in
Archive, ins Kino oder auf die Kinder- und Jugendfarm. Sie übernahmen die
Betreuung von Gruppenarbeiten und ermöglichten eine Klassendifferenzierung bei
besonderen Vorhaben.
5.2.4 Schulentwicklung
U.a. durch Teilnahme an Konferenzen sollten die Studierenden Gelegenheit
bekommen, die Schule nicht als etwas Gegebenes sondern Veränderbares kennen zu
lernen. So konnten sie den Einsatz des Schulbarometers, eines
Evaluationsverfahrens, von seiner Konkretisierung über die Durchsetzung in den
einzelnen Gremien bis zu seiner Auswertung verfolgen. Bei der Eingabe der Daten
im Internet sowie der Verschriftung von Bögen konnten sie hilfreich tätig
werden.
5.2.5 Erwarteter Nutzen für mich
Für mich bedeutet die Arbeit mit den Studierenden eine Ausweitung meiner
pädagogischen Arbeit. Es macht mir großes Vergnügen, mein Engagement für die
Arbeit mit den Schüler/innen und die in so langer Tätigkeit gesammelten
Erfahrungen weitergeben zu können. Dabei ist es mir wichtig, den Studierenden
deutlich zu machen, dass meines Erachtens eine Begeisterung für die Arbeit mit
jungen Menschen Grundlage für freudvolles Arbeiten ist. Gleichzeitig möchte ich
ihnen zeigen, dass es, um die Anforderungen der heutigen Schulwirklichkeit zu
bewältigen, über eine Fachkompetenz hinaus einer pädagogischen Kompetenz und
einer kontinuierlichen Arbeit an der eigenen Persönlichkeit bedarf. Die
Lebendigkeit und das Interesse der Studierenden sowie ihre Rückmeldungen und
Einschätzungen zur Situation in der Schule sind mir eine wertvolle Anregung. Ihr
tatkräftiger Einsatz bei der Begleitung von Unterrichtsvorhaben erleichtert mir
die Arbeit.

5.3 Gewinne der Schulen, die aus dem Einsatz der
Praktikant/inn/en erwachsen sind
Reflexionen mit Fachkolleg/inn/en über neuere bzw. "eingefahrene
Unterrichtsmethoden (Stationenlernen, Team-Teaching, handlungsorientiertes
Lernen, u. a.)
-
Beobachten und herausfinden von sozialen Strukturen während des
Unterrichts
-
Evaluationsmöglichkeiten zum eigenen Unterricht mit Hilfe der Praktikant/inn/en,
z.B. Evaluation von Projektarbeit
-
Nutzung der Kenntnisse von Praktikant/inn/en mit Migrationshintergrund z.
B. Vermittlungshilfe eines türkischen Praktikanten bei Konflikten eines
türkischen Schülers mit Schule und Elternhaus - auch der Einsatz von zwei
"nativ speakers" im Sprachunterricht war ein großer Glücksfall, da sie nach
Aussage der beteiligten Kolleg/inn/en eine große Bereicherung im
Sprachunterricht darstellten.
-
Vertretungsunterricht für kranke oder verhinderte Kolleg/inn/en
-
Beaufsichtigung von Aufgabenhilfen
-
Entwicklung und Durchführung von Kompensationseinheiten
-
Entlastende Unterstützung während praktischer Übungen in den
Naturwissenschaften oder im Sport
-
Vorstellung moderner Sportarten durch die Praktikant/inn/en sowie Einsatz
aktueller Methoden in der Vermittlung sportlicher Fertigkeiten
-
Übernahme von Test- und Klausurplanung nebst deren Auswertungen durch die
Praktikant/inn/en
-
Unterstützung von Projektarbeit und Gruppenarbeit
-
Hilfe bei Schüler/innen-experimenten im Unterricht.
-
Aufteilung der Aufsicht bei mikroskopischen Untersuchungen und
biochemischen Experimenten an der Hochschule Bremen
Neben den hier aufgelisteten Einsatzmöglichkeiten für Praktikant/inn/en, mit
denen wir schon gute Erfahrungen gemacht haben, möchten wir noch weitere
Vorschläge machen, die wir ebenfalls als sehr produktiv einschätzen würden.
-
Analog zum Einsatz der Praktikant/inn/en im SZ Findorff in den
Wahlpflichtkursen lässt sich an unserem Schulzentrum ein Einsatz im
Förderunterricht und zur Kompensation von Fehlzeiten im Unterricht unter
Anleitung von Fachlehrer/inne/n innerhalb ausgewählter Kurse vorstellen.
-
Einsatz in der Schulbücherei
-
Einsatz in der naturwissenschaftlichen Sammlung
-
Unterstützung bei der Nutzung von Computern
-
Unterstützung bei der Arbeit im Verwaltungsbereich
-
Betreuung von Schüler/inne/n während Freistunden im Fitnessraum, im TV
oder im Internetraum
-
Betreuung oder Unterstützung von Medienprojekten
-
Mitarbeit bei der Betreuung durch den schulpsychologischen Dienst

5.4 Freiheit versus Verbindlichkeit in der SI
Während der Begleitung der Studierenden hat es sich als wichtig
herausgestellt, auch für die Praktikant/inn/en Verbindlichkeiten festzulegen und
deren Einhaltung zu kontrollieren.
So unterschrieben sie am Beginn des Praktikums einen Vertrag, in dem sie sich
verpflichteten pro Woche 20 Stunden für die Schule tätig zu sein. Diese
Stundenzahl beinhaltete sowohl Hospitations- und Unterrichtsstunden als auch
Zeiten für Besprechungen, Teilnahme an Konferenzen und Vorbereitungszeit, die zu
Hause oder in einer Bibliothek verbracht werden konnte. Außerdem verpflichteten
sich die Studierenden, ihre Erfahrungen in einem Bericht zu dokumentieren.
Dieser Bericht soll für die Schule eine Rückmeldung sein.
Obwohl der Vertrag einen ca 12 stündigen Unterrichtsbesuch beinhaltete, hat
es sich als erforderlich herausgestellt, einen Wochenplan anfertigen zu lassen
und ihn zeitnah zu erbitten. Dieser Wochenplan konnte auch gleichzeitig als
Gesprächsgrundlage zur Auswertung aktueller Probleme dienen. In einem Gespräch
mit Studierenden und Lehrer/inne/n wurde die Kontrolle des Wochenplanes durch
Abzeichnen der jeweils besuchten Lehrkräfte als unnötige, teilweise sogar als
Bevormundung empfundene, Maßnahme abgelehnt.
Zur Auswertung größerer Zeiträume ist eine Zusammenschau, z.B. die für den
Bericht entwickelte Auflistung, hilfreich. Es empfiehlt sich vor den
Herbstferien eine solche Zusammenstellung anzufertigen. So kann man leicht
erkennen, in welcher Alterstufe, Schulart oder bei welcher Lehrkraft der
Arbeitsschwerpunkt lag und das Einsatzgebiet möglicherweise verlagern oder
erweitern, um einen umfassenden bzw. vertiefenden Einblick zu ermöglichen.
Etliche Lehrkräfte beklagten sich über fehlende Verbindlichkeit der mit ihnen
gemachten Absprachen. Sie forderten besseres Informiertsein über Länge und
Arbeitsauftrag des Unterrichtsbesuches und konnten spontane Änderungen nicht gut
akzeptieren. Die von den Studierenden z.T. in Anspruch genommene Freiheit, sich
spontan umzuentscheiden, erweckte bei den Lehrkräften den Eindruck eines
Selbstbedienungsladens.
In diesem Fall scheint es erforderlich, den Wochenplan schon im Voraus mit
den beteiligten Lehrkräften abzusprechen. Falls sich dann Gründe zu einer
Änderung ergeben, sollten die Lehrer/innen vorher informiert werden.
Ein Problem der fehlenden Absprachen bildeten die Krankmeldungen. Die
Studierenden wurden zwar dringend gebeten, sich im Sekretariat abzumelden, diese
Meldung gelangte aber oft nicht zu den beteiligten Lehrkräften. Abhilfe kann
hier eine Eintragung im Vertretungsplan oder auf einem daneben gehängten
Extrablatt leisten.
Das Einhalten von geforderten Verbindlichkeiten fiel den Studierenden um so
leichter, je verantwortlicher sie sich für die Situation, das heißt je
"gebrauchter" sie sich fühlten. So berichteten mehrere Lehrkräfte über
unerklärtes Fernbleiben von angesagten Hospitationsstunden, über die keine
weiteren Vereinbarungen getroffen worden waren. Hatten die Studierenden aber
bestimmte Aufgaben übernommen, führten sie diese auch ausgesprochen
verantwortungsbewusst aus. So kam eine Studentin mit Schal und Halsbonbons zu
einer von ihr übernommenen Vertretungsstunde, ein Student humpelte neben einer
Gruppe, für die er die Verantwortung übernommen hatte, durch ein Museum und ging
erst anschließend zum Arzt.
Ganz deutlich fühlten sich alle Studierenden für die von ihnen immer im Team
übernommenen Wahlpflichtkurs-Stunden verantwortlich. Keine einzige Stunde musste
abgesagt werden. Als ein Student einmal unvorhergesehener Weise nicht pünktlich
kommen konnte, schickte er kurzerhand seine Freundin, die den Kindern die
Verspätung erklärte und gemeinsam mit ihnen wartete.

5.5 Freiheit und Verbindlichkeiten der Praktikant/inn/en
in der SII
Wir sind der Ansicht, dass ein größtmögliches eigenständiges und kreatives
Planen der Praktikant/inn/en im Sekundarstufenbereich II deren Berufsbild
positiv beeinflusst und somit zu selbstverantwortlichem Handeln anregt. Dieses
Konzept wurde von einigen Kolleg/inn/en, die mit den Studierenden
zusammenarbeiteten, sogar explizit gefordert.
Die Praktikant/inn/en sind im Großen und Ganzen diesem Ansatz gefolgt und haben
unseren Erwartungen entsprochen. Nur in wenigen Ausnahmesituationen musste den
Praktikant/inn/en deren Verpflichtungen erneut verdeutlicht werden.
Immanente Kontrollen ergaben sich automatisch, sowohl durch das Führen der
Kurshefte als Grundlage für Stundenprotokolle und Leistungsnachweise, als auch
durch die ständigen Rückkopplungen sowie durch eine konkrete Zuordnung zu
bestimmten, engagierten Fachkollegen, sodass man sagen kann, dass die
angebotenen Freiheiten und Selbstständigkeiten der Praktikant/inn/en positiv
aufgenommen wurden und deren Engagement gefördert haben.
Die Freiheiten im Planen und Handeln waren nur dann eingeschränkt, wenn die
Sicherheit der Schüler/innen nicht mehr garantiert war. Deshalb waren Absprachen
über den Unterrichtsverlauf dann nötig, wenn in der folgenden Stunde spezielle
physikalische, biologische, chemische Experimente oder sportliche Übungen
geplant waren. (Planung von Experimenten im Physikunterricht mit elektrischem
Strom, Einsatz von temperaturabhängigen Versuchen im Biologieunterricht oder der
zwar gewünschte, aber nicht genehmigte Einsatz des kleinen Trampolins im
Basketballunterricht).
Selbstverständliche Verbindlichkeiten, die sich aus organisatorischen Gründen
ergeben, mussten sowieso gewährleistet sein (Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit,
Zuverlässigkeit bei der Planung im Team) und wurde von den Praktikant/inn/en
nicht als Zwang empfunden.
Da die Verpflichtungen zu außerunterrichtlichen Veranstaltungen bereits in
den Richtlinien für die schulpraktischen Studien eingefordert werden, und die
Praktikant/inn/en an diesen Aktionen natürlich stark interessiert waren, da sie
ja bislang nur begrenzt zu ihren eigenen schulischen Erfahrungen zählten, haben
sie diese Verpflichtungen ohne zusätzliche Aufforderung erbracht.
In diesem Zusammenhang nahmen die Praktikant/inn/en unter anderem an
folgenden Veranstaltungen teil:
-
Informationsabend für Eltern, deren Kinder sich im 10. Jahrgang befinden
und sich über unsere Fachangebote erkundigen wollten. (In diesem Zusammenhang
haben die Studierenden beim Aufbau und der Durchführung von
Demonstrationsexperimenten mitgeholfen.)
-
Anwesenheit bei Informationsabenden für die Eltern der Schüler/innen und
Schüler des 11. Jahrgangs
-
Anwesenheit bei Abteilungskonferenzen
-
Anwesenheit bei Beratungsgesprächen zur Kurswahlen der Schüler (11.
Jahrgang)
-
Anwesenheit bei Beratungsgesprächen zur Abiturqualifikation (12.
Jahrgang).
-
Anwesenheit bei Disziplinarkonferenzen
-
Anwesenheit bei einer Theateraufführung der Schüler
-
Unterrichtsübernahme, wenn der/die Fachkolleg/e/in krank oder verhindert
war
-
Nachhilfe und Unterstützung bei Fördermaßnahmen
-
Erstellung von Übungsaufgaben
-
Mithilfe im Praxislabor der Hochschule, bzw. der Universität
-
Teilnahme eines eigenen Teams beim Schul-Volleyball-Turnier

6. Teamteaching und Teamentwicklung
Die Idee der Teambildung zwischen Mentor/in und Praktikant/in war für alle
Beteiligten durchaus nicht selbstverständlich, sie wurde im Gegenteil mit sehr
viel Skepsis aufgenommen.
Zu sehr herrscht das Bild der/s Lehrer/in/s vor, die/der allein vor ihrer/
seiner Klasse steht und mit ihr zurecht kommen muss, das durch die (all)tägliche
und langjährige Erfahrung gestützt wird. Beziehungen sind individueller Art,
Lehrer/innen sprechen von "ihrer" Klasse, praktisch nie von "unserer" Klasse
oder auch unseren Klassen. Die Einsicht, dass die Lehrer/innen, die gemeinsam in
einer Klasse unterrichten, miteinander kooperieren müssen, ist zwar vorhanden,
wird aber dennoch nur sporadisch umgesetzt und bedarf institutioneller
Regelungen, wenn es nicht bei Einzelereignissen bleiben soll. Eine
Feedbackkultur ist sowohl bei den Studierenden als auch bei den Lehrenden
untereinander sowie zwischen Praktikant/inn/en und Mentor/inn/en unzureichend
entwickelt.
Auf der Seite der Studierenden findet sich in aller Regel das gleiche
Lehrer-Bild. Für sie besteht der ultimative Eignungstest für den Lehrerberuf
darin, dass sie ihre selbst geplanten Unterrichtsstunden umsetzen können, dass
die Schüler/innen bereitwillig mitmachen (aufgrund ihrer Ansprache und ihres
Angebotes) und dass sie ihren Unterricht interessant und nicht langweilig
finden. Sie möchten von den Schüler/inne/n als Person akzeptiert und als
Autorität anerkannt werden.
Dennoch haben sich die Schulbegleitforschungsteams mit den Problemen der
Teambildung, insbesondere zwischen Mentor/in und Praktikant/inn/en auseinander
gesetzt. Ihre Erfahrungen und Resümées sind in den folgenden Abschnitten
wiedergegeben.

6.1 Teamentwicklung zwischen Mentor/in und Praktikant/inn/en
Für das Gelingen einer erfolgreichen Praktikumszeit spielte die
Zusammenarbeit bis hin zur Teambildung zwischen Fachlehrer/inne/n und
Praktikant/inn/en eine wichtige Rolle.
Eine Teambildung entwickelte sich hauptsächlich über ein gemeinsames Fach.
Praktikant/inn/en, deren Fächer mit denen der Mentor/inn/en übereinstimmten,
fanden leichter Gemeinsamkeiten mit den betreuenden Fachlerer/inne/n, da die
Fachsprache und die gemeinsame Behandlung didaktisch-methodischer Aspekte die
Kommunikation erleichterte.
Gespräche und Auseinandersetzung zu ausgewählten Themen führten zur
gegenseitigen Inspiration in der Unterrichtsplanung und der
Unterrichtsgestaltung. Eine mögliche Kooperation zweier Praktikant/inn/en zu
einem Thema stärkte deren Position und erleichterte das Fachgespräch mit
betreuenden Lehrer/inne/n.
Weiterhin können die folgenden Hinweise die Entwicklung zu einem Team
förderlich beeinflussen:
-
Anfangs helfen kleine, nicht zu komplexe Aufgaben, den Praktikantinnen und
Praktikanten die Angst vor der Klasse zu nehmen und deren Selbstvertrauen zu
stärken.
-
Eine Bereitstellung eines reservierten Raums für persönliche Dinge im
Fachbereich bietet das Gefühl der Zugehörigkeit.
-
Regelmäßige Zusammenkünfte mit Reflexion über die eigene Arbeit baut
Distanz ab.
-
Einbeziehung jüngerer Kolleg/inn/en ins Team hilft ebenfalls die Distanz
zu den "alten" Kolleg/inn/en zu reduzieren.
Erschwernisse in der Teamentwicklung ergeben sich nach dem oben gesagten
logischerweise durch:
-
Fachfremdheit.
-
Persönliche Ressentiments gegenüber jungen Mitarbeiter/inne/n
-
Prinzipielle Ablehnung wegen erwarteter Mehrarbeit
-
Überforderung der Praktikant/inn/en durch zu hohe und komplexe Aufgaben.
-
Zeitmangel verhindert das gemeinsame Besprechen von
Unterrichtsbeobachtungen und ergibt sich dann, wenn der fortlaufende
Unterricht ansteht, wenn ein Standortwechsel zu einer anderen Schule erfolgen
muss, wenn Praktikant/inn/en zur Universitätsveranstaltung wechseln müssen
oder wenn andere organisatorische Zwänge auftreten (Kurshefte aktualisieren,
Schülerfragen während der Pausen beantworten, Stundenplanänderung, Material-
oder Medienbeschaffung während der Pause, Vorbereitung von Experimenten).
-
Zu einer Behinderung der Kooperation kommt es auch durch reines Absitzen
der Pflichtstunden, durch unregelmäßige Unterrichtsteilnahme, wenn kein
persönliches Einbringen der Praktikant/inn/en in den Unterricht erfolgt oder
wenn kein Gespräch und Auseinandersetzung gesucht wird.

6.2 Tiere in Klasse 5, eine gelungene Kooperation zwischen
Praktikanten und Mentorin
Ich hatte im Herbst 2003 im Rahmen des Halbjahrespraktikums die Gelegenheit,
mit drei Biologiestudenten die Unterrichtseinheit "Tiere" in einer 5. Klasse mit
33 Schüler/innen zu unterrichten.
Diese Zusammenarbeit bedeutete für mich eine ernorme Entlastung. So
unterstützten sie mich durch ihre Begleitung auf Ausflügen mit Bus und Bahn zur
Kinder- und Jugendfarm, zu den Polizeihunden und zum Tierheim. Dafür hätte sonst
eine zweite Lehrkraft freigestellt werden müssen. Durch ihren lockeren und
ungezwungenen Umgangston mit den 5.-Klässler/inne/n trugen sie viel zur heiteren
Stimmung auf den Fahrten bei. (Dass die Mädchen sich auf der letzten Rückfahrt
Mühe gaben, die verschiedenen Vornamen den richtigen jungen Männern zuzuordnen
zeigt, dass sie den Umgang mit den jungen Leuten sehr genossen.) Schön war es zu
beobachten, wie verantwortungsvoll sie sich für die Klasse einsetzten. So
erklärte sich einer der Studenten vorsorglich bereit, auf einen Nachzügler zu
warten und mit ihm den nächsten Bus zu nehmen.
Entlastend war auch ihr Einsatz bei der Betreuung der Gruppenarbeit. Zwar war
bei der moderierten Referatgruppenbildung der doch nicht ganz biologische
Oberbegriff der "Käfigtiere" entstanden, die arbeitsteilige Arbeit war aber in
dieser Form nur möglich, weil die Studenten sich für "ihre" Gruppen
verantwortlich fühlten und die Kinder sehr zugewandt unterstützten. Die
Materialbeschaffung im Team war eine wirkliche Arbeitserleichterung.
In beiden Fällen ermöglichte mir der Einsatz der Studenten außerdem, die Kinder
aus einer ganz anderen Rolle zu beobachten und bei ihnen neue Verhaltensweisen
und Eigenarten zu entdecken.
Dies wurde noch deutlicher durch die Beobachtungsmöglichkeit der
Schüler/innen während einiger Unterrichtssequenzen, die von den Studenten
frontal durchgeführt wurden, denn "von hinten" wirken sowohl aufmerksames
Melden, wie auch penetrantes Stören des Nachbarn ganz anders. Die mit den
Kindern - aufgrund der so gemachten Beobachtungen - geführten Gespräche wirkten
sich sehr positiv auf deren Verhalten aus.
Eine wirkliche Bereicherung stellten auch die Gespräche zum Unterricht dar.
Die Fragen der zum ersten Mal mit der Lehrersituation konfrontierten jungen
Leute richteten sich sowohl auf die Form der Begrüßung als auch auf die
Verwendung von Unterrichtsmaterial und Unterrichtsmethoden. Es machte mir Freude
am konkreten Beispiel heimlichen und öffentlichen Lehrplan zu differenzieren und
scheinbar routinierte Abläufe in ihrer Absicht zu erläutern. Spannend war auch
der Austausch über z. T. recht unterschiedliche Schülereinschätzungen. So ließ
ich auch die Studierenden die Bögen zum Arbeits- und Sozialverhalten ausfüllen.
Deren Vergleich bildete eine gute Gesprächsgrundlage. Dass die Referate von
einer mehrköpfigen Jury anstelle von nur einer Lehrerin bewertet wurden, hatte
für die Schüler/inn/en eine besondere Qualität. Auch hier war das Vergleichen
der Punkteeinschätzungen höchst interessant.
Fehler einzugestehen fiel mir durch die zugewandte Art des
Miteinanderumgehens leicht, für die Studenten war das Feedback untereinander
mindestens so wichtig, wie meine Rückmeldung. Für sie war es äußerst hilfreich,
im Team vor der Klasse zu stehen und sich in der Verantwortung für das Geschehen
abwechseln zu können.
Natürlich bedeutete die intensive Zusammenarbeit mit Studierenden auch einen
erhöhten Zeitaufwand, der erscheint mir angesichts der lebendigen und
bereichernden Arbeit aber mehr als gerechtfertigt.

6.3 Teamteaching Student/in / Lehrer/in bedeutet für mich
als Betreuer/in u.a.:
-
Freude am gemeinsamen Planen
-
einen neuen Zugang zu den Unterrichtsinhalten
-
neues Wissen
-
Möglichkeit, etwas zu delegieren, Verantwortung zu teilen, mich selbst
zurückzunehmen
-
Schaffensfreude beim Betreten des gemeinsamen Neulandes
-
Teilnahme an "Erstbegegnungen, Idealistischem, Noch-nicht-routiniertem,
Aufregung
-
ein/e aufmerksame/r Beobachter/in, die/der den Rollenkonflikt noch nicht
abgeschlossen hat
-
kritische Teilnahme an der Lehrer/innen-rolle, die angesichts meines
Wirkens vielleicht doch fraglich oder aber auch erfüllend und anstrebenswert
erscheint (Vorbild?)
-
Auseinandersetzung mit einer Sicht aus der Anfängerperspektive, die ich
selber auch einmal gehabt habe. Das bedeutet Erinnerung und Wachrufen meiner
eigenen berufsspezifischen Sozialisation, Selbstreflexion.
-
Konfrontation mit unausgesprochenen oder ausgesprochenen kleinen und
großen Alltagsfragen, wie:
- wie begrüße ich die Schüler/innen?
- welche Rituale schaffe ich (Unterrichtsanfang, -ende, Hausaufgaben, …) ?
- wie schaffe ich Nähe?
- welchen Ton, welche Sprache wähle ich?
- wie kann ich belohnen / strafen?
- was ist mein heimlicher Lehrplan?
- wie viel Erklärung kann ich Kindern zumuten?
- lernen sie wirklich nur durch eigenes Tun oder durch eigenes Tun besser?
-
Beobachtungsmöglichkeiten meiner Schüler/innen, wahrnehmen z.B. von
- Drahtzieherverhalten
- Lernschwierigkeiten
- besonderen Stärken
- sozialer Kompetenz
- Motivation
- tatsächliche Arbeitszeit

6.4 Auszüge zum Teamteaching von der IGS Hermannsburg:
-
Nach einer relativ kurzen Hospitationsphase wurde eine UE (Absolutismus)
gemeinsam geplant: Hauptproblem dabei war die Stoffreduktion unter
Berücksichtigung der Lerngruppe. Dass darin ein immer wieder auftauchendes
Problem besteht, ergibt sich u. E. aus der Nähe/Distanz der Lehrenden zur
Lerngruppe: traut der/die Student/in trotz erster Einblicke in die
Lernfähigkeit der Gruppe dieser häufig zu viel zu, spricht der vertraute
Lehrer seiner Gruppe schon im Vorfeld manches an Fähigkeiten ab, was sich dann
doch fruchtbar für Lernprozesse machen lässt. Aus diesem Spannungsverhältnis
unterschiedlicher Einschätzungen lässt sich für die Lerngruppe bei
Aufgeschlossenheit der/s Lehrer/in/s positives ‚Lernkapital’ schlagen.
-
Sehr positiv im weiteren Verlauf von Unterrichtseinheiten war die
gemeinsam geplante Arbeit von Kleingruppen. Die Entlastung, die dabei alle
Beteiligten spüren, ermöglicht auch ein entspannteres Klima und
zufriedenstellendere Ergebnisse (z.B. Wandzeitungen oder Teilnahme am
Bundeswettbewerb für politische Bildung). Kreative Anstöße von Seiten der/s
Student/in/en werden aufgegriffen und in gestalterische Elemente umgesetzt.
Sie selbst hat sich bei der Beteiligung an Kleingruppenarbeit sehr viel
sicherer und akzeptierter erlebt, als wenn sie in Einzelphasen Erläuterungen
vor der ganzen Klasse geben musste.
-
Die Betreuung von Kleingruppen, die an verschiedenen Orten arbeiten (z.B.
Klassenraum / Internetrecherche in einem PC-Raum), bringt evidenterweise
ebenfalls eine deutliche Entspannung und Erleichterung für Lehrer/inn/en wie
Praktikant/inn/en. Wenn vorher die Arbeitaufträge und Raumverteilung
abgesprochen sind, wird eine Lernsituation herbeigeführt, die wiederum allen
Beteiligten sehr viel Spielraum für kreativeres, zufriedenstellenderes
Arbeiten ermöglicht.
-
Einen weiteren positiven Aspekt von Team-Teaching bieten Rollenspiele.
Thematisch vorbereitet und in Kleingruppen, die wiederum von Lehrer/in und
Praktikant/in betreut werden, eingeübt, ergibt sich fast selbstverständlich
ein deutlich verbessertes Ergebnis. Schüler/innen sind durch häufigere
persönliche Ansprache in der Übungsphase selbstbewusster, sicherer und
überzeugender in Mimik und Gestik und die zu vermittelnden Positionen sind
inhaltlich häufig besser, weil durch Gespräch / Befragung / Beratung seitens
des/rLehrer/in oder Praktikant/in substantieller.
Unser Fazit (bei sehr eingeschränkten Erfahrungen):
Die im SBF-Antrag formulierten Ziele lassen sich u. E. nur erfüllen, wenn die
Praktikant/inn/en im Rahmen ihrer universitären Ausbildung mit einem
Methodenrepertoire vertraut gemacht werden, mit dem ein innovatives Verändern
und Vorgehen ‚auf der Mikroebene pädagogischen Handelns’ überhaupt erst möglich
ist. Nur wenn diese Voraussetzung gegeben ist, lässt sich der im Antrag
formulierte Anspruch eventuell erfüllen.
Aus den Erfahrungen mit Praktikant/inn/en gerade aus dem Pilotprojekt ist uns
weiterhin deutlich vor Augen geführt worden, dass innovatives Vorgehen durch
Vorgaben, wie im Antrag formuliert, einengenden Charakter haben kann:
Team-Teaching kann eine Methode unter anderen sein. Sinnvoller wäre es nach
unserer Meinung, das Erarbeiten und Durchdringen schulischer Themen /
Sachgebiete / Tätigkeitsbereiche in Projektform durchzuführen, um innovatives
Lernen für alle am Lernprozess Beteiligten zu ermöglichen. Auch hier muss die
Universität einen vorbereitenden Beitrag während der Ausbildung leisten.
Klar ist auch, dass der zeitliche Aufwand für die beteiligten Lehrer/innen
wie auch die Praktikant/inn/en deutlich höher liegt als beim 'Einzelkämpfer'-Vorgehen.
Wir können dabei nur Erfahrungen aus dem Pilotprojekt anführen: in diesem Rahmen
haben sich zwei Studenten in umfassender Art und Weise eines Projektes
angenommen und mit großem zeitlichen Engagement aller Beteiligten zu einem
großen Lernerfolg geführt.

7. Problemfelder:
7.1 Aufgaben und Entscheidungsspielräume bzw. –befugnisse
von Schule und Universität.
Hier gibt es zunächst einmal Abgrenzungsprobleme, die das HP allgemein
anbetreffen, nämlich: Was hat die Schule zu leisten?, was die Universität?, was
das Referendariat?. Die Abstimmung des Curriculums für die Lehrer/innen-ausbildung
in Bremen (insbesondere im Hinblick auf die Neugestaltung des Referendariats)
zwischen 1. und 2. Phase macht sich insbesondere bezüglich der Ziele und
Anforderungen des HP bemerkbar.
Trotz der Vorgaben in den Richtlinien zum Halbjahrespraktikum, gibt es keine
klaren Anforderungen, denen Halbjahrespraktikant/inn/en zu genügen hätten. Es
gibt vielmehr ein breites Spektrum an Auslegungsmöglichkeiten, was der
Universität entgegen kommt, in den Schulen aber für Unsicherheit sorgt, weil
unklar ist, was die Praktikant/inn/en tatsächlich tun und erfüllen sollen und
welche Anforderungen man an sie stellen darf oder soll, so dass es schließlich
dem Tandem Lehrer/in – Praktikant/in überlassen bleibt, wie die Richtlinien zu
interpretieren sind, was wiederum den betroffenen Lehrer/inne/n große
Schwierigkeiten bereitet. Zum Beispiel:
-
Praktikant/inn/en sind der Schule gegenüber nicht berichtspflichtig.
Können Mentor/inn/en dennoch Schriftliches von den Praktikant/inn/en
einfordern, etwa Praktikumsberichte oder Unterrichtsvorbereitungen? Oder:
-
sollen die Leistungen der Praktikant/inn/en bewertet werden? von wem? nach
welchen Kriterien? Mit welchen Konsequenzen? Oder:
-
Wer stellt fest und übermittelt einem/r Praktikanten/in, dass er/sie für
den Beruf des/r Lehrer/s/in ungeeignet ist? Gibt es dafür ein Verfahren? Oder:
-
Gibt es ein Verfahren der Beratung, in der Empfehlungen ausgesprochen
werden darüber, in welcher Richtung oder Hinsicht, der/die Praktikant/in
weitere Lernschritte unternehmen sollte oder muss. Wird eine Entwicklung bei
solchen Kandidat/inn/en eingefordert und überprüft

7.2 Kooperation zwischen Schule und Universität
Die Kooperation zwischen Schule und Universität bezüglich des
Halbjahrespraktikums ist durch etliche Widersprüche und institutionelle Zwänge
gekennzeichnet.
Das HP steht unter der Verantwortung der Universität, die Studierenden leisten
es aber in den Bremer Schulen ab, so dass die Schulen de facto für das Gelingen
dieser Ausbildungsphase verantwortlich sind. Soll das einen Zwang zur
Kooperation erzeugen?
Schul- und Universitätskultur unterscheiden sich nicht unerheblich voneinander.
Das erschwert naturgemäß die Kooperation zwischen den Institutionen und vor
allem zwischen den davon betroffenen Menschen.
Mentor/inn/en fordern immer wieder, dass Hochschullehrer/inn/en sich in der
Schule blicken lassen und bei ihren Praktikant/inn/en im Unterricht hospitieren
sollen. Die Bewältigung des Universitätsalltags lässt den Professor/inn/en aber
effektiv keine Zeit für Unterrichtsbesuche, die in der Regel einen halben
Arbeitstag pro Schule in Anspruch nehmen, abgesehen davon, dass diese Tätigkeit
in keinster Weise auf das Lehrdeputat angerechnet wird. Den Hochschullehrer/inn/en
wird dies als Desinteresse ausgelegt, und da es immer wieder auch einige
engagierte, an der Lehrer/inn/en-bildung besonders interessierte Lehrende an der
Universität gibt, die dennoch mit Schulen zusammenarbeiten, sehen die Mentor/inn/en,
dass es scheinbar doch geht und kritisieren die Professeor/inn/en, die sich
nicht in die "Niederungen" der Schule begeben wollen.
Die Freiheit von Forschung und Lehre an der Universität ist Schulkollegien in
seiner Bedeutung und Berechtigung kaum vermittelbar. Lehrer/inn/en finden es i.
a. unverständlich, dass man Hochschullehrer/inn/en nicht vorschreiben kann,
welche Inhalte sie mit ihren Studierenden in Vorlesungen, Seminaren oder Übungen
zu bearbeiten haben und welche "Lernziele" sie verfolgen sollen, und dass man
sie nicht verpflichten kann, bestimmte Lehraufgaben zu übernehmen (Lehre ist
Aufgabe der Fachbereiche und wer welche Lehrgebiete und entsprechende
Lehrveranstaltungen übernimmt wird im Konsens ausgehandelt). Bezüglich des HP
bedeutet dies, dass es eine Vielfalt von Auslegungen gibt, was für die
Vorbereitung des HP dienlich ist, und welche Schwerpunkte in den
Begleitveranstaltungen gesetzt werden. Da die Dozent/inn/en, die an der Lehrer/inn/enbildung
beteiligt sind, an 7 verschiedenen Fachbereichen angesiedelt sind, ist eine
Konsensfindung in diesem Bereich kaum möglich, und auch das neue Zentrum für
Lehrerbildung kann letztendlich nicht in die Lehrhoheit der Fachbereiche
eingreifen. Für die Schulen bedeutet dies wiederum, dass jede/r Praktikant/in
mit unterschiedlichen Vorstellungen und Kenntnissen für das HP ausgerüstet ist
und es in der Tat unklar ist, worauf Mentor/inn/en bei ihrer Betreuung von
Studierenden aufbauen können.
Es bleibt zu hoffen, dass die Neuordnung der Praxisanteile in der Lehrer/inn/enbildung
im demnächst beginnenden Bachelor- und Masterstudium hier eine Verbesserung
bringt.

7.3 Praktikant/inn/en denen man abraten möchte, den
Lehrerberuf weiterhin anzustreben.
Sie sind eine besondere Belastung für das Kollegium, denn sie beanspruchen
besonders viel Betreuungszeit und strapazieren die Geduld der Schüler/innen,
ohne dass Verbesserungen im Unterricht oder im Umgang mit den Schüler/inne/n
erkennbar wären.
Zur Illustration sollen die Erfahrungen mit einem/r Praktikant/en/in etwas näher
geschildert werden. Charakteristischerweise war er/sie allein, d.h. hatte
keine/n Kommiliton/en/in, mit der/m er/sie sich während des Praktikums
austauschen konnte. Er/sie lief mit in der Praktikant/inn/engruppe der Schule,
unternahm aber darüber hinaus auch nichts mit den andern gemeinsam. Die anderen
Praktikant/inn/en erklärten, dass sie ihn/sie nicht ausgrenzen würden, sie
hätten nichts gegen sie/ihn, sie/er sei freundlich und hilfsbereit.
Die Hospitationen verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Er/sie ergriff
jedoch auch keine Initiative, sich im Kleinen mit den Schülern zu erproben oder
gar (auch nur für eine kurze Zeit) selbst zu unterrichten. Er/sie unterstützte
den/die Lehrer/in beim Austeilen von Materialien bei der Gruppenarbeit, sprach
auch gelegentlich mit einzelnen Schüler/inne/n.
Die Katastrophen ereigneten sich bei der Durchführung der vorgeschriebenen
Unterrichtseinheiten. In einem zehnten Schuljahr beschwerten sich die Eltern
über den Einsatz des/r Praktikanten/in und verlangten, ihn/sie aus dieser Klasse
abzuziehen, in anderen Klassen ereigneten sich ähnliche Unfälle, allerdings ohne
dass Eltern eingriffen. Lehrer/innen waren nicht mehr bereit, dem/r
Praktikanten/in ihre Klasse für Unterrichtsversuche zu überlassen. In einer
Hospitation des Mathematik-Unterrichts des/der Kandidaten/in in einem 5.
Schuljahr durch die Schulleitung und wissenschaftliche Begleitung warteten alle
auf den Beginn des Unterrichts. Der/die Kandidat/in kramte in seiner/ihrer
Tasche und seinen/ihren Unterlagen, heftete Zettel an eine Wand und wartete, bis
die Besucher schließlich ungeduldig wurden und auf einen Anfang drängten.
Der/die Kandidat/in antwortete, dass er/sie noch auf die Klassenlehrerin warte.
Diese saß jedoch schon seit einer Minute nach Stundenbeginn in der Klasse
zwischen den Schüler/inne/n an der Längsseite der U-förmigen Tischanordnung. Der
Unterricht verlief schleppend, es gab eine Wiederholung der letzten Stunde;
diese führte jedoch nicht auf das Thema der geplanten Stunde. Die Schüler/innen
sollten eine neue praktische Aufgabe durchführen, die Aufgabenstellung und die
Anleitung dazu waren jedoch unklar, es gab auch keine schriftliche Anleitung für
die geplante Paararbeit, etliche Schüler/innen hatten das benötigte Material
nicht dabei. Der/die Kandidat/in ging von Tisch zu Tisch, um die Schüler/innen
an die Arbeit zu bringen. Der/die Kandidat/in verlor die Zeit aus dem Blick, die
meisten Schüler waren fertig, aber es ging noch immer nicht weiter, und an eine
Auswertung, die dann schließlich auch unter Zeitmangel litt, wurde nicht
wirklich zu Ende geführt.
Die Nachbesprechung verlief unbefriedigend. Als grundlegendes Résumée stellte
das Hospitationsteam fest, dass der/die Kandidat/in vor allem mit sich selbst
beschäftigt war und die Schüler/innen nicht oder zumindest völlig unzureichend
im Blick hatte. Die Kommunikationsansätze des/r Praktikanten/in erreichte die
Schüler/inne/n nicht, dem/r Kandidaten/in war dies aber nicht aufgefallen.
Insgesamt fehlte dem/der Praktikanten/in eine realistische Einschätzung des
Stundenverlaufs. Auch im Gespräch war keine Einigung über einzelne Situationen
oder gar die gesamte Doppelstunde zu erzielen, der/die Kandidat/in hatte alles,
was die Beobachter schilderten, nicht bemerkt.
Mehrere Mitglieder des Schulbegleitforschungsteams haben mit der/m
Kandidatin/en Gespräche geführt, um mit ihr/m die weitere Zukunft zu besprechen
und ihr/m einen Wechsel des Studienziels nahe zu legen. Es schien uns erfolglos
zu sein. Er/sie wollte das Halbjahrespraktikum zu Ende führen, alle Auflagen
erfüllen und das erste Staatsexamen machen.
Alle beteiligten Lehrer/innen der Schule waren sich einig, dass diese/r
Praktikant/in als Lehrer/in ungeeignet sei, sich selbst und die Schüler/innen
nur unglücklich machen könne, und nur eine Plage für die Schule wäre, an der
er/sie dann dereinst landen würde, wenn er/sie denn eingestellt würde.

7.3.1 Der geschilderte Fall zeigt einige grundsätzliche
Probleme auf
Er verdeutlicht in diesem speziellen Fall noch einmal die Probleme einer
Kooperation zwischen Schule und Universität.
-
Das Halbjahrespraktikum soll die Studierenden zu einer Überprüfung ihres
Berufswunsches veranlassen, aber es sieht keine Eignungsprüfung vor.
-
Wie stellt ein/e Praktikant/in fest, dass er/sie für den Lehrerberuf nicht
(besonders) geeignet ist. Was lässt sich im Laufe der Ausbildung lernen, und
was aller Voraussicht nach nicht.
-
Wie lässt sich unterscheiden zwischen Praktikant/inn/en, die Mühe mit dem
Unterrichten haben und viel Unterstützung und Anleitung brauchen, aber sich
dennoch allmählich in die richtige Richtung entwickeln – und solchen, die
tatsächlich ungeeignete Kandidat/inn/en für den Lehrer/inn/en-beruf sind.
-
Das einheitliche Votum der Lehrer/innen und der Schulleitung hat keine
Konsequenzen.
-
Es gibt keine Auflagen, die im Laufe eines weiteren Lehramtstudiums zu
erbringen wären.
-
Es gibt keine institutionelle Beratungsinstanz, weder im Bereich der
Schulen, des LIS oder der Universität, die, professionell geschult, die
Ursachen für das Versagen vor der Klasse auch nur ansatzweise diagnostizieren
könnte oder würde.
-
Auch Therapieangebote, die helfen könnten, Verhaltensschwierigkeiten
aufzulösen, sind institutionell nicht vorgesehen.
-
Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie man denn das
Unterrichten lernt - außer: unterrichten lernt man durch unterrichten.
Eine Institution, die auf Ausbildung und Entwicklung von Menschen hin
ausgerichtet ist, tut sich in der Regel schwer, Personen als unfähig zu
bezeichnen, das Ausbildungsziel zu erreichen. Die endgültige Eignung oder nicht
Eignung mag sich vielleicht auch tatsächlich erst im Schulalltag herausstellen.
Aber ein/e ungeeignete/r Lehrer/in ist ein Verbrechen an den Schüler/inne/n, die
die vorherigen Entscheidungsschwierigkeiten der vorangehenden Institutionen und
deren Mitgliedern ausbaden müssen.
Ein/e für den Lehrer/inn/en-beruf ungeeignete/r Praktikant/in macht aber den
ihn/sie betreuenden Lehrer/inne/n sehr viel Mühe und stellt meist auch eine hohe
psychische Belastung dar. Wenn die Begleitung eines/r Praktikanten/in im großen
Ganzen mit geringer Stundenentlastung durchgeführt werden kann und die
Lehrer/innen sich mit Hilfe der Praktikant/inn/en an anderer Stelle auch
entlasten können, so trifft dies bei problematischen Fällen überhaupt nicht zu.
Solche Erfahrungen können und werden dazu führen, dass sich Lehrer/innen nicht
weiterhin freiwillig zur Betreuung von Praktikant/inn/en zur Verfügung stellen,
und das mit Recht. Hier muss es die Möglichkeit einer nachträglichen Entlastung
geben.

8. Zusammenfassung
Ergebnisse und Erfahrungen
8.1 Wann bringen sich Studierende in Unterricht und Schule
ein?
Schon der Kontrakt macht deutlich, dass die Ausbildung in der Schule und die
Bereitstellung von Lernmöglichkeiten ein Geschäft auf Gegenseitigkeit ist.
Darauf lassen sich die Studierenden bereitwillig ein, wenn sie die
Gegenseitigkeit erleben können, das Engagement der Kolleg/inn/en für Schüler,
Eltern und die Schule erfahren und auch ihre Bedürfnisse Berücksichtigung
finden.
-
Für die Studierenden ist es von äußerster Wichtigkeit von den Kolleg/inn/en
wahr- und freundlich aufgenommen zu werden, und zwar nicht nur von ihrem/r
Mentor/in, sondern von allen Kolleg/inn/en, sie möchten das Gefühl haben dazu
zu gehören und akzeptiert zu sein.
-
Die Studierenden wollen herausgefordert werden und sich im Ernstfall
erproben, ihre (bislang erworbenen) Kompetenzen testen. Sie möchten, dass man
ihnen etwas zutraut.
-
Studierende möchten ihre Ideen und Vorstellungen von Unterricht umsetzen
-
Es hilft ihnen, die Lehrer/innen-rolle zu übernehmen, wenn sie nicht nur
von den Schüler/inne/n, sondern auch vom Kollegium und den Mentor/inn/en als
Lehrer/in, als Kolleg/e/in wahrgenommen und angesprochen werden.
-
Dabei brauchen sie Beratung und Unterstützung, aber auch Rückmeldung und
Anerkennung.

8.2 Wie profitieren die Mentor/inn/en
-
Praktikant/inn/en hospitieren und geben ihre/m/r Mentor/in Rückmeldung
über ihre Beobachtungen. Studierende nehmen Schüler/innen häufig anders wahr
als ihr/e Lehrer/in, das gibt Anlass zur Reflexion, vielleicht zu Gesprächen
mit Schüler/inn/en und evtl. einen veränderten Zugang zu einzelnen Schüler/inn/en.
-
Mentor/inn/en vergeben gezielte Beobachtungsaufträge an die Hospitand/inn/en,
z.B. wie bestimmte Schüler/inn/en mit den gestellten Aufgaben zurecht kamen,
ob und welche Verständnisschwierigkeiten es gab, oder wie die Zusammenarbeit
in einer Schülergruppe funktionierte, was klappte, was nicht? Welche
Hindernisse/Störungen gab es.
-
Von der gemeinsamen Reflexion des Mentor/inn/en-Unterrichts profitiert
auch der/die Mentor/in. Indem die Mentor/inn/en den Praktikant/innen gegenüber
ihre Planungen, ihre Aktivitäten und Interventionen erläutern, die
Beobachtungen und Fragen der Praktikant/inn/en mit aufnehmen, erfolgt ein
intensives Nachdenken über das eigene Unterrichtshandeln und es entwickeln
sich Ideen für Verbesserungen; manchmal werden auch blinde Flecken erhellt.
Der unvoreingenommene Blick der Praktikant/inn/en kann eingeschliffene und
weniger günstige Unterrichtsroutinen infrage stellen und evtl. aufbrechen oder
(schwierige) Schüler aus einer anderen Perspektive wahrnehmen.
-
Praktikant/inn/en betreuen oder unterstützen einzelne Schülergruppen bei
der Gruppenarbeit.
-
Praktikant/inn/en besorgen fehlendes Unterrichtsmaterial, besonders
hilfreich ist dies, wenn es während des Unterrichts benötigt wird.
-
Praktikant/inn/en unterstützen Mentorinnen bei der Organisation und
Durchführung des Unterrichts, z.B. teilen sie Materialien aus, protokollieren
sie stichwortartig ein Unterrichtsgespräch, halten sie Arbeitsergebnisse aus
einem Unterrichtsgespräch an der Tafel fest, führen sie einen Film vor, zeigen
sie Illustrationen (Overhead, Dias) zum Thema, halten sie Schüler zur
Aufmerksamkeit oder Konzentration an.
-
Praktikant/in und Mentor/in unterrichten gemeinsam (teamteaching). Sie
planen den Unterricht gemeinsam und übernehmen während des Unterrichts
verschiedene Aufgaben und wechseln sich bezüglich der Aktivitäten (z. B.
Stundeneinführung, Erheben des Vorwissens, Lehrervortrag, Klassengespräch,
Erläuterung der Aufgabenstellung, Ideensammlung, Problemlösephase,
Ergebnissicherung etc.) ab. Praktikant/in und Mentor/in lernen voneinander
dadurch, dass sie sich in der gemeinsamen Situation gegenseitig beobachten.
-
Die Reflexion gemeinsam gehaltener Stunden vertieft diesen Lerneffekt.
Diese Konstellation ist besonders hilfreich, da Mentor/in und Praktikant/in
die Unterrichtssituationen aus der gleichen, nämlich der Innenperspektive des
Unterrichts wahrgenommen haben (Roth, W.-M, & Tobin, K.).
-
Teamteaching macht das Unterrichten für Praktikant/inn/en und Mentor/inn/en
stressfreier. Dadurch, dass beide Partner nicht gleichzeitig gleichermaßen in
das Unterrichtsgeschehen involviert sind, d.h. eine/r eine eher beobachtende
Funktion einnehmen kann, wird es möglich, manchmal einen Schritt zurück zu
treten und bei Störungen oder Zähigkeit des Unterrichtsverlaufs eine neue,
gezielte Initiative zu starten, die von der/dem direkt Agierenden nur schwer
oder gar nicht gefunden werden kann. Auch kann sich der Aktive explizit Rat
bei seinem/r Partner/in holen.
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Entlastung bringt es auch, wenn sich jede/r z.B. bei Gruppenarbeit nur um
die Hälfte der Schüler/innen kümmern muss.
-
Entlastung erfahren Mentor/innen durch ihre Praktikant/inn/en bei allen
besonderen Veranstaltungen, die den Normalunterricht ergänzen oder das
Schulleben betreffen, z.B. Klassenfahrten, Tagesausflügen, Exkursionen,
Klassenfesten, Sportfesten, Theateraufführungen, Projektunterricht,
Ausstellungen von Schülerarbeiten, etc.
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Die Betreuung eines/r Praktikanten/in reizt an, guten Unterricht zu machen
und etwas Neues auszuprobieren.
-
Praktikant/inn/en bringen neue fachdidaktische Konzepte mit, die sie
selbst in ihrem Pflichtunterricht realisieren oder gemeinsam mit ihrem/r
Mentor/in umsetzen können. Manchmal brauchen Praktikant/inn/en allerdings erst
eine Ermutigung, solche neueren Konzepte, mit denen sie sich befasst haben,
vorzustellen und zu erproben.

8.3 Wie profitiert die Schule?
-
Studierende beleben die Schule,
-
Die Schilderungen, wie sie die "neue" Schule erleben, kann ein Spiegel für
die Kolleg/inn/en sein, und Anlass geben, Regeln und Rituale zu überdenken,
oder Missständen abzuhelfen.
-
Studierende bringen besondere Fähigkeiten ein, z.B. indem sie
Arbeitsgemeinschaften oder Wahlpflichtkurse anbieten (naturwissenschaftliches
Experimentieren, Computer-AG, Volleyball-AG, Malkurs, Vorbereitung zur
Mathematik-Olympiade)
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Studierende engagieren sich bei der Hausaufgabenbetreuung.
-
Studierende führen Aufsicht, z. B. bei Klassenarbeiten, bei Stillarbeit,
vertreten den/die Mentor/in oder geben vertretungsweise Fachunterricht in
einer anderen Klasse allerdings mit Unterstützung eines fachfremden Lehrers.
-
Studierende bringen neue Ideen aus der Universität mit, sie bekommen
Gelegenheit sie mit den Kollegen zu teilen und wenn es passt, auch umzusetzen.
-
Studierende helfen aus, wenn eine Erwachsene Person gebraucht wird. (z.B.
um ein krankes Kind nach Hause zu bringen, oder ein verletztes zum Arzt oder
Krankenhaus.
-
Lehrer/innen lassen sich zunehmend auf den Hospitationsbesuch von
Praktikant/inn/en ein. Sie finden Gefallen daran, sich über ihren Unterricht
(einfach so) zu unterhalten. Natürlich wechselt das Gespräch auch zu anderen
Themen, aber das geweckte Interesse an den jungen, künftigen Kolleg/inn/en
bleibt, eine Bereicherung für die Gesprächspartner/innen und die Schule
insgesamt.
-
Aufgrund der wöchentlichen Gruppenbesprechungen mit den Praktikant/inn/en
erfahren die Mentor/inn/en und der/die Schulleiter/in sehr viel über die
inneren Abläufe in der Schule, die zum Teil erfreulich sind, aber manchmal
auch auf Abhilfe sinnen lassen.

9. Empfehlungen
9.1 Um ein reges und möglichst unkompliziertes Arbeiten
der Praktikant/inn/en zu ermöglichen,
-
sollten sie möglichst früh, am besten in einer Konferenz während der
Präsenztage, allen Kolleg/inn/en vorgestellt werden. Zusätzlich bewährt sich
ein Aushang, der die Praktikant/inn/en mit Foto, Namen und Fächern vorstellt.
-
Schon mit der ersten Gelegenheit sollte auch der Kontakt zur Schulleitung
und den Funktionsträgern (Medien- und Computerbeauftragte u.s.w.) vermittelt
werden.
-
Um eine frühe Selbstständigkeit zu erreichen, erweist es sich als
sinnvoll, dass die Praktikant/inn/en sobald wie möglich einen Schulschlüssel
und Kopiermöglichkeiten erhalten.
-
Die Mentor/inn/en sollten sich schon vor Praktikumsbeginn mit den
Praktikant/inn/en über deren fachliche Qualifikation und deren Erfahrung im
Umgang mit Jugendlichen im Gespräch informieren. Daraus könnten sich besondere
Fähigkeiten herauskristallisieren, deren Einsatz in der Schule sinnvoll wären.
(Übungsleiter in speziellen Sportarten, ehrenamtliche Tätigkeit in sozialen
Einrichtungen, Ersthelfer-Tätigkeit, Hobbies mit praktischem bzw.
naturwissenschaftlichem Hintergrund u. ä.).
-
Bei diesem Gespräch sollten Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und eine kurze
tägliche Rückkopplung mit einem der Betreuer festgelegt werden. Es empfiehlt
sich ein wöchentlicher Jour fix.
-
Die Mentoren sollten die begleitenden Fachkolleg/inne/n ebenfalls sehr
früh über die Ziele und Verpflichtungen der Praktikant/inn/en informieren, z.
B. :
- Aushändigen der Richtlinien für schulpraktische Studien und Besprechung der
folgenden Punkte:
- Anwesenheitsverpflichtungen der Praktikant/inn/en
- Vermittlung kleiner Aufgaben während des Unterrichts
- Einbeziehung der Praktikant/inn/en in die Vor- und Nachbereitung von
Unterrichtsstunden.
- Aushändigen von Fachbüchern und weitere Materialien
- Vorüberlegungen zur Planung möglicher Unterrichtseinheiten
-
Außerdem sollten gewisse Ängste oder Bedenken bezüglich von Mehrarbeit und
Unannehmlichkeiten mit dem betreuenden Fachkolleg/inn/en angesprochen und wenn
möglich abgebaut werden.
-
In diesem Zusammenhang sollte klargestellt werden, dass die Schule nicht
nur Verpflichtungen gegenüber den Praktikant/inn/en hat sondern auch Nutzen
aus deren Tätigkeiten an der Schule zieht.

9.2 Damit Mentor/inn/en bei der Betreuung von Praktikant/inn/en
möglichst ertragreich und entlastet arbeiten können
-
sollten sie sich darum bemühen, die Randbedingungen für eine fruchtbare
Kooperation mit den Praktikantinnen herzustellen.(vgl. Abschnitt
9.1)
-
sollten sie den Studierenden deutlich machen, dass die Zusammenarbeit (und
darin eingeschlossen die Betreuung) ein Geschäft auf Gegenseitigkeit ist, und
sich nicht scheuen, sich merkliche Entlastungen durch die Mitarbeit der
Praktikant/inn/en, entsprechend deren Möglichkeiten, zu verschaffen und diese
Unterstützung auch konkret einfordern.
-
Was dem/der Mentor/in am meisten nützt, kann nur sie/er selbst bestimmen,
und dies muss natürlich auch mit den Praktikant/inn/en abgestimmt werden.
Nicht jeder Wunsch oder jede Anforderung kann möglicherweise von einer/m
Praktikantin/en umgesetzt werden. Vorschläge für mögliche Aufgaben finden sich
unter den Abschnitten 9.2 sowie 5.2 u.
5.3.
-
Mentor/inn/en sollten es nicht versäumen, die gemeinsame Arbeit mit den
Praktikant/inn/en für die Reflexion der eigenen Unterrichtsarbeit zu nutzen
und als Lerngelegenheit für ihre eigene Weiterentwicklung als professionelle/r
Lehrer/in wahrzunehmen. Es bietet sich an, dabei auch Neues auszuprobieren und
Praktikant/inn/en als Helfer oder Beobachter einzusetzen.
-
Dafür brauchen sie auch eine angemessene zeitliche Entlastung.
Wenn an dieser Stelle der Nutzen betont wird, den Mentor/inn/en, Schüler/inn/
en und Schule durch die Einbindung von Praktikant/inn/en in die Arbeit in der
Schule haben, so ist doch klar, dass die Kooperation mit Studierenden auch
zusätzliche Zeit erfordert. Wenn Praktikant/inn/en Lehrer/inn/en auch zum Teil
entlasten, so besteht ein anderer Teil des Nutzens in verbesserter Qualität
von Unterricht und Schule, in gelungenem, anregenden Unterricht, in
zufriedenen und engagierten Schülern, in guten Lernergebnissen und in der
Vermehrung der eigenen Kompetenzen der Mentor/inn/en. Es wäre schade, wenn die
positiven Effekte solcher Arbeit wegen Zeitmangels nicht zustande kommen
könnten.
-
Die Betreuung von Praktikant/inn/en könnte z.B. als Teil der
verpflichtenden Fortbildung von Lehrer/inne/n anerkannt werden.

9.3 Ausbildungsbeauftragte/r
Um einen reibungslosen und ertragreichen Ablauf des Halbjahrespraktikums zu
gewähren, hat es sich herausgestellt, dass in der Schule eine Person benötigt
wird, die die organisatorischen und inhaltlichen Fragen, die mit der
Durchführung des Halbjahrespraktikums verknüpft sind, koordiniert und den
betroffenen Mentor/inn/en und Praktikant/inn/en vermittelt.
Eine solche Person sollte an jeder Schule gefunden werden und mit einer
Stundenentlastung von 3 bis 6 Stunden, je nach Umfang der Arbeit und der Anzahl
der zu betreuenden Praktikant/inn/en, ausgestattet werden.
Die von einer/m Ausbildungsbeauftragten zu erledigenden Aufgaben sind im
folgenden zusammengestellt.
-
Einführung der Praktikant/inn/en in die Schule: Räume ...
-
Vorstellen der institutionellen Faktoren wie Schulsystem,
Rechtsvorschriften,.....
-
Organisation des Besuchs von Konferenzen, Elternsprechtagen,
Veranstaltungen... und deren Nachbesprechung
-
Vorstellen innerschulischer Praktiken wie Pausenaufsicht, Vertretung,
Aufschließen...
-
Vorstellen bei der Schulleitung, im Kollegium, beim Hausmeister, im
Sekretariat und beim Reinigungspersonal
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Organisation von Schlüsseln und Zugangsberechtigungen
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Auswahl von Mentor/inn/en und Kontaktherstellung
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Arbeit als Mentor/in bei entsprechendem Fach
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Moderation einer einführenden Veranstaltung zur Klärung von Erwartungen
und Aufgaben von Praktikant/inn/en und Mentor/inn/en
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Ermöglichen eines Erfahrungsaustausches von Mentor/inn/en und Praktikant/inn/en
-
Erstellen wöchentlicher individueller Stundenpläne und Hospitations- bzw.
Unterrichtsmöglichkeiten, dabei Berücksichtigung bereits gemachter Erfahrungen
und daraus resultierender Wünsche
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Moderation eines wöchentlichen Erfahrungsaustausches der Praktikant/inn/en
-
Reflexion pädagogischer Fragestellungen: Methoden, Sitzordnung,
Koedukation, Integration behinderter SchülerInnen, Lehrerrolle, Strafen,
Lautstärke, Arbeitsformen u.a. ( wo möglich anhand konkreter Situationen)
-
Begleitung beim Anfertigen eines Praktikumsberichtes
-
Auswertung des Berichtes und individuelle Rückmeldung
Der für diese Aufgaben benötigte Zeitaufwand wurde von einem beteiligten
Team-Mitglied erbracht und protokolliert. Daraus ergibt sich folgender
9.3.2 Zeitbedarf für die Betreuung eines
Halbjahrespraktikums
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21 Doppelstunden für den Erfahrungsaustausch mit den Praktikant/innen als
jour fix außerhalb der Unterrichtszeit ( zusätzlich Vor- und
Nachbereitungszeit der Veranstaltung)
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20 Doppelstunden zum Erfahrungsaustausch und Erstellen der Stundenpläne
innerhalb der Unterrichtszeit
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40 Stunden Realisierung von Hospitations- und Unterrichtsmöglichkeiten im
Kollegium und Krisenmanagement (bei Studierenden und Mentor/inn/en)
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insgesamt drei Doppelstunden Moderation von Gesprächen der Mentor/inn/en
und Praktikant/inn/en
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Betreuung des Berichtes pro Student/in: 3 Zeitstunden
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