Moses erhält die Gesetzestafeln
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Marc Chagall
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Dieses Bild, das im Saal der biblischen Botschaft auf der der Schöpfung nächsten Wand gehängt ist, schliesst den Zyklus. Diese Illustration der Übergabe der Gesetzestafeln beendet die direkte Zwiesprache mit Gott. Von nun an sind es geflügelte Botschafter und Propheten, die die bevorzugten Vermittler sind.
Das göttliche Licht überstrahlt die Komposition in satten Gelbtönen. Zwei Diagonalen überkreuzen sich.
Eine der Diagonalen verdeutlicht die Verbindung zwischen Moses und Gott. Die Füsse des Patriarchen berühren den Fels, aber gleichzeitig scheint er von seinem Volk getragen, das am Fusse des Berges Sinai wartet. Zunächst ist es geduldig, dann bricht es allerdings das von Moses gegebene Wort. Verzweifelt baut es sich ein goldenes Kalb, ein Gottessymbol.
Chagall stellt Gottvater selber nicht dar, er malt lediglich dessen Hände, wie sie aus grauen Wolken erscheinen. Gott hält die Gesetzestafeln Moses entgegen, der Körper des Patriarchen ist gen Himmel gereckt.
Die andere Diagonale wird von der Silhouette des Berges, der zum Himmel aufsteigt, gebildet. Zu Füssen des Berges ist Moses Bruder Aron zu erkennen, der eine Menorah hält. Mit dem Gewand des jüdischen Hohenpriesters bekleidet trägt er auf seiner Brust den Pektoral mit zwölf Feldern, die mit Edelsteinen bestickt sind: es sind dies die zwölf Stämme Israels.
Oberhalb Arons befinden sich Jeremias und David, deren Gegenwart die verschiedenen Vertragsbrüche mit Gott in Erinnerung rufen. Jeremias kündigt den Untergang Jerusalems an, nachdem das auserwählte Volk die göttlichen Regeln nicht befolgt hat. König David, der den Gatten Bathsebas töten lässt, wird durch den Tod des Sohnes der aus der Verbindung mit dieser hervorgeht, bestraft.
Die Verfehlungen des Volkes entsprechen den Verfehlungen des Königs David auf der anderen Seite des Bildes.
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Text: Message Biblique, Marc Chagall, Nizza, 2002, Seite 70
Foto: Christoph Gäbler