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Dokumentation 3 nach den Terroranschlägen vom 11.09.2001


Stellungnahme der aej zu den Kriegsvorbereitungen gegen den Irak

Denn es soll kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. (Is. 2.4)

"Die Evangelische Jugend in Deutschland lehnt einen Krieg gegen den Irak entschieden ab. Krieg ist für uns nicht vereinbar mit dem Evangelium von der Liebe Gottes für alle Menschen. Dieser Krieg widerspricht dem Beispiel Jesu Christi, zu dessen Nachfolge wir berufen sind. Unsere Weltverantwortung orientiert sich an dem Shalom Gottes, der mehr ist als nur die Abwesenheit von Gewalt. Deshalb suchen wir den Weg zu einem gerechten Frieden statt neuer Kriterien für einen "gerechten Krieg", der kein geeignetes Mittel zur Lösung von Konflikten sein kann.

Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland (aej) bekräftigt die Mahnung des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1948: Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein! Wer den Krieg auch nur im Notfall als letztes Mittel der Politik zu führen bereit ist, macht sich daher mitschuldig an dem großen Leid und der Verheerung, mit denen er das angegriffene Volk überzieht. Wie schon das mehr als zwölf Jahre andauernde UN-Embargo wird der von den USA angestrebte Krieg erneut nicht die Herrschenden, sondern vornehmlich die Schwächsten treffen: Das einst blühende Land der Propheten an Euphrat und Tigris ist schon jetzt gezeichnet von unvorstellbarem Leid gerade der Kinder, von Mangelernährung und hoher Säuglingssterblichkeit. In einem ausgehungerten Land wächst nach zwei Kriegen eine Generation junger Menschen ohne Hoffnung heran, die terroristischen Netzwerken und religiösen Fundamentalisten eine leichte Beute ist.

Auch das Völkerrecht rechtfertigt nicht einen Angriff auf den Irak. Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind zur friedlichen Beilegung ihrer Konflikte verpflichtet. Ein Krieg zum Sturz eines unliebsam gewordenen ehemaligen Verbündeten und die eigenmächtige Ausweitung des völkerrechtlich äußerst eng definierten Begriffes der Prävention stellen einen rechtswidrigen Missbrauch der eigenen Machtposition dar. Unabhängig vom militärischen Kräfteverhältnis der Parteien müssen die Belange des Völkerrechts und die universellen Menschenrechte Vorrang vor wirtschaftsstrategischen Interessen behalten.

Ein Krieg gegen den Irak würde der Völkergemeinschaft alle anderen Möglichkeiten nehmen, die Befolgung ihrer Resolutionen durchzusetzen, und die Autorität der Vereinten Nationen untergraben. Der drohende Kriegseinsatz destabilisiert die Lage im Nahen und Mittleren Osten, er gibt fundamentalistischen Kräften zusätzlichen Auftrieb und bietet dem religiös motivierten Terrorismus neue Nahrung. Angesichts dieser Entwicklung intensiviert die Evangelische Jugend ihre Bestrebungen für einen friedlichen Dialog der Religionen. Der öffentlich-rechtlich betriebenen Einstimmung auf den Krieg und dem auch in Deutschland aufbegehrenden Fundamentalismus jeglicher Schattierung setzen wir eine Verstärkung unserer interreligiösen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene entgegen.

Die Evangelische Jugend in Deutschland fordert die Verantwortlichen auf, die vorhandenen völkerrechtliche Instrumente zu nutzen, um die Herrschaft des Unrechtsregimes im Irak zu beenden und die Verantwortlichen dem Internationalen Strafgerichtshof zuzuführen. Ziel einer Neuordnung darf nicht eine "pax americana" sein, sondern die universelle Durchsetzung der Menschenrechte und die Stärkung der Vereinten Nationen.

In der Gemeinschaft mit den jungen Christen und Christinnen im Irak und in den USA fordern wir alle Gruppen der Evangelischen Jugend auf, sich aktiv an den Aktionen gegen die Kriegsvorbereitungen zu beteiligen."

Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (aej) ist der Zusammenschluss der Evangelischen Jugend in Deutschland. Als Dachorganisation vertritt die aej die Interessen der Evangelischen Jugend auf Bundesebene gegenüber Bundesministerien, gesamtkirchlichen Zusammenschlüssen, Fachorganisationen und internationalen Partnern. Ihre derzeit 36 Mitglieder sind bundeszentrale evangelische Jugendverbände und Jugendwerke, Jugendwerke evangelischer Freikirchen und die Jugendarbeit der Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Außerdem sind zur Zeit zwölf bundesweit tätige Partnerorganisationen kooperativ angeschlossen. Die aej vertritt die Interessen von ca. 1,2 Millionen jungen Menschen.
aej, 04.02.2003

Verantwortliche der Kirchen gegen Irak-Krieg

Kirchenfuehrer aus Europa, USA und Nahem Osten tagten

Kirchenfuehrer aus Europa, den USA und dem Nahen Osten haben sich am Mittwoch, den 5. Februar, bei einem Treffen in Berlin in einer Resolution fuer eine friedliche Loesung der Irak-Krise ausgesprochen. Nachdruecklich fordern sie, den UN-Inspektoren ausreichend Zeit fuer ihre Arbeit zu lassen. Die Ziele, die besonders von den USA zur Begruendung eines Krieges gegen den Irak angefuehrt wuerden, seien nicht akzeptabel, heisst es in der Erklaerung. Die leitenden Kirchenvertreter rufen die Regierung des Irak dazu auf, alle Massenvernichtungswaffen zu zerstoeren und in jeder Hinsicht mit den UN-Inspektoren zusammen zu arbeiten.

Die Erklaerung im Wortlaut:

Verantwortliche der Kirchen vereint gegen einen Krieg im Irak

  1. Als Verantwortliche aus Kirchen in Europa, in Beratung mit den Kirchenraeten in den USA und dem Nahen Osten, sind wir aeusserst besorgt ueber die nicht nachlassenden Forderungen der USA und einiger europaeischer Regierungen nach militaerischen Aktionen gegen den Irak. Als Menschen des Glaubens draengt uns die Liebe zu unseren Naechsten dazu, gegen Krieg Widerstand zu leisten und friedliche Konfliktloesungen zu suchen. Als Kirchen beten wir fuer Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit fuer die Menschen im Irak und im Nahen Osten insgesamt. Solches Beten verpflichtet uns, Werkzeuge des Friedens zu sein.

  2. Wir bedauern, dass die maechtigsten Nationen dieser Welt Krieg wieder als ein akzeptables Mittel der Aussenpolitik betrachten. Dies schafft ein internationales Klima der Furcht, Bedrohung und Unsicherheit.

  3. Wir koennen die Ziele, die von diesen Regierungen, insbesondere den USA, zur Begruendung eines Krieges gegen den Irak angefuehrt werden, nicht akzeptieren. Ein praeventiver kriegerischer Angriff als Mittel, um die Regierung eines souveraenen Staates auszuwechseln, ist unmoralisch und stellt eine Verletzung der UN-Charta dar. Wir appellieren an den Sicherheitsrat, an den Grundsaetzen der UN-Charta festzuhalten, die die legitime Anwendung militaerischer Gewalt eng begrenzen, und zu vermeiden, dass ein negativer Praezedenzfall geschaffen wird, der die Hemmschwelle erniedrigt, gewaltsame Mittel zur Loesung internationaler Konflikte einzusetzen.

  4. Wir glauben, dass militaerische Gewalt ein ungeeignetes Mittel ist, um die Abruestung irakischer Massenvernichtungswaffen zu erreichen. Wir bestehen darauf, dass fuer die sorgfaeltig geplanten Massnahmen der UN-Waffeninspektionen genuegend Zeit eingeraeumt wird, um die Arbeit zu Ende fuehren zu koennen.

  5. Alle Mitgliedsstaaten der UNO muessen sich an bindende UN-Resolutionen halten und Konflikte durch friedliche Mittel loesen. Der Irak kann keine Ausnahme sein. Wir rufen die Regierung des Irak dazu auf, alle Massenvernichtungswaffen zu zerstoeren und damit verbundene Forschung und Produktionsstaetten aufzugeben. Der Irak muss in jeder Hinsicht mit den UN-Inspektoren zusammenarbeiten und allen seinen Buergern die volle Anerkennung der buergerlichen und politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte garantieren. Den Menschen im Irak muss die Hoffnung gegeben werden, dass es Alternativen sowohl zu Diktatur als zu Krieg gibt.

  6. Ein Krieg haette unannehmbare Folgen fuer die Situation der Menschen, u.a. die Entwurzelung von grossen Teilen der Bevoelkerung, den Zusammenbruch staatlicher Funktionen, die Gefahr von Buergerkrieg und Destabilisierung der ganzen Region. Das Leiden irakischer Kinder und der unnoetige Tod hunderttausender Iraker waehrend der letzten zwoelf Jahre der Sanktionen lasten schwer auf unseren Herzen. In der gegenwaertigen Situation bekraeftigen wir mit Nachdruck das seit langem geltende humanitaere Prinzip, bedingungslosen Zugang zu Menschen in Not zu gewaehren.

  7. Ausserdem warnen wir vor den moeglichen sozialen, kulturellen und religioesen, aber auch diplomatischen Langzeitfolgen eines solchen Krieges. Weiteres Oel in das Feuer der Gewalt zu giessen, das die Region bereits auffrisst, wird den Hass nur noch weiter anfachen, indem extremistische Ideologien gestaerkt und weitere globale Instabilitaet und Unsicherheit genaehrt werden. Als Verantwortliche aus Kirchen in Europa haben wir eine moralische und pastorale Verpflichtung, Fremdenhass in unseren Laendern entgegenzutreten und den Menschen in der muslimischen Welt die Furcht zu nehmen, die sogenannte westliche Christenheit stelle sich gegen ihre Kultur, Religion und Werte. Wir muessen die Zusammenarbeit fuer Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwuerde suchen.

  8. Alle Regierungen, insbesondere die Mitglieder des Sicherheitsrates haben die Verantwortung, diese Frage in ihrer ganzen Komplexitaet zu bedenken. Es sind noch nicht alle friedlichen und diplomatischen Mittel ausgeschoepft worden, um den Irak zu zwingen, den Resolutionen des UN Sicherheitsrates zu folgen.

  9. Es ist fuer uns eine geistliche Verpflichtung, die sich auf Gottes Liebe zur ganzen Menschheit gruendet, uns gegen den Krieg im Irak zu stellen. Mit dieser Botschaft senden wir ein starkes Zeichen der Solidaritaet und Unterstuetzung an die Kirchen im Irak, im Nahen Osten und in den USA. Wir beten, dass Gott die Verantwortlichen leiten moege, Entscheidungen zu treffen, die auf der Basis sorgfaeltiger Ueberlegung, moralischer Prinzipien und hoher rechtlicher Standards beruhen. Wir laden alle Kirchen ein, sich uns in diesem Zeugnis anzuschliessen, fuer eine friedliche Loesung dieses Konflikts zu beten und alle Menschen zu ermutigen, sich am Ringen um eine solche Loesung zu beteiligen.

Aufruf von Verantwortlichen aus europaeischen Kirchen bei einem Treffen in Berlin, am 5. Februar 2003, einberufen vom Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) in Absprache mit der Konferenz Europaeischer Kirchen (KEK), dem Nationalen Kirchenrat in den USA (NCCCUSA) und dem Mitteloestlichen Kirchenrat (MECC), auf Einladung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Teilgenommen haben:

  • Praeses Manfred Kock, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in der 24 lutherische, reformierte und unierte Gliedkirchen zusammen geschlossen sind. Als oberster Repraesentant vertritt der Ratsvorsitzende rund 26 Millionen evangelischer Christen in Deutschland www.ekd.de 

  • Bischof Dr. Rolf Koppe, Leiter der Hauptabteilung Ausland und Oekumene im Kirchenamt der EKD www.ekd.de 

  • Dr. Konrad Raiser, Generalsekretaer des Oekumenischen Rates der Kirchen, OeRK www.wcc-coe.org 

  • Dr. Keith Clements, Generalsekretaer der Konferenz Europaeischer Kirchen, KEK www.cec-kek.org 

  • Bischof Dr. Walter Klaiber, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), www.oekumene-ack.de - Bischof und damit oberster Geistlicher der Evangelisch-Methodistischen Kirche (Deutschland) www.emk.de 

  • Praesident Jean-Arnold de Clermont, Praesident der Fédération Protestante de France, die 16 Gliedkirchen, 60 Gemeinschaften und 500 Institutionen, Organisationen und Bewegungen vertritt, mit rund 1.100.000 Mitgliedern. www.protestants.org 

  • Bischof Mag. Herwig Sturm, Evangelische Kirche Augsburger Bekenntnisses (A. B.) in Oesterreich, oberster Repraesentant der rund 350.000 evangelisch-lutherischen Christen Oesterreichs. www.evang.at 

  • Praesident Thomas Wipf, Vorstands-Praesident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), in dem 26 Gliedkirchen vertreten sind. SEK ist das Schweizer Pendant zur EKD, Wipf ist dem EKD-Ratsvorsitzenden zu vergleichen www.sek.ch 

  • Bischof Jonas Jonsson, Bischof der rund 7,4 Millionen Mitglieder umfassenden Schwedischen Kirche (Svenska kyrkan). Bischof Jonsson wird begleitet von Pastor Kjell Jonasson, der im vergangenen Dezember den Irak besucht hat www.svenskakyrkan.se 

  • Probst Trond Bakkevig, Norwegische Kirche. Bakkevig ist Mitglied des Zentralkomitees des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK) und norwegischer Kandidat fuer das Amt des OeRK-Generalsekretaers. Die Norwegische Kirche (Norske Kirke) hat rund 4,5 Millionen Mitglieder, das sind 86,5 Prozent aller Norweger www.kirken.no 

  • Erzbischof Jukka Parma, Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands, oberster Repraesentant seiner Kirche (Suomen Evankelis-Luterilainen Kirkko), die 4,5 Millionen Mitglieder hat (84,8 Prozent aller Einwohner Finnlands) www.evl.fi 

  • Bischof Karsten Nissen, Evangelisch-Lutherische Kirche in Daenemark (Evangelisk-Lutherske Folkekirke in Danmark, 5,1 Millionen Mitglieder, entspricht 87,7 Prozent aller Daenen), Bischof von Viborg, Vorsitzender des Programmausschusses des Lutherischen Weltbundes www.folkekirken.dk 

  • Dr. Alison Elliot, Kirche von Schottland (Church of Scotland), Co-Direktor des Zentrums fuer Theologie und Oeffentliche Angelegenheiten der Universitaet Edinburgh und Mitbegruender der Aktion "Churches Together in Scotland" (ACTS) www.churchofscotland.org.uk 

  • Pfarrer Arie W. van der Plas, Vorsitzender der Generalsynode der Niederlaendische Reformierte Kirche und Vorsitzender des Moderamen der Protestantische Kirche in der Niederlande www.unitingprotestantchurches.nl 

  • Erzbischof Feofan, Russisch-Orthodoxe Kirche, ist Erzbischof von Berlin und Deutschland

  • Bischof Athanasius von Achaja, Kirche von Griechenland (Church of Greece) www.ecclesia.gr 

  • Rev. Dr. Nuhad Daoud Tomeh, Sonderbeauftragter des Generalsekretariats des Middle East Council of Churches (MECC), Pastor der Presbyterian Church of Syria and Lebanon www.mecchurches.org 

  • Dr. Bob Edgar, Generalsekretaer des National Council of Churches (NCCC), USA www.ncccusa.org 

  • James Winkler, Generalsekretaer des General Board of Church and Society der United Methodist Church, USA www.umc.org 

  • Dr. Rebecca Larson, Executive Director der Division for Church and Society der Evangelical-Lutheran Church in America, USA

  • Mister Thor Arne Prois (Director of ACT/Action of Churches Together, Genf)

EKD, 05.2002.03

Diskussionsbeitrag der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (aej) unter dem Titel "... und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein!" zu den Terroranschlägen in den USA und den Folgen

"Viele Gruppen und Kreise der Evangelischen Jugend haben ihre Betroffenheit und Anteilnahme über die brutale Gewalt und den tausendfachen Tod bei den Terroranschlägen in den Vereinigten Staaten und den militärischen Schlägen in Afghanistan bei Gottesdiensten und Gedenkfeiern zum Ausdruck gebracht, um Frieden gebetet und vielfach vor Vergeltungsmaßnahmen öffentlich gewarnt. Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (aej) fordert nun entscheidende Schritte zur Bekämpfung des Terrorismus und seiner Ursachen. Dabei stehen wir als Christinnen und Christen in einer problematischen Situation: Einerseits fühlen wir uns der Feindesliebe verpflichtet und wissen von der Notwendigkeit, "die andere Wange hinzuhalten" und sich damit angreifbar zu machen. Andererseits sind wir geprägt durch unsere jeweiligen gesellschaftlichen Kontexte. Als Bürgerinnen und Bürger sind wir Teil der westlichen Welt, die sich derzeit bedroht fühlt. Auf diesem Hintergrund sagen wir:

Nein zu Vergeltung und Krieg als Handlungsoption!

Die Täter der Terroranschläge und ihre Hintermänner müssen mit allen rechtsstaatlichen Mitteln, die der Charta der Menschenrechte verpflichtet sind, gestellt und verurteilt werden. Das wirtschaftliche Netzwerk des Terrorismus ist von allen Staaten mit allen legal zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. Es darf keinen Zweifel an der Entschlossenheit aller Länder zur gemeinsamen Bekämpfung des Terrorismus geben.

Vergeltung und Krieg sind jedoch keine geeigneten Mittel für die wirkungsvolle Bekämpfung des Terrorismus. Weitere unzählige unschuldige Menschen sind existenziell betroffen, als Opfer von Militärschlägen und als Flüchtende. Vergeltung provoziert neue Terroranschläge und führt zu einer unauflösbaren Spirale von Gewalt, Zerstörung und Tod ohne Perspektive für die nachhaltige Bekämpfung der Ursachen.

Wenn militärische Operationen als polizeiliche Maßnahmen zur Ergreifung von Terroristen durchgeführt werden, dann müssen sie von der Weltgemeinschaft legitimiert sein und haben sich an Kriterien wie eindeutiges Ziel, Verhältnismäßigkeit der Mittel und Schutz der Unbeteiligten messen zu lassen. Bei den gegenwärtigen militärischen Aktionen der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan ist die Erfüllung dieser Anforderungen höchst zweifelhaft. Das Leiden der Zivilbevölkerung ist dadurch enorm erhöht worden. Die politischen, militärischen und wirtschaftlichen Risiken sind unkalkulierbar.

Die aej bekräftigt, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll und fordert Handlungsstrategien auf dieser Grundlage:

  • Ablehnung von Krieg als Instrument der Konfliktlösung

  •  Vorrang der Gewaltfreiheit vor der Gewalt

  • Reform der Vereinten Nationen mit dem Ziel verbindlicher, demokratischer Zusammenarbeit der Staaten und die Entwicklung von kollektiven Sicherheitsmechanismen auf der Basis des Völkerrechts und der Menschenrechte

  • Übertragung des überstaatlichen polizeilichen Gewaltmonopols an die (reformierten) Vereinten Nationen

  • Überstellung von des Terrorismus Verdächtigten an den Internationalen Strafgerichtshof

  • Unterbindung von legalem und illegalem Waffenhandel

Nein zur Beschränkung von Bürger- und Zuwanderungsrechten

Mit Befremden betrachtet die aej das Wiedererwachen politischer Initiativen zur Einschränkung von Grund- und Persönlichkeitsrechten in Deutschland in Folge der Terroranschläge. Mit Instrumenten wie der Rasterfahndung werden rechtsstaatliche Grundsätze auf den Kopf gestellt; es gilt nicht mehr die Unschuldsvermutung, sondern jeder ist prinzipiell verdächtig. Die erreichten Standards des Datenschutzes und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung dürfen nicht fragwürdigen und überzogenen Sicherheitskonzepten geopfert werden. Die aej lehnt eine Ausweitung der bereits vorhandenen Kompetenzen der Bundeswehr im Innern ab.

Terroristen zielen auch auf die Zerstörung der zivilen, demokratischen Gesellschaft. Wir dürfen auf Terror daher nicht mit der Einschränkung von Grund- und Bürgerrechten reagieren, sondern müssen diese stärken und verteidigen.

Das längst überfällige Zuwanderungsgesetz soll die von der Zuwanderungskommission vorgelegten Standards für menschlichen Umgang mit Zuwanderern aller Art und deren Integration in die bundesdeutsche Gesellschaft nicht unterschreiten. Die aej lehnt alle Tendenzen zur Einschränkung der Menschenrechte bei der Behandlung von Zuwanderern entschieden ab. Das Asylrecht darf nicht weiter ausgehöhlt werden.

Die aej bekräftigt die unantastbare Würde, die jedem einzelnen Menschen von Gott gegeben ist und erwartet,

  • dass die derzeitigen Angriffe von Innen- und Sicherheitspolitikern auf die Fundamente der Grund- und Persönlichkeitsrechte abgewehrt werden;

  • Menschen ausländischer Herkunft nicht von Politik, Medien und gesellschaftlichen Gruppen kriminalisiert und pauschal verurteilt, sondern ggf. vor blindwütigen Reaktionen geschützt werden;

  • die zukünftigen Zuwanderungsregelungen Ausdruck humanitärer Verantwortung und nicht ängstlicher Abgrenzung sind;

  • für Menschen mit ausländischer Herkunft in Deutschland eine wirksame Teilhabe an unserer Gesellschaft geschaffen wird.

Die Achtung der Menschenrechte zu fördern, hat oberste Priorität!

Die weltweite Geltung der Menschenrechte darf nicht durch die Logik des Rechts des Stärkeren ersetzt werden. Menschenrechte in ihren individuellen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen sind unteilbar. Die Einhaltung dieser Rechte ist von allen Mitgliedern der Völkergemeinschaft zu garantieren.

Die aej beobachtet mit Sorge, dass Meldungen über die Verletzung der Menschenrechte in kriegsähnlichen Situationen von den Medien oftmals als unvermeidbar dargestellt werden. Verbündete oder Freunde der Alliierten werden kaum wegen Menschenrechtsverletzungen angeprangert. Wir laufen damit Gefahr, bei der Beurteilung dieser Menschenrechtsverletzungen Opfer von Desinformationsstrategien der Regierungen zu werden.

Aus der Verpflichtung zu Wahrheit und Wahrhaftigkeit fordert die aej politische Handlungskonzepte, die

  • die Anerkennung der Menschenrechte zur Grundlage von politischen Bündnissen macht;

  • von der Unteilbarkeit der Menschenrechte ausgehen.

Verständigung und Toleranz zwischen den Kulturen sind Grundlagen eines zivilen Zusammenlebens

Es besteht aktuell die Gefahr, dass der Islam als Wiege des Terrorismus diffamiert wird. Die Kirchen in Europa haben sich in der Charta Oecumenica verpflichtet, den Dialog mit den anderen abrahamitischen Religionen, Islam und Judentum, zu pflegen und gemeinsam eine Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaften zu übernehmen. Sie treten dafür ein, dass Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen diese individuell und gemeinschaftlich, privat und öffentlich vertreten und praktizieren dürfen.

In Weiterführung des Konziliaren Prozesses "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" hat der Ökumenische Rat der Kirchen den Zeitraum 2001 bis 2010 zur Dekade zur Überwindung von Gewalt ausgerufen. Ganzheitlich sollen direkte wie auch strukturelle Gewalt aufgedeckt und lebensnahe Konzepte ihrer Überwindung entwickelt werden.

Die aej sieht in der Charta Oecumenica und der Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt

  • hervorragende Ansätze, internationale und ökumenische Begegnungen von Gruppen der Evangelischen Jugend thematisch zu gestalten und fordert dazu auf, die Themenkreise Volk, Nation und Religion im Gespräch mit ihren Partnern im Ausland zu erörtern.

  • einen herausfordernden Impuls zur interkulturellen Begegnung und Bildung von Menschen unterschiedlicher religiöser und ethnischer Herkunft in Deutschland.

  • eine verbindliche Herausforderung von Kirchen und Evangelischer Jugend, in ihrer alltäglichen Arbeit Konzepte konstruktiven, interkulturellen und gewaltfreien Zusammenlebens zu entwickeln und zu praktizieren.

Die aej fordert ihre Mitgliedsorganisationen auf, verstärkt Maßnahmen zu unternehmen, die den interreligiösen und interkulturellen Dialog in Deutschland und international fördern. Sie bittet ihre Mitglieder, einen entsprechenden Förderschwerpunkt zu setzen und wird dies gleichfalls tun.

Globale Gerechtigkeit verwirklichen

Die Notwendigkeit von Gerechtigkeit und Freiheit für die Entstehung von Frieden erfordert auch die Stärkung der sogenannten Entwicklungshilfe und der Schaffung gerechter internationaler ökumenischer Strukturen. Terroristen nutzen Strukturen der Ungerechtigkeit für Ihre Ziele aus ohne diese beseitigen zu wollen.

Frieden als Shalom lässt sich nicht durch militärische und geheimdienstliche Stärke, sondern allein durch kräftige und nicht nachlassende Anstrengungen für gerechtere Verhältnisse zu sichern. "Die Frucht der Gerechtigkeit ist Friede." (Jesaja 32,17)

Die aej fordert deshalb als Teil eines nachhaltigen politischen Konzeptes:

  • Die Mittel zur Armutsbekämpfung und Entschuldung müssen erhöht, die Rüstungsausgaben gesenkt werden.

  • Die Institutionen des Welthandels müssen demokratisiert werden mit dem Ziel, den Ländern des Südens unserer Welt die Mitwirkung an Entscheidungen und an der Gestaltung des Weltmarktes zu ermöglichen.

  • Die Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit müssen endlich auf die schon seit vielen Jahren bestehenden Empfehlung von 0,7% des Bruttosozialproduktes erhöht werden.

  • Die Anstrengungen zur Bekämpfung von Krankheiten, vor allem von Aids, müssen verstärkt, die zur Verfügung stehenden Medikamente müssen zur Produktion auch in den Südländern frei gegeben werden.

  • Die Verpflichtung zur Einhaltung der Agenda 21 für eine nachhaltige ökologische Entwicklung entsprechend der UNCED (Konferenz für Umwelt und Entwicklung der UN 92 in Rio) ist konsequent einzuhalten.

Wir bekräftigen Gottes Frieden in seiner ganzen Bedeutung. Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen und Konflikte durch aktive Gewaltfreiheit zu lösen. (aus: Ökumenische Versammlung Seoul 1990, Grundüberzeugung VI)

Vorstand der aej, 16. Oktober 2001"


Die Landesjugendkammer der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers hat auf ihrer Tagung am 4. November 2001 in Verden einstimmig nachfolgende Stellungnahme zu den Terroranschlägen in den USA und den Reaktionen beschlossen

"Wir sind erschüttert von den unbegreiflich brutalen Terroranschlägen am 11. September 2001 in Washington und New York, bei denen tausende unschuldige Menschen sterben mussten. Wir trauern mit den Hinterbliebenen um die Frauen, Männer und Kinder, die den sinnlosen Gewalttaten zum Opfer gefallen sind.

Wir trauern ebenfalls um die Frauen, Männer und Kinder, die in Afghanistan dem Krieg zum Opfer gefallen sind und weiterhin fallen.Angesichts der beängstigenden Spirale von Gewalt und Gegengewalt nehmen wir wie folgt Stellung zu den aktuellen Ereignissen:

1. Krieg ist kein geeignetes Mittel zur Terrorbekämpfung

Die Täter der Terroranschläge und ihre Hintermänner müssen mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gestellt und verurteilt werden. Das wirtschaftliche Netzwerk des Terrorismus ist von allen Staaten mit den legal zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. [...] Vergeltung und Krieg sind jedoch keine geeigneten Mittel für die wirkungsvolle Bekämpfung des Terrorismus. [...] Vergeltung provoziert neue Terroranschläge und führt zu einer unauflösbaren Spirale von Gewalt, Zerstörung und Tod ohne Perspektive für die nachhaltige Bekämpfung der Ursachen. Wir stimmen diesen Aussagen des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) vom 16. Oktober 2001 zu und lehnen die Bombardierungen in Afghanistan ab.

Wir vertrauen auf die Zusage des Propheten Jeremia: "Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht Gott: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung." (Jer. 29,11) Deshalb unterstützen wir die Forderung von Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann nach einem Ende der Bombardements "Ich hoffe, Amerikaner und Engländer werden ein Einsehen haben und dem Bomben ein Ende machen. Möglichst sofort, spätestens wenn der Ramadan beginnt." Predigt am Reformationstag, 31.10.2001, in der Marktkirche Hannover), nach schneller humanitärer Hilfe für die afghanische Bevölkerung, nach einer Stärkung der zivilen Konfliktbewältigung sowie "einer Globalisierung im Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit".

Wir können und müssen mit Menschen solidarisch sein, aber einer Regierung die "uneingeschränkte Solidarität" zuzusichern, ist problematisch, weil kritische Stimmen damit mundtot gemacht werden sollen. Wer gegen den Krieg ist, darf nicht als "anti-amerikanisch" abqualifiziert werden; auch in den USA gibt es Kriegsgegner. Ebenso lehnen wir mit Blick auf den Nahost-Konflikt und weitere Krisenherde auf der Welt Krieg als politische Handlungsoption ab.

2. Bekämpfung der Armut muss intensiviert werden

Wir fordern eine gerechtere Weltordnung, in der die Kluft zwischen Arm und Reich nicht größer werden darf, sondern kleiner werden muss. Das wirtschaftliche Gebaren der westlichen Welt rechtfertigt keine terroristischen Verbrechen, aber es ist ein Teil der Ursache. Die Bekämpfung der Armut und die Entschuldung der ärmsten Länder müssen intensiviert werden. "Die Institutionen des Welthandels müssen demokratisiert werden mit dem Ziel, den Ländern des Südens unserer Welt die Mitwirkung an Entscheidungen und an der Gestaltung des Weltmarktes zu ermöglichen" (aej, 16.10.2001).

3. Keine Beschneidung der Freiheitsrechte

Die derzeitige Debatte um neue Gesetzespakete zur inneren Sicherheit in Deutschland erfüllt uns mit Sorge. Die Freiheits- und Bürgerrechte der Menschen dürfen nicht beschnitten werden. Wir kritisieren, wenn Politikerinnen und Politiker die Situation und die Ängste der Bevölkerung missbrauchen, um langgehegte innenpolitische Forderungen zu untermauern.

Das Ausländer- und Asylrecht darf in diesem Zusammenhang ebenfalls nicht beschnitten werden. Der Pauschalisierung und Vorverurteilung bestimmter Bevölkerungsgruppen muss widersprochen werden. Hier sind nicht zuletzt die Medien gefragt, Vorurteile nicht noch zu schüren, sondern durch differenzierte Berichterstattung zu entkräften.

4. Interreligiöse Begegnung fördern

Der Islam darf nicht als Brutstätte des Terrorismus verunglimpft werden. Wer sich auf die Religion als Legitimationsmittel für den Terror beruft, missbraucht sie. Wir sind gefordert, auf die Menschen islamischen Glaubens in unserer Umgebung zuzugehen und den interreligiösen und -kulturellen Dialog zu fördern, denn die Muslime haben doppelt zu leiden: Sie sind ebenso entsetzt und besorgt über die terroristische Gewalt wie wir und sind zudem noch der Ausgrenzung oder sogar Anfeindung in unserem Land ausgesetzt.

Wir als Evangelische Jugend wollen konkret und getreu unseres Schwerpunktthemas "Gewalt überwinden" wirken, indem wir in unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

  • als Gesprächspartnerin zur Verfügung stehen

  • für Frieden und Gerechtigkeit beten und eintreten

  • politische Bildung betreiben

  • Ängste und Vorurteile abzubauen helfen

  • vor Ort den Kontakt zu Menschen anderer Herkunft und anderen Glaubens suchen und ihre Integration in die Gesellschaft fördern

  • internationale, interkulturelle und interreligiöse Begegnungen ermöglichen."


Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Erklärung des Hauptvorstandes der GEW vom 09.11.2001

Humanitäre Hilfe und politische Lösungen statt Fortsetzung der Bombardierung Afghanistans

Der HV der GEW bekräftigt die in seiner Erklärung "Gegen die Eskalation von Gewalt und Hass – für eine gerechte Weltordnung“ getroffene Aussage. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 müssen aufgeklärt und die Täter und Drahtzieher des Attentats mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zur Verantwortung gezogen werden. Der internationale Terrorismus muss wirksam und konsequent im Rahmen des Völkerrechts und im Einklang mit den Vereinten Nationen bekämpft werden.

Die zurzeit existierende breite Übereinstimmung in der Bekämpfung des Terrorismus muss genutzt werden, um eine internationale Strafverfolgungsbehörde einschl. Strafgerichtshof unter der Hoheit der UNO einzurichten.

Der Hauptvorstand der GEW fordert die Bundesregierung auf, sich für eine sofortige Einstellung der Bombardierung und der kriegerischen Aktionen einzusetzen sowie eine Ausweitung von Militärschlägen auf andere Länder zu verhindern, weil sie politische Lösungen behindern und zunehmend mehr Opfer in der Zivilbevölkerung fordern.

Mehr als fünf Millionen Flüchtlinge und Bedrohte, darunter ca. 1,5 Millionen Kinder, benötigen dringende humanitäre Hilfe. Die weitere Zuspitzung der katastrophalen Verhältnisse für die Menschen lässt sich nur verhindern, wenn alle zur Verfügung stehenden Hilfsaktionen mit weltweiter Unterstützung ungehindert und unverzüglich tätig werden können.

Der Hauptvorstand der GEW fordert die Abgeordneten des Bundestages auf, gegen den Antrag der Bundesregierung auf den Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zu stimmen. Dies geschieht in Kenntnis der Aussage des Bundeskanzlers, die Gewerkschaften sollten sich nicht in außenpolitische Fragen einmischen. Die GEW betont, dass sie es in der aktuellen Situation als wichtige Aufgabe der Gewerkschaften ansieht, sich für zivile Konfliktlösungsstrategien einzusetzen.

Der Einsatz deutscher Bundeswehrsoldaten ist einzig und allein im Rahmen eines UNO-Blauhelmeinsatzes zum Schutz der Bevölkerung und zur Sicherung des Aufbaus demokratischer Strukturen in Afghanistan zu rechtfertigen.

Absoluten Vorrang müssen politische, wirtschaftliche und humanitäre Maßnahmen zur Lösung von Konflikten und zur Unterstützung der Zivilbevölkerung haben. Die Vorschläge der Friedensforschung sind in die Suche nach geeigneten Lösungen einzubeziehen.

Schnellstmöglich sind die Grundlagen für eine demokratische und friedliche Lösung in Afghanistan gemeinsam mit den Vereinten Nationen zu schaffen und deren Umsetzung zu sichern.

Von zentraler Bedeutung sind dabei die politischen Bemühungen zur Lösung des Konfliktes im Nahen Osten. Sie sind durch die Bundesregierung gemeinsam mit der Europäischen Union und den USA voranzutreiben.

Der Hauptvorstand der GEW spricht sich gleichzeitig entschieden gegen die Aushöhlung demokratischer Bürgerrechte und rechtsstaatlicher Standards der Gesellschaft unter Berufung auf die Terrorbekämpfung aus. Dies gilt insbesondere für die Aushöhlung der Gewaltenteilung, die Aufweichung des Datenschutzes und die Möglichkeit der Ausweisung von Ausländern ohne einen konkreten Verdacht der Beteiligung in oder der Unterstützung von terroristischen Vereinigungen.

Der Hauptvorstand der GEW fordert die Bundesregierung auf, gemäß der UN-Resolution 1373 dafür Sorge zu tragen, dass die Sicherheitsdienste endlich kompetent und konsequent gegen radikal-islamistische politische Organisationen ermitteln und ihre weiteren Aktivitäten in Deutschland unterbinden.

Der Hauptvorstand der GEW ruft alle Mitglieder auf, sich an der Spendenaktion für die Hilfe der aus Afghanistan geflüchteten Kolleginnen und Kollegen und deren Familien zu beteiligen. Die Mittel werden in Abstimmung mit der Bildungsinternationale und dem Hilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) für humanitäre Hilfszwecke und zur Förderung von Bildungsangeboten eingesetzt. Kurzfristig werden dafür aus dem Heinrich-Rodenstein-Fonds 20.000 DM zur Verfügung gestellt.

Finanzielle Unterstützung wurde ebenso den von den Terroranschlägen in Amerika betroffenen Kolleginnen und Kollegen bzw. ihren Hinterbliebenen zuteil. Überweisungen sind möglich auf das Konto des Heinrich-Rodenstein-Fonds (SEB AG; BLZ: 500 101 11; Ktn.Nr. 1707 274 700) Kennwort: Flüchtlingshilfe Afghanistan.


Vertrauensfrage bewusst gestellt

Auszüge aus der Rede von Bundeskanzler Schröder (SPD) am 16.11.01 in der Afghanistan-Debatte des Bundestages

"Die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan sind ermutigende Erfolge im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. In weiten Teilen des Landes sind die Menschen aus dem Würgegriff des Menschen verachtenden Taliban-Regimes befreit worden ... Durch die militärischen Maßnahmen ist der Weg frei geworden zur humanitären Versorgung der Not leidenden afghanischen Bevölkerung. Gleichzeitig kann und muss jetzt der Prozess einer dauerhaften Stabilisierung des Landes beginnen...

Der bisherige Verlauf dieser Auseinandersetzung zeigt uns auch, dass es richtig und wichtig war, auf eine umfassende Strategie zur Bekämpfung des Terrorismus zu setzen. Und damit meine ich eben auch den militärischen Aspekt dieser Auseinandersetzung nicht auszublenden. Dabei haben wir stets betont, wir setzen nicht allein und schon gar nicht ausschließlich auf militärische Maßnahmen. Aber es gibt Situationen, in denen eine von allen gewollte politische Lösung militärisch vorbereitet, erzwungen und schließlich auch durchgesetzt werden muss. Wer die Fernsehbilder von den feiernden Menschen in Kabul nach dem Abzug der Taliban gesehen hat, und ich denke hier vor allen Dingen an die Bilder der Frauen, die sich endlich wieder frei auf den Straßen bewegen dürfen, dem sollte es nicht schwer fallen, das Ergebnis der Militärschläge im Sinne der Menschen dort zu bewerten...

Der Kampf gegen den Terror wird noch lange dauern und er wird uns einen langen Atem abverlangen. Schnelle Erfolge sind keineswegs garantiert. Doch der Kampf ist zu gewinnen und wir werden ihn gewinnen, wenn wir alle Mittel, die dafür notwendig sind, aufeinander abgestimmt, aber eben auch konsequent einsetzen...

Die Entscheidung, die für die Bereitstellung deutscher Streitkräfte zu treffen sind, nimmt niemand auf die leichte Schulter, auch ich nicht. Aber sie ist notwendig, und deshalb muss sie getroffen werden. Wir erfüllen damit die Erwartungen unserer Partner, und wir leisten das, was uns objektiv möglich ist und was politisch verantwortet werden kann. Aber mehr noch, durch diesen Beitrag kommt das vereinte und souveräne Deutschland seiner gewachsenen Verantwortung in der Welt nach...

Ich habe bewusst die Vertrauensfrage nach Artikel 68 des Grundgesetzes und den Antrag über die Bereitstellung deutscher Streitkräfte für den Kampf gegen den Terrorismus miteinander verknüpft. Denn der Bundeskanzler kann seinem Amt und kann seiner Verantwortung für das Gemeinwohl nur dann entsprechen, wenn seine Person und wenn sein Programm das Vertrauen und die Zustimmung der ihn tragenden Mitglieder des Hohen Hauses finden. So sehr ich die Bereitschaft der Oppositionsfraktionen begrüße, den Bereitstellungsbeschluss als solchen mitzutragen, so deutlich wird doch am absehbaren Nein der Opposition zur Abstimmung in der Vertrauensfrage, dass eine solche Parlamentsmehrheit eben nicht in dem notwendigen Umfang belastbar ist...

... dass das Nein der Oppositionsfraktion in der Vertrauensfrage kein Nein zum Beschluss über die Bereitstellung deutscher Streitkräfte ist. Dieses ist wichtig zum Ausdruck gebracht zu werden, weil damit klar ist, dass auch die wichtigen Oppositionsfraktionen in diesem Hause die Entscheidung als solche tragen, wenn sie auch gehindert sind, und das ist ein ganz normaler parlamentarischer Vorgang, in der Vertrauensfrage mit Ja zu stimmen.

... Der Antrag nach Artikel 68, das ist mir wichtig zu betonen, ist in unserer Demokratie ein verfassungsrechtlich und übrigens auch verfahrenstechnisch eindeutig geregelter Vorgang im Verhältnis zwischen Bundeskanzler und Parlament. Das gilt ausdrücklich auch für die Verbindung der Vertrauensabstimmung mit einer Sachfrage. ... habe ich kein Verständnis dafür, dass der eine oder andere im Vorfeld von einer Einschränkung der Gewissensfreiheit durch eben dieses Verfahren gesprochen hat.“

Text: dpa

Irak-Resolution der GEW

Nein zum Krieg gegen den Irak
Für eine politische Lösung des Irak-Konfliktes

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagt Nein zu einem Krieg gegen den Irak.

Der massive Truppenaufmarsch in der Golfregion unter Führung der USA droht eine Kriegmaschinerie in Gang zu setzen, die einer politischen Lösung des Konflikts den Boden entzieht. Die Welt wird mit einer unkalkulierbaren Eskalation der Gewalt konfrontiert, bevor endgültig geklärt ist, ob der Irak überhaupt über das Bedrohungspotenzial verfügt, das die USA zur Rechtfertigung einer militärischen Intervention vorgeben.

Mit dem DGB und seinen Gewerkschaften erklärt die GEW:

Es ist nicht Sache einer Supermacht oder einzelner Staaten, über Krieg und Frieden in der Welt zu entscheiden. Nur die Vereinten Nationen sind berechtigt, im Falle des Verstoßes gegen UN-Resolutionen über die Wahl der Mittel und deren Einsatz zu befinden. Daher lehnt die GEW einen Krieg gegen den Irak ab.

Die GEW verkennt nicht die Gefahr, die von einem weltumspannenden Terrorismus ausgeht. Ebenso ist sich die Bildungsgewerkschaft der Bedrohung durch das undemokratische und menschenverachtende Terror-Regime Saddam Husseins bewusst.

Das Regime missachtet Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates, ignoriert internationale Abkommen und verstößt gegen völkerrechtliche Verträge.

Saddam Hussein hat Kriege gegen die eigene Bevölkerung und Nachbarstaaten geführt.

Er hat chemische Massenvernichtungswaffen gegen die kurdische Bevölkerung im Norden Iraks eingesetzt.

Sein Regime bedroht die Existenz Israels und schürt den Konflikt im Nahen Osten.

Befürchtungen hinsichtlich der Fähigkeit des Irak, atomare, biologische und chemische Waffen zu produzieren und zu verbreiten, sowie die Bereitschaft, sie auch gezielt einzusetzen, sind durch den Waffenbericht des Irak und die Tätigkeit der UN-Waffeninspekteure bisher nicht ausgeräumt.

Gegen die Bedrohung durch den Terrorismus und den Staatsterror Saddam Husseins muss die Staatengemeinschaft angemessene multilaterale Konzepte entwickeln. Auf der Basis einer globalen Rechtsordnung muss den Menschenrechten unter Achtung internationalen Rechts durch völkerrechtlich legitimierte weltpolizeiliche Maßnahmen Geltung verschafft werden.

Vor diesem Hintergrund stellt die GEW fest:

  • Ein Krieg gegen den Irak ist völkerrechtlich nicht gerechtfertigt: Es fehlt der Beweis eines Verstoßes gegen die UN-Resolution 1441.

  • Ein Krieg gegen den Irak verbietet sich aus humanitären Gründen: Opfer wäre wieder einmal mehr die notleidende irakische Bevölkerung, und zwar in einem vielfach höheren Ausmaß als im Golf-Krieg wie ein internes UN-Papier feststellt.

  • Ein Krieg gegen den Irak hätte unkalkulierbare politische und ökonomische Folgen: Die internationale Allianz gegen den Terrorismus wäre gefährdet und die Lage im Nahen Osten werde sich weiter destabilisieren.

Aus dieser Überzeugung

  • unterstützt die GEW mit dem DGB und seinen Gewerkschaften die Bundesregierung in ihrer Haltung, sich weder militärisch noch finanziell an einem neuerlichen Irak-Krieg zu beteiligen. Sie fordert die Bundesregierung auf, diese Position in den kommenden Wochen unmissverständlich deutlich zu machen. Dies schließt eine klare Ablehnung im UN-Sicherheitsrat ein;

  • fordert die GEW Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer auf, im Verbund mit anderen Staaten eine Politik zur Solidarisierung der Staatengemeinschaft gegen einen Irak-Krieg zu verfolgen;

  • appelliert die GEW an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, auch die Bundesregierung in diesem Bemühen zu unterstützen;

  • drängt die GEW die US-amerikanischen Bildungsgewerkschaften, Position gegen den Irak-Krieg zu beziehen und ihre Haltung gegenüber der Bush-Administration in der Öffentlichkeit deutlich zu machen

  • ruft die GEW ihre Mitglieder und die Pädagoginnen und Pädagogen in Europa auf, sich am "europaweiten Aktionstag gegen den Krieg" am 15. Februar 2003 zu beteiligen und örtliche Aktionen der Friedensbewegung zu unterstützen.

Angesichts der historischen Rolle und Verantwortung Deutschlands ruft die GEW Erzieherinnen und Erzieher, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Pädagoginnen und Pädagogen auf, den Irak-Konflikt in allen Bildungseinrichtungen zum Thema zu machen.

Die GEW unterstützt den Appell der IG Metall:

Die Welt braucht eine Politik zur Prävention von Kriegen, nicht aber Präventionskriege.

Geschäftsführender Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Frankfurt, den 17. Januar 2003

Der amerikanische Präsident ....

Ein Flugzeug ist mitten im Absturz. 5 Passagiere sind an Bord, es gibt jedoch nur 4 Fallschirme. Der erste Passagier sagt: "Ich bin Shaquille O'Neill, der beste NBA-Basketball-Spieler. Die Lakers brauchen mich, ich kann es Ihnen nicht antun, zu sterben." Also nimmt er sich den ersten Fallschirm und springt.

Der zweite Passagier, Hillary Clinton, sagt: "Ich bin die Frau des ehemaligen Präsident der USA. Ebenso bin ich die engagierteste Frau der Welt, ich bin Senatorin in New York und Amerikas potentielle, zukünftige Präsidentin." Sie schnappt sich ein Fallschirm-Paket und springt.

Der dritte Passagier, George W. Bush, sagt: "Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich habe eine riesige Verantwortung in der Weltpolitik. Und außerdem bin ich auch der klügste Präsident in der ganzen Geschichte dieses Landes, also kann ich es gegenüber meinem Volk nicht verantworten, zu sterben." Und so nimmt er ein Paket und springt.

Der vierte Passagier, der Papst, sagt zum fünften Passagier, einem zehnjährigen Schuljungen: "Ich bin schon alt. Ich habe mein Leben gelebt als guter Mensch und Priester und als solcher überlasse ich Dir den letzten Fallschirm." Darauf erwidert der Bub: "Kein Problem, es gibt auch noch für Sie einen Fallschirm. Amerikas klügster Präsident hat meine Schultasche genommen......"

 

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