Nachname: Paul Vornamen: Theodor Martin Präfix: Dr. phil.
Geschlecht: männlich
Geburt:20. September 18883126 Lorenzkirch Tod:21. Juli 1918 (Alter 29) Soissons
Persönliche Fakten und Details
Geburt
20. September 18883126 Lorenzkirch
Taufe
28. September 1888 (Alter 8 Tage) Lorenzkirch
Tod
21. Juli 1918 (Alter 29) Soissons
Todesursache: gefallen im Ersten Weltkrieg
Beerdigung
Lorenzkirch
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Theodor Martin Paul wurde am 20. September 1888 in Lorenzkirch bei Strehla an der Elbe als Sohn des dortigen Pfarrers Carl Paul und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Fritzsche geboren. Er war das dritte von sechs Kindern. In dem lieblich an der Elbe gelegenen Pfarrhause mit seinem ausgedehnten obst- und weinreichen Garten hat der Knabe im Kreise seiner Geschwister, denen sich bald auch ein mit Martin gleichaltriger Pflegebruder zugesellte, eine sehr glückliche Jugend verlebt. Wie hier sein Auge früh dafür geschärft wurde, auch die Reize des Flachlandes zu empfinden und zu schätzen, so wurde seine Begabung durch das geistig angeregte Leben des Vaterhauses geweckt und gefördert. Den ersten Unterricht empfing er in der Dorfschule seiner Heimat und durch Hauslehrer, besuchte dann ein Jahr lang die Quarta des Gymnasiums zu Bautzen und wurde Ostern 1901 in die Fürstenschule zu Meißen aufgenommen, die er Ostern 1907 mit dem Zeugnisse der Reife verließ. Zu seiner Erholung und Kräftigung, aber auch zur Erweiterung seines geistigen Gesichtskreises gestattete ihm dann sein Vater einen halbjährigen Aufenthalt in England, den er besonders zu einem eingehenden Studium der englischen Sprache benutzte. War er vorher noch über die Wahl seines Berufes unsicher gewesen, so kehrte er aus England mit dem festen Entschlusse zurück, Geschichte und Deutsche Sprache zu studieren, dazu auch anglistische Studien zu treiben, zu denen er in England den Grund gelegt hatte.
Nach einem ersten Semester in Leipzig besuchte er Ostern 1908 bis ebendahin 1909 die Universität München. Diese beiden Münchner Semester bezeichnete er selbst später als die schönsten seiner ganzen Studienzeit. Hier fand er drei gleichgesinnte Freunde, mit denen ihn täglich der gemeinsame Mittagstisch zusammenführte, die ihm aber auch Begleiter auf den sommerlichen. Ausflügen in die Welt der Berge waren, die auf den in München weilenden Norddeutschen eine unwiderstehliche Anziehung ausüben. Der Winter dagegen wurde, ohne daß dabei die Studien vernachlässigt worden wären, zu eifriger Übung im Schneesport benutzt. Gern wäre Martin noch länger in der bayrischen Hauptstadt geblieben, aber die Rücksicht auf den Abschluss seiner Studien ließ es ihm ratsam erscheinen, nach Leipzig zurückzukehren. Hier hat er seine Studien fortgesetzt und zu Ende geführt. Wie auf germanistischem Gebiete Köster, so war es auf dem geschichtlichen vor allem Lamprecht, den er sich zum geistigen Führer erwählte. Seine Vorliebe für geschichtliche Studien aber ging auf schon in St. Afra erhaltene Anregungen zurück. Sein damaliger Tutor, der Geschichtslehrer Professor Dr. phil. Otto Eduard Schmidt, jetzt Rektor des Gymnasinms Albertinum in Freiberg, bewahrte ihm dauernd eine väterliche Freundschaft und beriet ihn am Ende der Studien mit bei der Wahl und Vorarbeit seiner Doktordissertation (1912) über „Graf Wackerbarth-Salmour, Oberhofmeister des sächsischen Kurprinzen Friedrich Christian. Ein Beitrag zur Reorganisation des sächsischen Staates 1763“. Da der Stoff für seine Arbeit im wesentlichen dem sächsischen Hauptstaatsarchive zu entnehmen war, hat er sich 1911 und 1912 wiederholt längere Zeit in Dresden aufgehalten.
Im Winter 1912/13 bestand er in Leipzig die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt, erledigte das vorgeschriebene Seminarhalbjahr am Gymnasium zu Zwickau und wurde Michaelis 1913 als Probekandidat der Oberrealschule in Leipzig zugewiesen. Auch nach dem Abschlusse des Probejahres blieb er mit dieser Schule im unterrichtlichem Zusammenhange, was für ihn und seine Familie umso angenehmer war, als sein Vater inzwischen Missionsdirektor in Leipzig und zugleich Professor an der Universität geworden war. Er konnte so im väterlichen Hause wohnen; auch wusste er die Universität und die sonstigen reichen Bitdungsmöglichkeiten, die Leipzig bietet, aufs eifrigste zu nützen. Vor allem aber machte ihm sein Beruf als Lehrer viele Freude. Durch sein frisches, kräftiges Wesen, durch sein freundliches Eingehen auf die Eigenart seiner Schüler wußte er nicht nur ihre Anhänglichkeit und Liebe sich in reichem Maße zu erwerben, sondern auch sie besonders kräftig anzuregen und zu fördern. Das letztere hat sein Rektor noch nach seinem Tode in einem Briefe an den Vater bezeugt; wie sehr aber feine Schüler an ihm hingen, das beweisen die zahlreichen Briefe, die sie ihm schrieben, als er ins Heer eingetreten war: das beweist auch der Umstand, daß sie keinen Urlaub, den er in Leipzig verbrachte und von dem sie erfuhren, vorübergehen ließen, ohne ihn persönlich zu begrüßen. Nach dem Ausbruche des Krieges hatte es ihn nicht in der Heimat gelitten. Obwohl er nicht gedient hatte, meldete er sich sofort als Kriegsfreiwilliger, doch erst im Frühjahre 1915 gelang es ihm beim Ersatzbataillon des 3. Infanterieregimentes Nr. 102 „König Ludwig III. von Bayern“ in Zittau eingestellt zu werden. Als einfacher Soldat zunächst ins Heer eingetreten, fand er sich mühelos mit den Verpflichtungen ab, welche der Dienst ihm auferlegte, und sein freundliches, kameradschaftliches Wesen ließ ihn leicht das Vertrauen und die Liebe seiner Kameraden gewinnen. Er hat selbst diese erste Dienstzeit in Zittau mit zu den glücklichsten Tagen seines Lebens gezählt. Wenn der Dienst es gestattete, unternahm er gern Ausflüge in die Berge der Umgegend, und auch später ließ er kaum einen Urlaub vorübergehen, ohne ihnen wenigstens einen kurzen Besuch abzustatten.
Im Herbste 1915 kam er, dem Ersatz-Infanterieregimente Nr. 23 zugewiesen, an die Front. Hier rückte er zum Unteroffizier und Vizefeldwebel auf und wurde, nachdem er im Winter 1916/17 an einem Ausbildungskursus für Offiziere in Döberitz teilgenommen hatte, im Juli 1917 zum Leutnant der Reserve befördert, auch mit dem Eisernen Kreuze II. Klasse und dem Albrechts-Orden II. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. Er bekleidete zuletzt die Stelle eines Nachrichtenoffiziers in seinem Regimente. Als solcher nahm er teil an den schweren Kämpfen zwischen Aisne und Marne im Juli 1918. Er ging am 21. Juli an der Straße Soissons-Chateau-Thierry mit seinem Hauptmann der Kompanie voran dem Feinde entgegen. Einer Verwundung an der Schulter folgte im Laufe des Tages eine schwere Verwundung durch einen Granatschuss, die seinen Tod herbeiführte. Er starb beim Dorfe le Plessier-Hulen. Seine Leiche fiel in Feindeshand, so dass die trauernden Eltern und Geschwister keine Kunde über sein Begräbnis erhielten .Er war eine lebensfrohe, tatkräftige Natur. Begeistert für das Wissensgebiet, das er sich zum Studium erwählt hatte, würde er auf ihm gewiss noch schöne Erfolge erreicht haben, wenn nicht auch seinem Streben der unerbittliche Krieg ein allzu frühes Ziel gesetzt hätte.
Verfaßt von Herrn Studienrat Professor Ernst Georg Fritzsche (Grimmenser 1874-1880. Auch der Vater war Grimmenser) am Gymnasium in Bautzen, dem Oheim des Verstorbenen.
Vergleiche Afranisches Ecce 1918 B Nr. 34 pag. 86 - 88.