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An alle Fernsprechteilnehmer

Etwas, das keine Farbe hat, etwas,
das nach nichts riecht,
etwas Zähes,
trieft aus den Verstärkerämtern,
setzt sich fest in die Nähte der Zeit
und der Schuhe,
etwas Gedunsenes,
kommt aus den Kokereinen, bläht
wie eine fahle Brise die Dividenden
und die blutigen Segel der Hospitäler,
mischt sich klebrig in das Getuschel
um Professuren und Primgelder, rinnt,
etwas Zähes, davon der Salm stirbt,
in die Flüsse, und sichert, farblos,
und tötet den Butt auf den Bänken.
Die Minderzahl hat die Mehrheit,
die Toten sind überstimmt.
In den Staatsdruckereien
rüstet das tückische Blei auf,
die Ministerien mauscheln, nach Phlox
und erloschenen Resolutionen riecht
der August. Das Plenum ist leer.
An den Himmel darüber schreibt
die Radarspinne ihr zähes Netz.
Die Tanker auf ihren Helligen
wissen es schon, eh der Lotse kommt,
und der Embryo weiß es dunkel
in seinem warmen, zuckenden Sarg:
Es ist etwas in der Luft, klebrig
und zäh,
etwas, das keine Farbe hat
(nur die Jungen Aktien spüren es nicht):
Gegen uns geht es, gegen den Seestern
und das Getreide. Und
wir essen davon
und verleiben uns ein
etwas Zähes,
und schlafen im blühenden Boom,
im Fünfjahresplan, arglos
schlafend im brennenden Hemd,
wie Geiseln umzingelt von einem zähen,
farblosen, einem gedunsenen Schlund.

Aus: Gedichte von 1950 - 2000 von Hans Magnus Enzensberger


Hans Magnus Enzensberger zu seinem Gedicht

  1. Das indefinite Pronomen "etwas", dieser unbestimmte Menschenbegriff, steht syntaktisch als Subjekt der ersten und letzten, inhaltlich funktional aber auch als Subjekt der anderen Strophen.
     

  2. Der erste Halbsatz ist pleonastisch. [...] Dagegen ist der zweite Halbsatz ein kleiner Schritt voran. "Etwas" verliert seine Leere.
     

  3. Dieses "Zähe" ist farb- und geruchlos, gedunsen, klebrig und fahl.
     

  4. Es scheint so viele Eigenschaften zu besitzen, dass es im einfachen Wort nur andeutungsweise festzuhalten ist.
     

  5. Das Etwas breitet sich aus, und da es zäh ist, bröckelt es weder noch rinnt es, sondern "trieft". Auch dieses Verbum rührt, nebenbei bemerkt, an die Sphäre des Ekels.
     

  6. Das Etwas ist offenbar in der technischen Zivilisation, und zwar in ihren verborgenen Nervenzentren, zu Hause: mithin kein ahistorisches Gespenst, sondern etwas, das sich in der Geschichte, in unserer Geschichte ausbreitet, ohne dass wir es auf Anhieb beim Namen nennen können.
     

  7. Ganz offensichtlich ist die Antithese zwischen "phlox" und "erloschenen resolutionen". Letztere werden durch die knappe Feststellung "das plenum ist leer" erweitert.
     

  8. Nachdem so das Ungeheuerliche am Ende der dritten Strophe abgesteckt, durch Anspielungen, durch paradoxe Äußerungen ... und sonstige Stilmittel ... umkreist wurde und damit das Bedrohliche dem Leser stärker ins Bewusstsein gerückt ist, beginnt die letzte Strophe mit zusammenfassend wesentlichen Worten aus der ersten Strophe, die jetzt jedoch auf die vorbereitete Bewusstseinsebene des Lesers treffen.
     

  9. Mit dem "Wir" des letzten Satzglieds erreicht der Text sein Ziel, ein zweites Subjekt, das dem ersten, dem "zähen Etwas", gegenübertritt. Dieses Wir widersteht dem Zähen, das sich ausbreitet, als sein Opfer oder als sein Herr und stellt es damit fest.
     

  10. Das Leben, die Natur, die eine thematische Komponente des Gedichts, wird vergiftet durch jene andere, das ungeheuerliche und nicht zu fassende Etwas, das sich ins Leben hineinfrisst.
     

  11. Gewiss, die Radioaktivität geht "gegen uns" – aber nicht nur sie. Sie tötet "den butt im meer" – aber nicht nur sie. Jenes Etwas des Gedichts ist umfassender als jede Qualifikation, jede Einzelbedeutung, die es annehmen kann.

2004 Cornelsen Verlag


Bis der Schmerz nachlässt

Von Hisham Matar

Gaddafi hat meinen Vater eingesperrt und sein Volk unterdrückt. Jetzt, da das Ende seiner narzisstischen Kampagne endlich naht, fühle ich mich wieder als Libyer.

In den letzten Tagen hat sich etwas Grundlegendes verändert. Ich spüre es im ganzen Körper. Ich habe nicht in den Spiegel geschaut, aber vor meinem inneren Auge sehe ich, dass die Traurigkeit im Blick gewichen ist. Muammar al Gaddafi, der Libyen in den letzten 42 Jahren heimgesucht hat, ist immer noch da, doch die Geschichte hat ihn überholt. Man kann sich Libyen unmöglich weiterhin mit ihm vorstellen.

In den letzten 32 Jahren, seit dem Tag, als meine Familie Libyen verließ, habe ich mich immer verstohlen umgeschaut. Ich erinnere mich an unsere Ankunft in Heathrow nach einem Flug, auf dem ich meinen lieben Vater immer wieder wegen seiner neuen Haarfarbe geneckt hatte. Dort hörte ich, wie ein Mann, der in der Ankunftshalle wartete, einem anderen zuflüsterte: "Wie sieht dieser Jaballa Matar eigentlich aus?" Er sprach mit einem libyschen Akzent.

Ich neckte meinen Vater nie mehr, wenn er sein Haar färbte oder diese fürchterlichen dunklen Sonnenbrillen aufsetzte, die er oft trug, wenn wir Ferien irgendwo in Europa machten.  Ich neckte ihn auch nicht, wenn er mir sagte, ich solle zurückbleiben, während er nachsah, ob das Auto in Ordnung war.

Schutz als Überwachung

In Ägypten, wo wir lebten, wurden wir rund um die Uhr von bewaffneten Wachmännern beschützt. Sie saßen vor der Tür und folgten uns überallhin. Der Verdacht, dass man unsere Gespräche – am Telefon, zu Hause, überall – abhörte, wurde mir zur zweiten Natur. Wir lebten im Wissen, dass wir immer und überall von den libyschen und ägyptischen Geheimdiensten überwacht wurden, weil mein Vater ein offener Gegner der Gaddafi-Diktatur war. Wir wussten, dass die Wachen, welche die ägyptische Regierung für uns abgestellt hatte, uns nicht beschützen, sondern überwachen sollten. Als es nach zehn Jahren, 1990, dem ägyptischen Regime opportun und nützlich erschien, meinen Vater an die Libyer auszuliefern, entführten dieselben Leute, die uns zuvor bewacht hatten, meinen Vater. Danach rieten sie uns, den Mund zu halten, und drohten: "Wenn ihr redet, schadet ihr damit Jaballa Matar."

Die Ägypter machten uns glauben, mein Vater würde irgendwo in ihrem Land gefangen gehalten. Nach drei Jahren kam ein Brief. Er war aus Abu Salim, dem berüchtigten politischen Gefängnis in Tripolis, herausgeschmuggelt worden. Mein Vater hatte ihn selbst geschrieben. Darin berichtete er, was geschehen war. Noch am Tag seiner Verhaftung hatte man ihn nach Libyen geflogen. Aus dem Brief erfuhren wir die Wahrheit, aber er zwang uns noch entschiedener zum Schweigen. Mein Vater bat uns darin, niemandem etwas zu erzählen. "Das würde mich in einen bodenlosen Abgrund stürzen. Ich werde lieber unter der Folter sterben, als die Namen derer preiszugeben, die mir beim Herausschmuggeln dieses Briefes geholfen haben."

Der Blick des Regimes im Nacken

Schließlich wurde es mir jedoch unerträglich, nichts zu sagen. Als mein Roman "In the Country of Men" (Im Land der Männer) über das Leben in Libyen unter Gaddafi 2006 erschien, begann ich, die libysche Diktatur offen zu kritisieren. Das löste bei meiner Familie tiefe Ängste aus. Meine Angehörigen fanden, ich könne nicht mehr nach Ägypten kommen, weil ich dort nicht mehr sicher sei. In den letzten fünf Jahren habe ich die Stadt, in der meine Familie und die Freunde aus meiner Kindheit leben, nicht mehr besuchen können. Es ging so weit, dass eine Reihe libyscher Freunde und Verwandter es nicht wagte, Kontakt zu mir aufzunehmen, wenn sie in London waren. So begann für mich ein zweites Exil. Libysche Offizielle forderten mich auf zu schweigen. Dafür boten sie mir Geld an. Als das nichts fruchtete, begannen die versteckten Drohungen.

Nach jedem Zeitungsartikel und jedem Fernseh- oder Radiointerview, in denen ich die libysche Regierung kritisierte oder den Diktator einen Diktator nannte (ein Verbrechen, das in Libyen mit der Todesstrafe geahndet wurde), spürte ich tagelang den Blick des Regimes in meinem Nacken, wenn ich durch die Straßen ging, obwohl ich mir immer wieder sagte, ich solle nicht so paranoid sein.

Wenn man als Libyer einem Taxifahrer in New York, London, Paris oder Kairo auf die Frage, woher man komme, antwortet, dass man Libyer sei, folgt in aller Regel die Bemerkung: "Ach ja, Gaddafi." – "Nein, nicht Gaddafi. Ich komme nicht von Gaddafi, sondern aus Libyen", sage ich dann und achte darauf, dass meine Stimme nicht verärgert klingt, denn selbst Unterdrückte möchten keine Spielverderber sein. Zumal während des vergangenen Jahrzehnts spürte ich, dass ich immer hoffnungsloser wurde, und begann mich zu fragen, ob Gaddafi nicht den libyschen Geist getötet hatte. Meine Empfindungen meinem eigenen Heimatland gegenüber verhärteten sich. Ich empfand eine stumme und perverse Verachtung für mein Volk – pervers, weil Hass auf die eigenen Leute letztlich zu Selbsthass führt. Bei Begegnungen mit anderen Libyern schwand dieses Gefühl gelegentlich, und ich empfand plötzliche Liebe zu allem Libyschen. Wegen des Schwankens zwischen diesen Extremen fühlte ich mich oft leer und erschöpft.

Ein Land entdeckt sich neu

Ich bin vierzig Jahre alt. Ich kenne kein Libyen ohne Gaddafi. Jetzt, da ich den Sturz der Diktatur und, wichtiger noch, den Aufstieg des Volkes erlebe, wird mir klar, dass mein Heimatland für mich bisher in erster Linie eine Quelle der Angst, des Schmerzes und der Scham war. Nun ist es eine Quelle der Freude und des Stolzes.

Trotz ihrer großen zeitlichen und geographischen Nähe zu den Erhebungen in Tunesien und Ägypten ist die libysche Revolution doch in mancherlei Hinsicht einzigartig. Das zu sehen ist besonders beglückend, weil Gaddafis Projekt immer eine narzisstische Kampagne war, in der er sein Volk nach seinen Vorstellungen formen wollte. Jetzt können wir erkennen, dass er gescheitert ist und der menschliche Geist immer nach dem Licht streben wird.

Die Libyer, die in Benghasi zwischen dem Gerichtsgebäude und dem Strand tanzen, sich an den Händen halten und singen: "Wir bleiben hier, bis der Schmerz nachlässt", entdecken aufs Neue alles, was schön an Libyen ist: unseren hartnäckigen Widerstand gegen den Faschismus (Mussolinis oder Gaddafis), unsere Liebe zur Mäßigung, unsere mediterrane Weltoffenheit, unseren Humor und unsere Lieder. Ich weiß nicht, was Gaddafi meinem Vater angetan hat, aber ich weiß, dass es ihm nicht gelungen ist, den libyschen Geist zu töten.

Hisham Matar wurde 1970 in New York geboren, wo sein Vater für die Vereinten Nationen arbeitete. Als er drei war, kehrte die Familie nach Tripolis zurück. 1979 musste sie wegen der Repressalien, den der Vater als Dissident ausgesetzt war, aus Libyen fliehen und ließ sich in Kairo nieder. Hisham Matar ging 1986 nach London, wo er die Schule beendete und Architektur studierte. 1990 wurde sein Vater von Ägypten an Libyen ausgeliefert; seither hat die Familie kaum Lebenszeichen von ihm. Hisham Matars Debütroman "Im Land der Männer" kam 2006 auf die Shortlist für den Man-Booker-Preis und wurde in 22 Sprachen übersetzt. Sein neues Buch "Anatomy of a Disappearance" ist soeben in Großbritannien erschienen. Die deutsche Übersetzung ist für Juni angekündigt.
Aus dem Englischen von Michael Bischoff, faz vom 03.03.2011


Guttenberg

Auf siebzig Prozent aller Seiten der Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg finden sich Plagiate. Wer hier am Werk war, wusste, was er tat. Seine Verteidiger ficht das nicht an. Was von ihren Argumenten zu halten ist.

Von Jürgen Kaube

In der Diskussion um die Machart der Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg werden zu seinen Gunsten vier Argumente vorgetragen. Da gibt es das "Die-paar-Fehler"-Argument, das "Alles-Vorverurteilung"-Argument, das "Gibt-es-denn-nichts-Wichtigeres?"-Argument und das "Wir-brauchen-den-Mann"-Argument.

Zunächst zum Wichtigsten, zu den paar Fehlern. Als der Bremer Juraprofessor Fischer-Lescano die Dissertation Guttenbergs auf mögliche Plagiate hin prüfte, hörte er nach acht positiven Funden auf. Das war der Stand am vergangenen Dienstagmorgen. Man hätte da noch davon sprechen können, die Arbeit enthalte "fraglos Fehler", und glauben, "dass zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder die Urheberschaft anderer nicht kenntlich gemacht wurde" (Guttenberg am Freitag). Doch schon am Dienstag mochten sich Statistiker fragen, wie viele Zufallsstichproben der Bremer Professor hatte ziehen müssen, um auf seine acht Belege zu kommen.

So etwas ist kein "Fehler"

Inzwischen ist bekannt, dass Proben auf jeder zweiten Seite eine hohe Erfolgschance hatten. Die Internetplattform "Guttenplag" dokumentiert, dass auf 270 von 393 Textseiten unausgewiesene Quellen benutzt wurden. Wer sich Belege dafür anschauen will, kann es auch auf http://gut.greasingwheels.org/  tun. Die längste Lesestrecke, auf der sich bislang kein Plagiat fand, sind die Seiten 39 bis 44, wohingegen beispielsweise zwischen Seite 303 und 359 überhaupt nur drei Seiten ohne Plagiat sind. Das Vorgehen desjenigen, der diese Arbeit geschrieben hat, ist beispiellos in seiner Dreistigkeit. Sie setzt mit einem Plagiat aus einem Zeitungsessay ein, verwendet schon in der zweiten Fußnote Formulierungen aus der "Fischer Länderkunde Nordamerika", schreibt aus Informationsbroschüren für politische Bildung ab und aus Lesebüchern der Politischen Philosophie, übersetzt amerikanische Aufsätze ohne Quellenangabe, grast durch "graue Literatur" – also Manuskripte vor ihrer Drucklegung – und Vorträge im Internet und bedient sich aus Hausarbeiten von Studenten. Selbst in Abschnitten mit reiner Sachinformation fand der Autor dafür keine eigenen Worte, sondern lieh sich die Formulierungen aus Seminarreferaten unter hausarbeiten.de aus, um sie als die seinen auszugeben. So etwas ist kein "Fehler".

Denn wie strategisch dabei zu Werk gegangen wurde, zeigen Passagen, in denen aus einem Text erst ausgiebig abgeschrieben wird, um ihn anschließend für etwas anderes als die plagiierten Sätze zu zitieren. Oder, besonders frech: Man schreibt, ohne es zu sagen, einen ganzen Absatz aus einem Aufsatz ab, etwa dem von Michael Stolleis über "Europa nach Nizza" und setzt ans Ende die Fußnote: "Ebenso Michael Stolleis, ,Europa nach Nizza‘". Ja, genau: Stolleis sagt dasselbe wie Stolleis. Der Ausdruck "mühevollste Kleinarbeit", den der Minister in seiner Erklärung zu dem Umständen seiner Promotion bemühte, passt. Eine so aufwendige und liebevoll hergestellte Täuschung findet man in der jüngeren deutschen Universitätsgeschichte nicht so leicht. Wer hier am Werk war, wusste, was er tat, und dass es nicht gestattet ist.

Dem Rechtsstaat in die Kniekehlen treten

Ist das nun Vorverurteilung? Die Prüfung von Guttenbergs Arbeit durch die Bayreuther Fakultät machen diese Zahlen und Indizien nicht überflüssig. Schon deshalb nicht, weil Rechtsfolgen an den Nachweis eines Plagiats geknüpft sind. Aber die politischen Redensarten, die seitdem im Umlauf sind, und Guttenbergs Behauptung, es gebe kein bewusstes Plagiat, sind von den Recherchen des Internet-Schwarms schon betroffen. Jeder, der es anders sieht, kann sich ja mit Gegenargumenten melden. Doch einfach nur daherreden, Quellenangaben seien nicht zwingend erforderlich, überall werde gemogelt, das "Summa cum laude" durch eine deutsche Universität spreche für sich, oder das herzpochende "KT, wir glauben an Dich", das als Facebook-Welle durchs Internet läuft, hilft in der Sache nicht. Wer darauf besteht, es sei abzuwarten, bis eine Kommission oder ein Gericht gesprochen hat, sollte diese Ermahnung nicht durch "vorfreisprechende" Mitteilungen dementieren, die in einem solchen Verfahren ihrer Qualität wegen selber unbeachtlich wären.

Das führt zur Frage, ob es denn nichts Wichtigeres gibt als Fußnotenschwindel und akademische Unehrlichkeit. Selbstverständlich gibt es Wichtigeres. Es gibt auch Wichtigeres als Steuerhinterziehung, Fahren im angetrunkenen Zustand, das Heraustelefonieren von Lustmädchen aus Untersuchungsgefängnissen durch Ministerpräsidenten, Vulgarität und was nicht noch alles. Soll man darum nicht mehr sagen dürfen, worum es sich handelt? Hier um Täuschung großen Stils, um Unehrlichkeit also. Wer die toten Soldaten in Afghanistan oder die Bundeswehrreform aufbietet, um den Verdacht einer Täuschung mit anschließender Lüge als Petitesse darzustellen, sollte sich mit Vorwürfen, das Plagiat werde politisch instrumentalisiert, zurückhalten. Der Bundestagsabgeordnete Lauterbach (SPD) hat es richtig gesagt: Man kann das Prüfen an den Universitäten einstellen, wenn das Argument, es gebe Wichtigeres, Schule macht. Ein solches Argument ist sogar geeignet, dem Rechtsstaat in die Kniekehlen zu treten.

Wenn der Ehrgeiz gegen Einsicht siegt

Bleibt die Behauptung, dass wir den Mann brauchen. "Right or wrong, my Guttenberg", wie es Kurt Kister in der "Süddeutschen Zeitung" unübertroffen zusammenfasste. Ob ein Verteidigungsminister promoviert ist, tut in der Tat nichts zur Sache. Kanzlerin Merkels Spruch aber, sie habe keinen wissenschaftlichen Assistenten ins Kabinett berufen, ist wohlfeil und herablassend gegen Leute, die es mit der Wahrheit und der Leistung ernster nehmen. Denn nicht die juristische Qualität der Arbeit, sondern die Ehrlichkeit ihres Verfassers steht in Frage.

Jemanden, der sich einen Karriereabschnitt zusammenfingiert hat und wissenschaftlich posieren wollte, ohne etwas Eigenes anbieten zu können, hat Frau Merkel jedenfalls zum Verteidigungsminister dazubekommen. Man könnte fragen, wie gescheit man sich jemanden vorstellen soll, dessen Ehrgeiz ihn für so wenig so viel hat riskieren lassen. Aber wenn der Ehrgeiz gegen Einsicht siegt, ist man an Regierungstischen natürlich nachsichtig miteinander.

F.A.Z. vom 21.02.2011

Witze

Quelle: http://oeffingerfreidenker.blogspot.com/2011/02/guttenberg-witze.html

Lieder


Japan bricht Walfang ab

Tierschützer feiern ihren Sieg über die Walfänger

Japan hat seinen Walfang für "wissenschaftliche Zwecke" für diese Saison abgebrochen und seine Walfangflotte aus dem Südpolarmeer zurückbeordert. Der japanische Fischereiminister Michihiko Kano begründete den Rückruf mit den Behinderungen durch die Tierschützer der Gruppe "Sea Shepherd". Aus Sorge um die Sicherheit der Schiffe und ihre Besatzungen habe Japan keine andere Wahl, als die Forschungsreise vorzeitig zu beenden, sagte Kano am Freitag in Tokio. Der Minister ließ offen, ob Japan in der nächsten Saison den Walfang wiederaufnehmen wird.

Japan hatte sich für diese Saison eine Quote von 954 Walen gesetzt, aber bis jetzt nur 172 gefangen. Die Aktivisten von "Sea Shepherd" hatten das Hauptschiff der japanischen Walfangflotte in den vergangenen Wochen über 3200 Kilometer verfolgt. Die Walschützer warfen Farbe, Rauchbomben und Flaschen mit ranziger Butter auf das japanische Schiff. Die Walschützer der Gruppe, die auf drei Schiffen in der Antarktis unterwegs sind, feierten die Entscheidung der japanischen Regierung als Sieg und kündigten an, sie wollten warten, bis die japanischen Schiffe tatsächlich zurückfahren.

Ein Sprecher sagte, die Aktivisten wollten auch im nächsten Jahr weiter gegen den japanischen Walfang vorgehen. Neuseeland und Australien, die beide auch wegen ihrer Nähe zur Antarktis zu den schärfsten Kritikern von Japans Walfang gehören, hießen den Schritt gut. Der australische Umweltminister Tony Burke sagte, er hoffe, dass es keine weitere Walfang-Saison geben werde. Australien will Japan wegen seines Walfangs in der Antarktis vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verklagen.

Japan ist eines von drei Ländern, das trotz eines weltumspannenden Moratoriums für den kommerziellen Walfang weiterhin Wale jagt. Japan nutzt dabei eine Ausnahmeregel der Internationalen Walfang-Kommission, nach der Walfang für Forschungszwecke gestattet ist. Während die japanische Fischerei-Lobby verbreitet, dass Walfang nötig sei, um wissenschaftliche Kenntnisse über Wale zu bekommen, halten Kritiker den "wissenschaftlichen Walfang" für verkappten kommerziellen Walfang. Japan sieht sich dagegen von der Walschützer-Lobby ungerechtfertigt angegriffen und verteidigt den Walfang als Teil der japanischen Kultur und Tradition.

Walfang-Kritiker glauben, dass auch andere Gründe für die jetzige Entscheidung des japanischen Fischereiministeriums eine Rolle spielen könnten. So wächst in Japan seit Jahren der Lagerbestand an Walfleisch in den Kühlhäusern, weil Walfleisch sich bei den Konsumenten nicht mehr besonders großer Beliebtheit erfreut.

Petra Kolonko, faz vom 19.02.2011


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