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Auszug aus "Die Tagebücher der Johanna Diehl"

Von Johanna Diehl

Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2005, Seiten 104 - 107, 129 - 131,  193/4 und 198/9.

29.09.1909

Wir fassten den Entschluss übermorgen nach Walega überzusiedeln.

30.09.1909

Bin am zurüsten, für Hanni noch ein dunkles Höschen gemacht und backe noch Plätzchen.

01.10.1909

Gegen ½ 7 Uhr gehen die Schulkinder und unsere Kostschüler mit unseren Habseligkeiten voraus, auch Wilhelm. Bruder Eiffert kommt mit seinem Pferd nach. Buschmann bringt Hanni und mich mit seinem Wagen soweit es geht. Dann gingen wir eine Strecke durch den Urwald bis an den Goria-Fluss. Von da ab tragen mich einige Jungen auf einem Longär den Berg hinan. Es ging schließlich so steil, daß ich bat mich doch gehen zu lassen. Walega liegt wunderschön, es weht ein kühles Lüftchen. Gleich wurden Betten aufgeschlagen, die eine noch nicht fertige Seite des Zimmers mit Segeltuch bespannt.

Das Haus machte den Eindruck einer Scheune, der Fußboden war Mutter Erde, erst in den nächsten Tagen hat Wilhelm mit unseren Jungen es noch ein wenig gemütlicher ausgebaut, auch rundum den Urwald abgeholzt, so dass wir eine herrliche Aussicht genießen, wir sehen selbst das Meer. Hanni vermisst nur die große Veranda. Das nötige Wasser wird in Bambusrohren aus dem Tal an einer Quelle geholt.

03.10.1909

Herr Peuker (Angestellter der Neuguinea-Kompagnie, später selbständiger Pflanzer) machte mir einen Besuch, tranken ein Fläschchen Selterswasser und hernach noch Kaffee, dann zog er wieder ab. Am Morgen versammelten sich die Leutchen vor unserer Hütte und Wilhelm erzählte ihnen von der Schöpfung.

06.10.1909

Die Woche ging, jeder Tag brachte dasselbe. In der Morgenfrühe mussten 2 Jungen den Berg hinunter und Milch holen. Eiffert schickte uns von unserem Gemüse ab und zu, auch ein Herr der Neuguinea-Kompagnie schickte einmal Möhren. Vorm Haus kocht Katige auf einem offenen Holzfeuer. Ich sticke noch die letzten Namen in meine Wäsche. Von Sonntag auf Montag die Nacht ging Wilhelm um 2 Uhr mit einer Reihe Jungen nach Balai, selbige hatten Frauen gestohlen in einem entfernten Dorf. In der letzten Zeit kommen mehrere Männer aus dem Dorf nach Stephansort und wollen für Europäer schießen. Die Gewehre hatten sie dann für den Frauenraub benutzt. Das erste war, dass Wilhelm sich durch einige Jungen die Gewehre holen ließ. Dann mussten sie die Frauen herausgeben, natürlich hatten sie allerlei einzuwenden, auch sollten sie 2 Schweine hergeben. Des Nachmittags kam er dann mit den Leuten hier an. Anderntags kam dann Wal mit 2 Schweinen. Natürlich waren auch zwei Liebhaber der Frauen mitgekommen und dachten, letztere würden ihnen ausgehändigt. Als das nun nicht geschah, zogen sie zornig weg und hatten noch gesagt, sie würden sie des Nachts stehlen. Sie sollten nur kommen, sagte Wilhelm, hier wären die Frauen im Hause, aber an verschiedenen Stellen stünden auch Jungen mit Gewehren. Dann hatten sie gesagt, sie wollten Männer aus dem Dorfe der Frauen holen. Nach einigen Tagen kommen sie dann auch wirklich mit drei Männern von da an.

Trotzdem bekamen sie die Frauen doch nicht mit, dreien wurde gesagt, wenn sie noch viel sagten, würden sie festgenommen und zum Assessor gebracht. Da wollten sie noch ein Schwein bringen. Doch es wurde ihnen gesagt: ihr bekommt die Frauen nicht, die bringe ich selbst in ihr Dorf. Seitdem hat sich keiner mehr blicken lassen. Ich war in den Tagen doch recht bange. Zu dem Festessen der beiden Schweine wurden alle, die am Hause und Wege geholfen haben, eingeladen. Sie bekamen Reis und Tabak dazu und Wilhelm lieh ihnen die Trommeln zu einem Festspiel.

10.10.1909

Nachmittags waren Herr Elmies und Rhadez hier, es regnete in Strömen, es war mir ordentlich ungemütlich, gingen schon um ½ 8 Uhr zu Bett. Morgens war wieder Gottesdienst vor der Hütte.

11.10.1909

Hanni hat Schnupfen.

12.10.1909

In aller Frühe packen wir unsere Sachen. Die Leutchen werden noch mit Tabak, Perlen, Streichhölzern und Fischhaken ausgelöhnt. Auch gebe ich ihnen das Brot und Salz, was noch da ist. Als wir um 7 Uhr loszogen weinten die Frauen. Auf unsere Bitte kam Buschmann, soweit der Weg fahrbar war, uns mit dem Wagen entgegen und brachte Hanni und mich schnell nach Hause. Das kam uns nun nach den 10 Tagen im Busch ganz fein vor, besonders Hanni freute sich, dass sie wieder mehr Spielraum hatte.

...

10.06.1910

kam Assessor Berghausen (Ernst Berghausen, auf Jaluit (Marshallinseln) und in Herbertshöhe tätig, später Bezirksamtmann und Richter in Friedrich-Wilhelmshafen) nach Bogadjim um die ersten Steuern zu erheben. In Born sind sie in Unruhe wegen eines Mannes, der am 4. des Monats mit seiner Frau ins Feld gegangen ist, gegen Abend lässt er seine Frau nach Hause gehen und sagt, er gehe noch in ein Bergdorf. Dadurch dass Steuern gehoben werden sollten, wird man aufmerksam auf ihn.

11.06.1910

Der Assessor Berghausen hebt keine Steuer, da er Fieber hat. Jedenfalls haben sie bei Baron von Spiegelfeld gestern Abend gezecht. Wilhelm ging zu ihm, um für die Leute zu fragen, die den Vermißten suchen wollen.

12.06.1910

Heute Sonntag. Morgens während des Gottesdienstes erhebt er Steuern, doch es ist auch kein Mann in der Kirche. Gegen 11 Uhr kam er und machte uns seinen Besuch. Es ist lächerlich, wie ein Mann, der erst einige Monate im Lande ist, alles besser wissen will wie einer, der fast 8 Jahre im Lande ist. Als die Rede auf den Häuptling kommt, der Frauen stiehlt und Schweine erpresst, meint er, das sind solche, mit denen wir arbeiten können, solche Gauner, die schon was auf dem Kerbholz haben. Man war sprachlos ob seiner Ansichten.

13.06.1910

Fährt er nach Bongu. Alle Männer aus dem Dorfe an 100 ziehen los, um den Mann (Der Vermisste hieß Bonsi. Tagebuch Wilhelm Diehls vom 14.6.1910.) zu suchen. Als wir am essen sind, kommen zwei Männer zurück und sagen, sie haben ihn mit zwei Speerwunden in der Schulter im Bache liegend gefunden. Gegen 2 Uhr kamen sie dann mit der Leiche im Dorfe an. An einer dicken Stange in Blätter gebunden. Worauf gleich große Totenklage beginnt. Er war schon tüchtig verfault, der Heilgehilfe, der auch gerufen war, konnte keine Speerwunde feststellen, da meist nur Knochen zu sehen waren.

Auf ein Schreiben an den Assessor bei der ersten Nachricht kam selbiger gegen 5 Uhr mit seiner Pinasse hier an. Er konnte aber auch nichts machen, da keine genauen Angaben gemacht werden konnten. Als wir beim Abendessen sind, kommen einige Jungen von den unsern aus dem Bandje (Männerhaus) und sagen ganz erregt, 2 Balaileute (Zwei Männer aus dem Gebirgsdorf Balai, Labua und Koti, besuchten das Teildorf Born. Dort wird Koti des Mordes an Bonsi verdächtigt und flüchtet sich zur Familie Diehl.) seien gekommen, der eine sei ins Dorf gegangen. Natürlich waren auch wir gespannt, was es noch gab, da die Leute im Dorfe doch sehr erregt waren und auch gerade die Balai-Leute im Verdacht der Täterschaft stehen. Beide gingen ins Dorf, dem Koti hat man gleich gesagt davon, der kam nun in großer Angst auf unsere Veranda.

Wilhelm sprach in seinem Zimmer mit ihm, aber er schielte immer zur Tür. Beteuerte natürlich ihre Unschuld. Wenn sie in Balai das gewusst hätten, hätten sie wohl nicht den Jungen allein heruntergehen lassen. Der zweite Mann soll ein früherer Mann aus Born sein und des Verstorbenen Was (Bruder). Kotis Angst wird noch gesteigert, als 2 Tultuls (Tultul waren in der Regel frühere Polizeisoldaten, die in ihr Dorf zurückgekehrt waren und dort im Auftrag der deutschen Kolonial Verwaltung Polizeiaufgaben wahrnahmen.) aus dem Dorf kommen und noch mehrere Jungen, um ihn zu fassen und dem Bezirksamt zu überliefern. Doch Wilhelm sagt ihnen: Wisst ihr bestimmt, dass es die Balai-Leute gewesen sind? Nein! Nun dann gebe ich diesen, der wohl unschuldig ist, auch nicht heraus. Er schlief dann mit noch 2 anderen Jungen im Postzimmer. Bruder Eiffert schloss von außen zu, es wurde ihnen noch erst gesagt, keine Angst zu haben. Ich habe aber wohl die meiste Angst ausgestanden. Bis 2 Uhr kein Auge zugemacht, immer sah oder hörte ich etwas. (Wilhelm Diehl berichtet über den Vorfall an das Bezirksamt: "Des Abends kommt Jamai aus Born und Labua aus Balai zu mir und teilen mir mit, was ich wie folgt an das Bezirksamt berichtete: .Wohllöbliches Kaiserliches Bezirksamt Friedrich-Wilhelmshafen: Am 7.d.M. war der Eingeborene Labua aus Balai, früher in Born wohnhaft, bei mir und erklärte, der alte Mann Kadjani in Balai habe ihm erzählt, Weba, Ubua, Umabia, Olelu und Molea hätten Bonsi aus Born ermordet. Nachdem sie Bonsi am Flussbett getroffen hätten, habe ihn Weba mit einem Speer am Bein verwundet. Darauf sei Bonsi auf einen kleinen Hügel gelaufen, wo er durch Ubua ergriffen und ins Flußbett geschleppt worden sei. Hier habe ihn Ubua durch einen Speer in die eine und Umabia einen Speer in die andere Schlüsselbeinhöhle gestoßen. Olelu habe ihn dann mit einem Messer die Kehle durchschnitten. Molea habe der Tat zugesehen. Obige Angabe wurde mir heute durch den Eingeborenen Olelu von Walega bestätigt. Dieser befand sich in der Nähe des Tatortes und eilte auf das Geschrei des verwundeten Bonsi herbei, wodurch er Zeuge der weiteren Bluttat wurde. Die Balai-Leute, die Olelu bemerkten, hielten ihn fest und ermahnten ihn nichts zu verraten. Nach Olelus Aussage wurde dem Bonsi nicht der Hals, sondern mit einem kleinen Messer der Leib aufgeschnitten. Bogadjim, den 10. Juli 1910 Ergebenst Wilhelm Diehl, Missionar.")

...

04.05.1912

Es ist ziemlicher Aufruhr unter unseren Leuten im Dorfe. Malus, ein abgefallener Christ, hat eine große Nummer bei unseren Leuten. Ist jemand krank, der lässt Malus rufen. Mitternacht trommelt er die Frauen aus den Häusern, die müssen sich um ihn herum setzen und dann wird alles ausgekramt, die Verfehlungen der Mädchen usw. Er sagt, ich bin Jehova. - Wir haben den Christen gesagt, nicht hinzugehen, wenn er sie ruft. Das ist ihm nun nicht passend. Gumbo hat uns das Treiben des Malus verraten, dafür ist er von Frauen und Männern tüchtig ausgeschimpft. Gestern Nacht hat er seine Frau zu Gumbo geschickt, er solle kommen. Daraufhin geht er nicht, es kommen noch 1 Mann und 2 Frauen und schimpfen, warum er nicht käme. Auf Umwegen geht er nun nach Born, da sieht er, wie der Malus vor seiner Hütte auf- und abgeht. Gumbo ruft, komm ich habe mit dir zu reden, erst will Malus nicht, komm ruft er, bis er dann auch kommt, er sagt ihm dann seinen Standpunkt, worauf Malus erwidert: seine und Diehls Rede sei gleich.

05.05.1912

Wilhelm hat in der Kirche ein offenes Wort über Malus und sein Treiben geredet, er kam ordentlich dabei ins Feuer. Er hat sie gewarnt vor ihm, sein Weg sei nicht gleich mit unserem, wenn er gleich sei, könnte er sich von jedem hören lassen. Nachmittags kam Anag, Namui und Abai. Ersterer meinte, ob er zum Assessor gehen sollte wegen des sing-sing der fremden Leute in ihrem Dorfe (Leute von der Dorfinselspitze machen jeden Sonnabendabend im Dorfe Lou, dagegen hat Bruder Eiffert auch in der Kirche geredet). Wilhelm fragte Anang, was er denn zu seiner Rede wegen Malus meinte. Sein Herz, meinte er, habe nichts gesagt, Gumbera bole kir (Sinngemäß: "Es ist eine gute Sitte). So fest hat sich die Geschichte eingewurzelt und so schauen sie an seiner Größe herauf. - Der Malus hatte zu Gumbo gemeint, er wolle es nicht mehr machen. Gumbo solle es jetzt machen.

...

08.07.1912

Wir packten uns die nötigsten Sachen zusammen und gingen für 8 Tage auf den 120 m hohen Berg Walega. Bruder Eiffert hatte das Haus mit den Kostschuljungen ausgebessert. Der Morgen ist wunderschön hier oben, so kühl, ein wollnes Kleid hab ich angezogen. Die Ruhe bekommt gut, meist sitze ich in der Hängematte.

10.07.1912

Hanni hat viel Vergnügen. Macht immer Feuer unter dem hängenden Kessel und fegt in der Hütte. Wilhelm geht früh nach Balai. Wir kochen das Nötigste auf einem Petroleumkocher, die Milch lassen wir holen.

13.07.1912

Wilhelm geht nach Bogadjim. "Manila" ist da, ankert in Erima.

14.07.1912

Herr Meier, Tenzer, Gronau und Eiffert waren bei uns (Friedrich Heinrich Tenzer war Leiter der Pflanzung der Neuguinea-Kompagnie in Erimahafen, Felix Hans Gronau Angestellter in Stephansort).

Hinten die Herren Paul Mayer, Felix Gronau und Friedrich Tenzer sowie ganz rechts Missionar Georg Eiffert.
Vorn Johanna Diehl geb. Bleidorn, Tochter Hanni
und Missionar Wilhelm Diehl.

15.07.1912

Fing ein sing-sing in Walega an, wozu sich die beteiligten Christen alle gründlich eingeschmiert hatten ohne Ausnahme. Sogar unser Tomi tanzte mit, den holte sich Wilhelm dann gleich aus der Mitte heraus. Wir waren sehr niedergedrückt, das zu sehen.

16.07.1912

Gingen wir wieder nach Bogadjim. Ich habe geritten, konnte am anderen Tag kaum sitzen.


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