Von Groenland bis Lambarene 1

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Von Grönland bis Lambarene

Reisebeschreibungen christlicher Missionare aus drei Jahrhunderten

Herausgegeben von Johannes Paul

Kreuz Verlag Stuttgart 1958

Inhalt

0,5 MB

Einleitung

Literaturverzeichnis


Einleitung

Die Entdeckung der überseeischen Länder um die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit hat der europäischen Menschheit ungeahnte Welten erschlossen. Freilich ist es nicht so, wie manche Schilderungen des Entdeckungszeitalters es darstellen, dass mit der ersten Berührung einer Küste durch eines der Entdeckerschiffe oder mit den ersten Expeditionszügen in das Innere eines der neuen Erdteile diese Länder nun auch endgültig in das Weltbild des Abendlandes eingefügt worden wären. Manche Entdeckungen gingen verloren und wurden erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte später wiederholt. Auch hüteten die seefahrenden Nationen ihre Entdeckungen eifersüchtig, so gut und so lange es eben anging. Vor allem aber ist entscheidend, dass zu einer Sammlung und Darstellung wirklich ins einzelne gehender Beobachtungen, zu einer umfassenden Schilderung dieser neuen Welten die abenteuernden Seefahrer des eigentlichen Entdeckungszeitalters mit seltenen Ausnahmen weder willens noch fähig waren.

Erst späteren Zeiten blieb es vorbehalten, die rohen Umrisse des Kartenbildes, die damals festgelegt wurden, mit anschaulichem Leben zu füllen. Die Zeiten der Aufklärung, der Romantik und die Entwicklung des 19. Jahrhunderts schufen erst die geistigen Voraussetzungen dafür: die kritisch-forschende Betrachtungsweise, den Sinn für liebevolles Versenken in fremdes Leben und das brennende Interesse der mehr und mehr in Einzelgebiete sich sondernden Wissenschaften, diese neue Welt objektiv zu erforschen. So folgt jenes zweite und eigentlich noch reizvollere Zeitalter der Entdeckungen, das in zahllosen Einzelforschungen und Schilderungen die Wunder jener neuen Länder dem Weltbild der europäischen Völker einfügte. In der Literatur erlebte darum die Reisebeschreibung jetzt einen ungeahnten Aufschwung und fand ihre klassische Form. Sie gewann sowohl durch die räumliche Weite wie durch die Tiefe und Eindringlichkeit der Betrachtung. Im Bildungsleben des 18. und 19. Jahrhunderts spielte sie eine Rolle, wie das in den Zeiten vorher undenkbar gewesen wäre und auch in der Gegenwart nicht mehr annähernd der Fall ist.

Aus der bunten Fülle dieser Reisebeschreibungen bringt das vorliegende Buch einen bestimmten Ausschnitt: Reiseberichte evangelischer Missionare vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis nahe an die Gegenwart. Es mag manchem fraglich erscheinen, ob eine solche Auswahl unter dem Gesichtspunkt der Zugehörigkeit der Verfasser zu einem bestimmten Stande gerechtfertigt ist. Man kann jedoch kaum bezweifeln, dass zum Beispiel ein müßiger Globetrotter, der die Welt von Bord eines Luxusdampfers aus betrachtet und auf Grund von flüchtigen Hafenbesuchen sich zu weitreichenden Schlüssen berechtigt glaubt, tatsächlich blind ist für die eigentliche Wirklichkeit der Fremde, während der Missionar, der meist sein ganzes Leben dem Dienst an einem bestimmten Volke widmet, unendlich viel tiefer in diese fremde Welt eindringen kann. In jedem Falle nehmen die alten missionarischen Reisebeschreibungen im Rahmen der allgemeinen Reiseliteratur in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Sie führen meist in wenig oder noch gar nicht erforschte Länder und zeigen uns deren Völker in dem Zustand, in dem sie sich vor dem Eindringen der europäischen Zivilisation befanden. Das gibt ihnen ihren besonderen Reiz und in zahlreichen Fällen einen unvergleichlichen dokumentarischen Wert.

Nicht nur der Wissenschaft, auch unmittelbar dem praktischen Leben dienten diese Forschungen. Der Einbruch der abendländischen Zivilisation hatte für alle außereuropäischen Völker gewaltige Erschütterungen und Umwälzungen zur Folge. Zur Lösung der Probleme, die sich daraus ergaben, war eine gründliche Kenntnis der Eingeborenen, ihrer Sprachen und Lebensverhältnisse unerlässlich. Auch hierbei waren es zumal in der Anfangszeit der Kolonisation vielfach allein die Missionare, die diese Kenntnisse vermitteln konnten, und zugleich waren sie die gegebenen Mittler zwischen den oft entstehenden Gegensätzen der Interessen von Eingeborenen und Kolonialmächten.

Wichtiger noch ist ein anderer Gesichtspunkt. Der Missionar, der in fremde Länder reist, steht unter dem Missionsbefehl: "Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker." Wohl hat es keineswegs an Versuchen seitens vieler Kolonialverwaltungen gefehlt, auch die Mission politischen oder wirtschaftlichen Zwecken dienstbar zu machen, und nicht immer hat die Mission solche Ansinnen mit der nötigen Entschiedenheit abgelehnt. Aber gerade die bedeutendsten Missionare haben es sehr ernst genommen mit ihrer Pflicht, ausschließlich das Evangelium zu verkündigen.

Alle diese Gedanken und Probleme spiegeln sich in den Reiseschilderungen wider, die hier zusammengefasst sind. Sie bilden das einigende Band und rechtfertigen es, diese Berichte einmal als in sich geschlossene Gruppe herauszustellen. Die meisten der Werke, denen sie entnommen wurden, sind schon seit langer Zeit nicht mehr im Buchhandel zu haben. Es besteht die Gefahr, dass auch die Exemplare, die der Vernichtung durch Zeit und Kriegsereignisse entgangen sind, ungenützt in den Bibliotheken verstauben. Damit würde ein Stück höchst lebendiger Literatur einer unverdienten Vergessenheit anheimfallen. Dies zu verhindern ist einer der Zwecke, die der Herausgeber mit der Veröffentlichung der vorliegenden Sammlung verfolgt. Bei der gebotenen Kürze können es freilich nur Proben und Anregungen sein, die den Leser zu weiteren Studien auf diesem Gebiet ermuntern sollen. Denn die klassischen Reisebeschreibungen der Vergangenheit sind nicht etwa darum überholt und belanglos, weil vielleicht die Bevölkerungszahlen nicht mehr stimmen oder die allgemeinen Verhältnisse sich gewandelt haben. Es ist im Gegenteil von geradezu aktuellem Interesse, zu beobachten, wie die Probleme der Gegenwart sich bei ihrem Entstehen oder überhaupt in einem früheren Zeitpunkt ihrer Entwicklung dargestellt haben. Und für jeden, der sich den Sinn für das Große in Natur und Menschenherz erhalten hat, wird es stets von hohem Reiz sein, zu sehen, wie bedeutende Menschen vor uns die Wunder der Schöpfung, die Vielfalt ihrer Völker und die großen Werke menschlicher Kultur betrachtet haben.

"Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die staunen und sich wundern können", sagt Johannes Warneck in der Erinnerung an seine ersten Eindrücke auf Sumatra. Wer in diesem Sinne die Welt sieht und anschaulich davon zu berichten weiß, dessen Schilderungen werden auch nach Generationen noch begeisterte Leser finden. Die literarische Form, in der das geschieht, ist dabei weniger wichtig. Ob uns Hans Egede von Grönland im Stil einer alten Chronik berichtet, der Franzose Eugene Casalis ein Bild von Kapstadt in seiner kultivierten Erzählungskunst entwirft oder Jane Edkins in anspruchslosen Briefen die bunte Welt Chinas aufleuchten lässt, immer fesseln sie uns durch liebevolle, ja andächtige Hingabe an den Gegenstand ihrer Betrachtung. Denn das ist es, was die Verfasser der hier gesammelten Schilderungen von anderen Reisenden unterscheidet: sie sind keine Weltenbummler, die heute dieses, morgen jenes Land durcheilen, sondern jeder berichtet von dem Land, das ihm durch höhere Fügung zur zweiten Heimat wurde, dem er die besten Kräfte seines Lebens weihte.

Trotz der bei einer solchen Auswahl gebotenen Notwendigkeit zur Beschränkung kommen auch in der vorliegenden Form der Sammlung zwei Tatsachen überzeugend zum Ausdruck, die für die Tätigkeit der evangelischen Mission überhaupt kennzeichnend sind: das weltweite Arbeitsfeld und die Herkunft ihrer Mitarbeiter aus den verschiedensten Völkern. Bis zu den entlegensten Enden der bewohnten Erde erstreckt sich der geographische Raum, der hier als Arbeitsfeld der Mission in Erscheinung tritt. Er reicht von den Gletschern Grönlands bis zur Inselwelt des Stillen Ozeans und umfasst so tiefgreifende Gegensätze wie die Naturvölker Afrikas und die uralten Kulturen in Palästina und Indien, China und Japan. - Von den vierzehn Autoren stammen sieben aus Deutschland, vier aus Großbritannien, je einer aus Nordamerika, Frankreich und Skandinavien. Damit sind die wichtigsten Länder vertreten, die an der evangelischen Missionsarbeit Anteil genommen haben, und zugleich wird damit der Charakter dieses Werkes als einer über den Nationen stehenden christlichen Gemeinschaftsarbeit unterstrichen. Von dem norwegisch-dänischen Grönlandmissionar Hans Egede bis zu dem elsässischen Missionsarzt Albert Schweitzer spannt sich der Bogen, und zwischen diesen beiden stehen Leben und Taten der anderen Männer, die diese Arbeit durch die Jahrhunderte getragen haben.


Hans Egede

Hans Egede aus WikipediaGrönland, die große Insel im arktischen Meer, war im neunten Jahrhundert von den Normannen entdeckt worden. Einige von ihnen siedelten sich dort an, und schon im Jahre 1000 brachte Leif Räude seinen Landsleuten das Christentum. Aber dann brach die Verbindung ab, und jahrhundertelang wusste man in Europa nicht, was aus diesen fast vergessenen Kolonien geworden war. Wohl legten die Walfischfänger des 16. und 17. Jahrhunderts gelegentlich an einigen Punkten der Küste an, von den normannischen Ansiedlungen fanden sie jedoch keine Spuren.

Einer der wenigen, der sich zu Anfang des 18. Jahrhunderts ernstlich mit den alten Erzählungen von Grönland beschäftigte, war ein junger lutherischer Prediger auf den Lofotinseln, Hans Egede. Er war im Jahre 1686 in der Vogtei Senjen in Norwegen geboren worden. Da er einer ursprünglich dänischen Familie entstammte, studierte er an der Universität Kopenhagen. Schon mit 21 Jahren erhielt er ein Pfarramt auf den Lofoten, heiratete und wurde in kurzer Zeit Vater von zwei Knaben und zwei Mädchen. Aber auch Amt und Familie hinderten ihn nicht, immer drängender danach zu forschen, was wohl im Laufe der Jahrhunderte aus seinen christlichen Landsleuten in Grönland geworden war. Schließlich bat er das in Kopenhagen gegründete Missionskollegium, ihn als Missionar nach Grönland zu schicken.

Nach Überwindung jahrelanger Schwierigkeiten gelang es ihm, in Bergen eine Gesellschaft für den Handel mit Grönland zu gründen. Auf dem von dieser Gesellschaft ausgerüsteten Schiff, der "Hoffnung", trat er im Jahre 1721 die Reise an. Den Landungsplatz an der Westküste Grönlands nannte er Godthaab (d. h. Gute Hoffnung); so heißt er noch heute.

Die Nachkommen der normannischen Ansiedler, die er suchte, fand er nicht, nur ganz vereinzelte Ruinen von Häusern und Kirchen aus ihrer Zeit. So wurde er zum Missionar bei den Eskimos. Fünfzehn Jahre hat er unter ihnen gelebt und gelehrt. Mehr als einmal war die Fortsetzung der Arbeit ganz in Frage gestellt, da die Unterstützung der Heimat öfters ausblieb. Von seinen Reisen und Forschungen unter den Eskimos, seinen Mühen und Erfolgen berichtet sein ausführliches Tagebuch, dem die folgenden Schilderungen entnommen sind.

Als endlich die Früchte seiner Arbeit heranzureifen schienen, vernichtete eine furchtbare Pockenepidemie, die durch ein Proviantschiff eingeschleppt worden war, einen großen Teil der unter seiner Obhut stehenden Eingeborenen. Von diesem Schicksalsschlag schwer getroffen, bat er um Ablösung. Kurz vor der Heimreise starb noch seine Frau, die alle Schwierigkeiten tapfer mit ihm geteilt hatte. Ein Trost war es ihm, dass sein Sohn Paul, den er selbst in die Missionsarbeit eingeführt hatte, sein Werk fortsetzen konnte.

Von Kopenhagen aus hat Egede auch weiterhin für seine Lebensarbeit gewirkt. Er gründete hier ein Seminar für Grönlandmissionare, an dem er selbst als Leiter tätig war, und schließlich wurde er Bischof der gesamten grönländischen Mission. Er starb 1758 im Alter von 72 Jahren auf der Insel Falster.

Als "Apostel Grönlands" ist Hans Egede in die Missionsgeschichte eingegangen. Er hat als erster den Eskimos das Christentum gebracht, und als erster hat er eine umfassende Beschreibung dieses eigenartigen Volkes gegeben. "Ausführliche und wahrhafte Nachricht vom Anfange und Fortgange der Grönländischen Mission, wobei die Beschaffenheit des Landes sowohl, als auch die Gebräuche und Lebensarten beschrieben werden", so ist der Titel seines Tagebuches, das im Jahre 1740 erschien. Seine und seines Sohnes Beobachtungen und Forschungen bilden für die Wissenschaft noch heute die wichtigste Quelle zum Studium der ursprünglichen Lebensverhältnisse der Eskimos.

Die Begründung der Grönland-Mission

Hans Egede: Ausführliche und wahrhafte Nachricht vom Anfange und Fortgange der Grönländischen Mission. 1. Auflage 1740. Neue deutsche Ausgabe, ausgewählt und bearbeitet von Martin Heydrich unter dem Titel: Hans Egede, Die Erforschung von Grönland. Leipzig, Verlag F. A. Brockhaus 1923.

Anno 1708

Vor langer Zeit hatte ich einmal in einer Beschreibung Grönlands gelesen, dass daselbst Christen mit Kirchen und Klöstern wären. Ich hatte große Begierde zu erfahren, wie es jetzt damit beschaffen sei. Allein von denen, so dahin zum Walfischfang fuhren, konnte ich nichts erfahren. Ich schrieb deshalb an einen Verwandten in Bergen, der auch nach Grönland gefahren war. Von diesem erfuhr ich, dass auf der von unsern Schiffen besuchten Küste keine Menschen gesehen oder gehört worden seien. Allein weiter im Süden gäbe es Wilde. Der Osten Grönlands, wo ehedem die Nordmänner gewohnt haben sollen, ist infolge des Treibeises jetzt unbekannt. Die Erwägung, dass diese armen Menschen, die zuvor Christen gewesen, nun aus Mangel an Lehre und Unterweisung wieder in heidnische Blindheit verfallen wären, weckte in mir den Wunsch, ihnen Christum wieder zu predigen. Mein Sinn war ganz unruhig, da es nicht möglich zu sein schien, ein so beschwerliches Werk zu unternehmen; war mir doch nicht nur das Heil einer Gemeinde anvertraut, sondern ich hatte auch Weib und Kind. Die große Lust und Begierde, Gottes Ehre und dieser armen Menschen Seligkeit zu fördern, hielt mich fest auf der einen Seite, auf der andern aber wurde ich aus Furcht vor der daraus entstehenden Gefahr und Beschwerlichkeit wieder abgeschreckt.

Anno 1717

Das Schwerste aber stand noch bevor. Es sollte nun Ernst werden, woran ich lange gedacht, wovon ich so oft geredet und geschrieben: alles sollte ich verlassen, von meinen lieben Freunden Abschied nehmen. Dieses war leichter gesagt als getan, denn die Vernunft, Fleisch und Blut wollten Meister spielen. Allein hier zeigte sich die große Treue und Beständigkeit meines Eheweibes, indem sie mir vorhielt, dass es nun allzu spät wäre, das Geschehene zu bereuen, ich hätte Zeit genug gehabt, solches voraus zu bedenken; hätte ich mein Werk mit Gott angefangen, warum wollte ich nun zweifeln und kleinmütig sein? Nachdem ich nun von meinen lieben Gemeindegliedern, von der geliebten Mutter, von den Geschwistern und andern guten Freunden schmerzlichen Abschied genommen hatte, begab ich midi nebst meinem guten Eheweib und vier Kindern, von denen das kleinste nur ein Jahr alt war, nach Bergen. Nach einer mehrwöchigen, beschwerlichen Reise langten wir frisch und gesund zur Erntezeit 1718 dort an. In dieser Stadt suchte ich nach einem Kaufmann, der Schiffe nach Grönland schicken würde, um dort Handel zu treiben. Da aber der Krieg noch andauerte, hofften und vertrösteten alle auf die Zukunft.

Anno 1721

Endlich wurde aber doch unter den Kaufleuten und andern guten Leuten der Stadt eine Summe von ungefähr 10.000 Reichstalern gesammelt, nachdem ich als erster 300 Taler und die Geistlichen des Orts jeder seinen Anteil gezeichnet hatten. Von diesem Geld wurde ein Schiff gekauft, die "Hoffnung" genannt. Dieses Schiff sollte uns nach Grönland bringen und den Winter dort bleiben. Zwei weitere Schiffe wurden von der Kompanie ausgerüstet, von denen das eine auf Walfischfang fahren, während das andere uns begleiten und unsere Ankunft zurückmelden sollte. Am 3. Mai 1721 verließ die "Hoffnung" mit 46 Menschen, einschließlich meiner Familie, Bergen. Am 4. Juni bekamen wir bei gutem Wetter die Spitze von Grönland zu Gesicht. Dieses Land machte auf uns einen elenden Eindruck, da es ganz mit Schnee und Eis bedeckt zu sein schien und auf dem Meere große Eisberge trieben. In der folgenden Zeit wurden wir beständig durch Treibeis und heftigen Sturm behindert. Wir segelten an dem Eis entlang, ohne eine Öffnung zu finden, durch die wir ans Land gelangen konnten. Der Kapitän machte deshalb bereits den Vorschlag, wieder nach Haus zu segeln. Ich wollte jedoch von dergleichen Reden nichts hören.

Am 24. Juni gerieten wir in große Lebensgefahr, da wir zwischen dem Eis eingeklemmt wurden. Bei einem Versuch, durch eine Öffnung im Eis ans Land durchzustoßen, wurden wir auf eine Entfernung von nur ein bis zwei Büchsenschuss vom Eis ringsum eingeschlossen, da ein heftiger Südsturm aufkam. Nach menschlichem Ermessen war keine Hoffnung mehr, dass wir aus dieser Gefahr gerettet würden. Unser Schrecken vermehrte sich noch, da die Galliote, unser Begleitschiff, auf ein Stück Eis auflief und ein Loch im Boden bekam, das man in der Eile mit Segeltuch zuzustopfen suchte. Als unser Kapitän dies sah, sprang er vor Schreck in die Kajüte und sagte meinem armen Weib und kleinen Kindern, sie sollten sich der Gewalt Gottes anbefehlen und sich zum Tod bereiten, da es keine Hoffnung mehr gäbe. Mit Gottes Wort suchte ich mich und die Meinen aufzurichten und zu stärken. Unterdessen hielt Sturm und dichter Nebel den ganzen Tag über an, so dass wir nichts sehen konnten. Nach Mitternacht endlich ließ der Sturm nach, und es klarte auf. Wider alles Erwarten sahen wir jetzt, dass wir ganz frei vom Eis waren. Nur hie und da waren noch einige wenige Stücke zu sehen; sonst hätten wir kaum geglaubt, dass wir vor kurzem in so großer Gefahr gewesen waren. Ein jeder lobte und dankte Gott.

Am 3. Juli näherten wir uns endlich dem Land. Wir fanden im sogenannten Baalsrevier an der Westküste von Grönland einen guten und sicheren Hafen. Ehe wir noch ans Land kamen, fuhren uns einige Grönländer etwa zwei Meilen in ihren kleinen Booten entgegen. Hier sah ich nun die Menschen, derentwegen ich mich so großer Mühen unterzogen hatte. Ihr erster Anblick kam mir so elend vor; und in der Tat waren es arme, bemitleidenswerte Menschen, da sie noch so weit von der Erkenntnis Gottes entfernt waren.

Da die Grönländer unsere Weibsleute zu Gesicht bekamen, und besonders meine kleinen Kinder, verwunderten sie sich sehr darüber; mit besonderer Freude betrachteten sie die kleinen Kinder; wie sie denn auch ihre eigenen Kinder sehr lieb und wert haben.

Gleich nach unserer Ankunft suchten wir einen Bauplatz für unser Haus und einen sicheren Winterhafen für das Schiff. Da wir auf dem Festland keinen bequemen Bauplatz fanden und der Sommer nur noch kurz war, erbauten wir auf einer kleinen Insel eine Wohnung aus Torf und Stein und schlugen sie innen mit Brettern aus. Wir nannten diesen Platz "Godthaab". Die Grönländer kamen fast täglich zu uns und halfen uns die Baumaterialien herbeischaffen. Sie waren dabei stets freundlich zu uns. Am 5. August besuchten uns über hundert Grönländer mit Frauen und Kindern. Sie schienen sich jedoch nicht sehr zu freuen, dass wir den Winter im Land bleiben wollten.

Am 8. August kamen aus Norden Umiaks, offene, große Boote, deren Insassen all ihre Habe mit sich führten. Vielleicht fuhren sie nach Haus, vielleicht zogen sie aber auch nur aus Furcht vor uns in eine andere Gegend.

Als unser Haus fertig war, schickte ich einige unserer Leute aufs Meer hinaus, um die Aussichten auf Fischfang zu untersuchen. Ich selbst ging mit einigen andern aufs Festland, um zu sehen, wie es mit der Jagd stünde. Wir fanden einen Meerbusen, wo es viele Lachse gab. Die Ufer waren mit Gras und kleinem Erlen- und Weidengebüsch bewachsen. Die Grönländer hatten sich im Sommer hier aufgehalten, wie die vielen umherliegenden Knochen von Renntieren und Seehunden bewiesen. Wir sahen auch viele Renntiere und Hasen; sie waren aber sehr scheu, so dass wir nicht zum Schuss kamen. Ich ging mit meinen Leuten das Tal, das sehr lang war, hinauf, um zu sehen, wo das Wasser entspringt. Oberhalb der Felsen sahen wir jedoch nichts wie Eis und Schnee.

Das alte Jahr ging, gottlob, glücklich und wohl zu Ende; allein für die Zukunft waren die Aussichten schlecht, da die Wilden nichts zu verhandeln hatten. Es war deshalb recht fraglich, ob die Gesellschaft Leute im Lande halten würde, wenn sie dabei nichts verdiente. Große Sorge machte es mir auch, wie ich die schwere Sprache der Grönländer erlernen sollte. Ich fragte jeden Grönländer, der uns besuchte, nach dem Namen der verschiedenen Dinge und schrieb diese Worte fleißig auf. Da Aussprache und Betonung aber sehr schwierig war, wurden, wie sich später herausstellte, viele Worte falsch zu Papier gebracht.

Anno 1722

Am 21. Januar besuchte ich die Grönländer, die unsere Leute beherbergt hatten. Zuerst sollten wir abseits in einer kleinen Hütte wohnen; durch kleine Geschenke erhielten wir jedoch die Erlaubnis, mit ihnen zusammenzuhausen. Sie hatten dort ungefähr dreißig Häuser, darunter ein großes langes, in dem sich gegen fünfzig Menschen aufhielten. Infolge der stets brennenden Lampen war es in den Häusern zwar sehr warm, aber dafür herrschte ein für mich unerträglicher Gestank. Männer und Weiber waren fast nackend; sie trugen nur kleine Hosen, mit denen sie ihre Blöße notdürftig bedeckten. Sie lebten aber sehr friedlich und einträchtig miteinander und aßen alle gemeinsam. Der Umgang der Männer und Weiber miteinander war bei jung und alt züchtig und höflich. Beschwerlich wurden sie uns infolge ihrer Unreinlichkeit und des Gestankes, die von dem herumliegenden Speck und andern Dingen herrührten.

Großen Kummer bereitete es mir auch, dass ich die Sprache der Wilden so wenig verstand. Ich ließ von meinem ältesten Sohn eine Reihe von Bildern aus der biblischen Geschichte zeichnen und erklärte diese dann den Grönländern, die mich besuchten, so gut ich konnte. Besonders gefiel ihnen, wie Gottes Sohn die Kranken heilte und die Toten auferweckte, indem er sie berührte oder anblies. Sie verlangten deshalb dasselbe von mir. Ein Grönländer nahm seinen Pelz hoch und bat mich, ihn anzublasen, da er Magenschmerzen habe. Als ich es aus Narretei tat, war er sehr zufrieden.

Da das aus der Heimat sehnlichst erwartete Schiff ausblieb und unser Proviant sehr knapp wurde, wurden der Kapitän und die Leute missmutig und begehrten, nach Haus zu segeln.

Als bis Mitte Juni noch kein Schiff gekommen war und der Proviant immer knapper wurde, beschloss der Rat, der zusammengerufen wurde, in vierzehn Tagen abzufahren. Meine Unruhe begann jetzt erst recht. Da aber die Aussichten für die Zukunft sehr trübe waren und die Kompanie wahrscheinlich kein Schiff wieder schicken würde, wenn man hörte, dass kaum Hoffnung bestände, die Kosten wieder herauszubekommen, beschloß ich schweren Herzens, zur festgesetzten Zeit mitzufahren, falls bis dahin kein Schiff gekommen wäre. Nur mein liebes Eheweib war voll Zuversicht zu Gott und redete mir Mut zu. Sie machte auch keinerlei Anstalten für die Reise wie die übrigen.

Als ich am 27. Juni abends ganz betrübt zu Bett gegangen war und noch mit meinem lieben Eheweib von unserer traurigen Lage sprach, kam der Mann, der auf der Anhöhe Wache hielt, mit der Nachricht, dass von Norden her ein Fahrzeug auf die Kolonie zugerudert komme. Meine Sorge wandelte sich in große Freude, als ich von der inzwischen an Land gestiegenen Besatzung des Bootes erfuhr, dass zwei Schiffe aus unserem Vaterland kämen. Infolge dichten Nebels und eines Unwetters lägen sie seit acht Tagen etwa zwei Meilen nördlich der Kolonie.

Gott tat mehr, als wir vermuteten, da die Gesellschaft das Unternehmen eifrig fortzusetzen beschloss und uns reichlich mit Proviant und andern nötigen Sachen versah.

Den 27. Oktober fuhr ich mit meinen Söhnen zu Grönländern in der Nachbarschaft, um bei ihnen zu bleiben, so lange wie es möglich wäre, denn ich sah kein anderes Mittel, ihre schwere Sprache zu erlernen, als beständigen Umgang mit ihnen. Ich wusste, wie hart und beschwerlich es war, sich lange bei ihnen aufzuhalten, da in ihren Häusern große Unreinlichkeit und unerträglicher Gestank herrschte. Wenn es regnete, tropfte es überdies stark im Haus. Für ein kleines Geschenk nahmen sie uns aber gern auf.

Eines Abends wurde ich infolge des üblen Gestanks, den der stinkende Speck und andere Sauerei im Hause verursachte, so unpässlich, dass ich etliche Mal brechen musste. Das Ärgste aber war, dass man bei ihnen sehr von Läusen, deren sie sehr viele haben, geplagt wurde.

Ich nahm das Anerbieten von zwei jungen Menschen an, bei mir zu bleiben, nachdem ich einen andern wieder hatte wegschicken müssen, der sehr eigensinnig war. Durch den beständigen Umgang mit ihnen hoffte ich, die Sprache immer mehr zu erlernen. Ich versuchte auch, ihnen das Schreiben beizubringen; anfangs lernten sie eifrig, da ich ihnen für jeden Buchstaben, den sie gelernt hatten, einen Angelhaken versprochen hatte. Später aber wurden sie des Übens müde. Sie sagten, sie wüssten nicht, wozu dies nützen solle; auf dem Meere zu fahren, Seehunde zu jagen und Vögel zu schießen, bringe Nutzen und Vergnügen. Uns aber warfen sie vor, wir säßen den ganzen Tag da und malten mit der Feder, guckten in Bücher und taugten zu nichts.

Anno 1723

Anfang März besuchte ich die am weitesten im Innern des Meerbusens wohnenden Wilden. Die Weibsbilder empfingen uns mit Gesang. Es gilt dies bei ihnen als große Ehrenbezeigung gegenüber den Fremden und als Zeichen, dass man bei ihnen willkommen ist. Die Grönländer im Meerbusen fangen viel Rotfische, so dass sie im Winter weit besser leben als die, welche am Meer wohnen. Diese fangen dafür aber allerhand Seevögel, deren Federfelle sie zu Unterkleidern verarbeiten. Die Grönländer hatten große Begierde, die biblischen Bilder zu sehen und von den göttlichen Dingen zu hören. Ein kleiner Knabe, der zu mir kam, trug ein Stück verfaultes Holz am Halse. Als ich fragte, zu was es nütze, antwortete der Vater, es solle Glück bringen. Eine alte Frau trug den Kinnbackenknochen eines Fuchses und einen Rabenfuß, wie sie sagte, gegen den Tod. Als ich ihnen auseinandersetzte, dass dies nutzlos und ungöttlich sei, rissen sie die Amulette vom Halse und warfen sie weg.

Ein Grönländer, der in der Nähe wohnte, verstieß seine Frau, da sie arg und böse wäre, und nahm sich eine andere. Sie sagten, dass es bei ihnen Sitte wäre, ihre Weiber wegzujagen, wenn sie nicht nach ihrem Sinn wären.

Während der nächsten Monate besuchte ich verschiedene Meerbusen, wo Nordmänner gewohnt hatten. Ich fand viele Gebäude aus Stein, darunter eins, das ohne Zweifel eine Kirche gewesen war. Daneben stand ein Gebüsch von Birken, Erlen, Weiden und Wacholder. Auf der andern Seite erstreckte sich aber ein schrecklicher Eisfelsen bis ans Meer, wo große Stücke wie Inseln abbrachen und aus dem Meerbusen getrieben wurden.

Aus der Heimat wurde mir gemeldet, dass es des Königs allergnädigster Wille sei, dass die Ostseite erkundet würde. Damit dies gut und getreu ausgeführt würde, unternahm ich selbst diese gefährliche und beschwerliche Reise. Obgleich es schon spät im Jahr war, musste ich doch die Gelegenheit ausnützen, da Fahrzeuge und Mannschaften zur Verfügung standen. Ich reiste deshalb am 9. August mit zwei Schaluppen von der Kolonie ab in der Hoffnung, durch die sogenannte Frobisherstrasse, die auf den Seekarten eingezeichnet ist, auf dem kürzesten Weg nach der Ostküste zu gelangen. Als wir drei Tage nach Süden gesegelt waren, kamen wir an einen Ort, wo Grönländer ihre Zelte errichtet hatten. Als wir aber an Land gehen wollten, suchten die Grönländer dies zu verhindern, indem sie uns mit ihren Pfeilen und Bogen bedrohten. Als sie aber erfuhren, dass es der Priester wäre, der sie besuchen wolle, baten sie mich, bei ihnen zu übernachten.

Am 17. August setzten wir unsere Reise zwischen den Inseln hindurch fort. Wir mussten an großen Eisbergen vorüber; dazu blies ein heftiger Nordwind, so dass die Wellen oft in das Fahrzeug schlugen und wir beständig Wasser schöpfen mussten. Unserm Lotsen wurde, obwohl er in seiner Art ein tüchtiger Seemann war, sehr bange. Wir kamen aber, gottlob, glücklich über den Meerbusen. Abends führte uns unser Grönländer in einen schmalen Sund, wo wir drei Zelte der Wilden vorfanden, in denen wir nächtigten. Die Leute hier fürchteten sich gar nicht vor uns, sondern waren sehr lustig und beherzt. Der Dialekt dieser Leute war etwas anders als der unserer Grönländer. Während der nächsten Tage fuhren wir bei günstigem Wetter weiter nach Südosten, denn die Küste erstreckte sich jenseits des 62. Grades mehr und mehr nach Osten. Unterwegs sahen wir überall Menschen; viele von ihnen folgten uns in ihren Booten. An einem Meerbusen zeigten uns die Grönländer verfallene Häuser der alten Nordmänner; daneben war ein schöner Platz mit Wiese, Heide und Wald, ebenso ein guter Hafen, in den die Schiffe bequem einlaufen konnten. Hier wuchsen auch schwarze Birnen, die von den Grönländern gesammelt wurden. Uns wurden mehr von diesen verehrt, als wir essen konnten. Die Grönländer brachten uns auch viele kleine Dorsche, so dass wir für eine Nähnadel wohl zwanzig bis dreißig Stück bekommen konnten.

Am nächsten Tag, einem Sonntag, fuhren wir weiter, nachdem wir zur Verwunderung der Grönländer unsere Andacht gehalten hatten. Wir kamen an einer heißen Quelle vorbei, in deren Nähe, wie die Grönländer erzählten, das Eis auch im Winter schmelze, so dass das Ufer Sommer und Winter grün sei. Das Wasser habe einen scharfen Geruch und strengen Geschmack.

Noch immer folgten uns viele Grönländer. Sie machten dabei ihre Exerzitia, indem sie sich zu unserer Verwunderung mit ihren Booten umwarfen und wieder aufrichteten.

Als wir an einer kleinen Insel vorüber fuhren, baten uns die Bewohner, an Land zu kommen. Sie führten mich dann an das Grab eines toten Mannes und baten mich, ihn wieder lebendig zu machen. Ich war über dieses Ansinnen sehr bestürzt und sagte ihnen, dass dies allein Gott, der Schöpfer aller Dinge, vermöchte.

Als wir am nächsten Morgen abreisen wollten, brachten sie einen armen blinden Mann und baten mich, ihn zu heilen. Ich sagte ihnen, nur Gottes Sohn könne Blinde heilen. Da ich sonst nichts hatte, womit ich ihm helfen konnte, wusch ich seine Augen mit etwas Franzbranntwein. Viel später, im Sommer 1736, kam ein Mann mit ganz gesunden Augen zu mir und fragte, ob ich ihn kenne. Als ich dies verneinte, sagte er, dass er der Blinde sei, dem ich seinerzeit die Augen geöffnet hätte. Wenn nun Gott auch kein Wunder getan hat, so muss ich ihm doch allein die Ehre lassen, dass ich auf natürliche Weise mit dem scharfen Franzbranntwein geholfen hatte.

Den ganzen Tag folgten uns mehr als hundertfünfzig Menschen. Wir kamen an einem Meerbusen vorüber, an dem die alten Nordmänner gewohnt hatten, und sahen dort die Reste von einer Kirche und zwei gemauerten Häusern. Wir blieben hier über Nacht.

Am nächsten Morgen ließ ich in dem Haus einige Steine wegnehmen, da ich hoffte, einige Monumenta zu finden, aber es waren nur Kohlen und Topfscherben zu sehen. Die Grönländer wollten es anfangs nicht zugeben, dass wir in den wüsten Plätzen grüben, da die dort begrabenen Kablunaken ihnen sonst Böses zufügen würden, wenn wir weggefahren wären.

Hatte ich auch nicht das eigentliche Ziel meiner Reise, die Oesterbygd, erreicht, so erhielt ich doch gute Kenntnis von dem südlichen Teil der Westküste, der auf den Seekarten teilweise ganz falsch eingezeichnet ist. Auch lernte ich Kolonien der Nordmänner und ihre Lage kennen.

Anno 1724

Nachdem wir, mein Kollege und ich, die gesammelten und aufgeschriebenen Vocabula und Redensarten zusammengesetzt hatten, beschlossen wir, zu Beginn des neuen Jahres den Versuch zu machen, wie sich die Grönländer zu unserer geistlichen Unterweisung stellen würden. Den 10. Januar machten wir den Anfang in drei benachbarten Häusern, in denen über siebzig Menschen, große und kleine, versammelt waren. Sie gaben alle zu verstehen, dass sie es gern sähen, wenn wir bei ihnen bleiben und sie in Gottes Wort unterrichten wollten.

Am 25. Januar kam ein Bote zu mir mit der Nachricht, dass das jüngste Kind eines Angekok krank darniederliege, ich solle kommen und es gesund machen. Da ich aber sah, dass keine Hoffnung vorhanden war, sagte ich, er solle sein Kind, ehe es stürbe, taufen lassen, da es sonst zum Teufel führe. Er bat mich, es zu taufen. Bald darauf starb das Kind, worauf die Eltern ein jämmerliches Schreien und Klagen anstimmten, das fast zwei Stunden währte. Hierauf wickelten sie das Kind in ein reines Fell und baten mich, es zur Grabstätte zu bringen, damit es nicht wieder unrein würde. Ich trug das Kind deshalb weg Und legte es in eine Hütte, die die Eltern mit Fellen und Steinen zudeckten. Später begehrten alle von mir, ich solle sie taufen. Ich sagte ihnen aber, dass sie erst vorbereitet und Gott kennenlernen müssten.

In der nächsten Zeit (April) kamen viele fremde Grönländer mit ihren Familien durch die Kolonie, die sich nach Norden zum Seehundfang begaben. Ein kleiner Knabe von zwölf bis dreizehn Jahren hatte Lust, bei meinen Kindern zu bleiben, bis seine Eltern wieder von Norden zurückkämen. Mit Einwilligung des Vaters behielt ich ihn gern bei mir, um ihn sowohl im Guten zu unterweisen als auch meinen Kindern Gelegenheit zu geben, beim täglichen Umgang mit ihm die Sprache fertig zu erlernen.

Vom 17. April ab sahen wir viele Schiffe, die für den Walfischfang bestimmt waren, nach Norden vorüberfahren. In der nächsten Zeit besuchte ich die Grönländer in ihren Zelten und unterrichtete sie von Gott und seinem Wort.

Den 4. Juli ereignete sich ein besonderes Unglück. Einer der grönländischen Knaben, die bei mir waren, schlug mit dem Kajak um, als er auf einem Süßwassersee übte und mit andern spielte. Da er sich nicht wieder aufrichten konnte, ertrank er, ehe ihm jemand zu Hilfe eilen konnte. Dieser Unfall ging mir sehr zu Herzen. Wir begruben ihn in einem Sarg auf unserm Friedhof. Die Brüder seines Vaters, die zugegen waren, weinten bitterlich. Der Vater selbst war weit weg auf der Renntierjagd; als er am 11. August zurückkehrte, ging er an das Grab des Verstorbenen, beweinte ihn und legte hoch mehr Steine auf sein Grab. Er schien sehr betrübt zu sein, doch ließ er sich dadurch trösten, dass wir ihm ein Stück eines tot aufgefundenen Walfisches schenkten.

Den 13. August reiste ich mit meiner Ehefrau und meinen beiden kleinen Mädchen nach Ameralik, dem schönsten Meerbusen der ganzen Gegend, um hier Heu für unser Vieh zu machen. Das Korn, das ich am 18. Mai hier hatte säen lassen, stand zwar schön, allein die Ähren hatten noch keine Frucht. Auch die Rüben waren noch ganz klein. So angenehm es hier auch sonst war, war die Plage von den garstigen Mücken jedoch groß, die namentlich bei stillem Wetter und bei Sonnenschein sich in großen Mengen einfanden.

Am 28. September fiel der erste Schnee in diesem Jahr. Als ich am 6. November bei Grönländern, denen ich von der Erschaffung der Welt und vom Sündenfall erzählt hatte, in ihrem Haus übernachtete, entstand großer Alarm, da das Dach einzufallen drohte. Kaum hatten wir uns aus dem Weg gemacht, als das Dach einstürzte. Die Nacht mussten wir uns notdürftig behelfen, denn es schneite und wehte so gewaltig, dass wir einander nicht sehen konnten. Sobald es Tag war, musste das Weibsvolk das Haus wieder ausbessern, da es ihnen zukommt, die Häuser zu bauen, weswegen diese auch so schlecht und baufällig sind. In einem andern Haus fand ich einen Knaben, der das Bein gebrochen hatte. Sie hatten es mit einem Seitenstück eines Seehundfelles verbunden. Die Behandlung durch unsern Chirurgen, die ich ihnen anbot, lehnten sie ab: es würde schon von selbst wieder gut werden, wenn der Kranke nur eine Zeitlang ruhig halten wolle.

Anno 1725

Den 12. Januar schickte ich meinen ältesten Sohn zu den Grönländern, um ihnen vorzulesen. Sie waren mit ihm sehr zufrieden, da er ihre Sprache besser beherrschte als ich und zugleich den grönländischen Akzent beim Sprechen hatte. Ich ließ ihn deshalb weiterhin oft zu ihnen gehen.

Den 29. Mai kamen unsere beiden Schiffe aus der Heimat. Auch ein Grönländer, namens Poek, der im vergangenen Jahr mit nach Bergen und Kopenhagen gefahren, kam wieder mit zurück. Sein Gefährte war in Bergen gestorben. Der zurückgekehrte Grönländer, der seine Landsleute fleißig besuchte, schien seine frühere Lebensart wieder annehmen zu wollen, zumal er ein Mädchen zur Frau begehrte, die ihn nur nehmen wollte, wenn er ihr zu ihren Freunden folge. Da dies aber zu seiner Seele Verderb gewesen wäre, schlug ich ihm vor, sich eine Frau in der Nähe zu suchen und mit ihr bei uns auf der Kolonie zu bleiben. Er war einverstanden, nannte mir die Tochter eines Mannes in der Nachbarschaft und bat mich, sie ihm zu holen. Ich musste also hinfahren und das Mädchen bereden, in unser Haus zu kommen, ohne ihr jedoch etwas davon zu sagen, dass sie zur Frau gewünscht würde; sondern sie sollte nur einige Tage für uns nähen. Als wir ihr dann in unserem Haus die Werbung Poeks übermittelten, wurde sie schamrot und sagte, sie wolle ihn nicht haben. Allein der Freier tat nun selbst sein Bestes, sie zu überreden, indem er ihr die von seiner Reise mitgebrachten Raritäten verehrte, so dass sie schließlich ihre Einwilligung gab.

Anno 1726

Am 13. Januar kam ein Wilder, ein Verwandter des Poek, zu uns und bat, ihn mit seiner Frau und Tochter eine Zeitlang bei uns aufzunehmen. Im Norden, wo er wohne, drohe Hungersnot. Er habe zwar noch einige Lodden und Seehunde für sich und die Seinen; wenn er aber dort bliebe, müsse er diese mit den andern teilen und selbst Not leiden. Mein Kollege, der die Grönländer Amtes halber zu besuchen hatte, erbot sich, Weib und Tochter des Wilden mit zurückzubringen. Die Hinreise ging bei günstigem Wind glatt vonstatten. Auf der Rückreise erhob sich aber ein heftiger Schneesturm; sie mussten deshalb auf einer Insel landen und die Nacht dort zubringen. Als sie am nächsten Morgen weiterzufahren versuchten, wurde die Schaluppe ans Land zurückgetrieben und zerschellte an einem Felsen, so dass alle in große "Lebensgefahr gerieten. Außer einem Matrosen und der Frau und Tochter des Wilden kamen jedoch alle unversehrt ans Ufer. Die Trümmer der Schaluppe, an die sich die drei festklammerten, wurden von den Wellen hin- und hergeworfen. Der Assistent des Kaufmanns, der zuerst ans Ufer gesprungen war, wollte das kleine Mädchen retten. Als er aber auf den äußersten Rand des Eises trat und ihr die Hand reichte, fiel er mit ihr ins Meer und kam unter die Schaluppe. Das Mädchen war sofort tot; als dies die Mutter sah, fragte sie nicht darnach, ob sie gerettet würde, sondern sprang auch ins Meer und war sofort tot. Der Assistent trieb indessen immer noch im Meer, wobei die Wellen bisweilen über ihm zusammenschlugen. Endlich konnten ihn die andern mit Hilfe des Mastes, der glücklicherweise an Land getrieben worden war, halbtot ans Land ziehen. Ebenso wurde dann auch der letzte Mann gerettet, der bis an den Hals im Wasser im Boot saß. Ob nun auch alle mit Ausnahme der Frau und Tochter des Wilden gerettet worden waren, so hätten sie dennoch krepieren und vor Hunger und Kälte umkommen müssen, wenn nicht durch Gottes Barmherzigkeit der Kasten des Priesters mit den Lebensmitteln an Land getrieben worden wäre. Obwohl es Winter war und schneite, war es doch nicht zu kalt; außerdem wurden glücklicherweise noch ein paar Renntierfelle ans Ufer gespült. Inzwischen war man auf der Kolonie in großer Sorge, da das Boot nicht kam. Der Mann, dessen Frau und Tochter ertrunken waren, und Poek, dessen Frau an der Reise teilgenommen hatte, fuhren nach Norden zu ihren Angehörigen, von denen sie zu ihrem großen Kummer erfuhren, dass das Boot tags zuvor abgefahren sei. Wir schickten deshalb am 17. in der Frühe ein anderes Boot aus, um die Verschollenen zu suchen. Gott fügte es, dass sie an der Insel vorüberfuhren, auf der die armen Menschen in großer Angst und Lebensgefahr nun bereits zwei Tage und zwei Nächte zugebracht hatten. Sie nahmen sie steif gefroren, wie sie waren, zu sich in die Schaluppe und brachten sie zur Kolonie. Der arme Grönländer, dessen Frau und Tochter das Leben eingebüßt hatten, heulte und wehklagte und war ganz untröstlich. Unser Chirurgus musste einem der Teilnehmer drei Zehen abschneiden, die vom Frost ganz pechschwarz geworden waren. Auch die andern waren an Händen und Füßen übel zugerichtet, doch hatten sie Hoffnung, ihre Glieder unversehrt zu behalten.

Den 28. März geschah in der Nachbarschaft eine ganz unmenschliche Tat. Eine Mutter war drei Tage nach der Geburt im Kindbett gestorben. Da keine andere säugende Frau das Kind annehmen und aufziehen wollte - vorgebend, dass sie dann nichts mehr für die eigenen Kinder hätte -, sah sich der Vater genötigt, da er selbst keine Speise für ein so zartes Kind hatte, dasselbe zur Mutter ins Grab zu legen, wo es jämmerlich starb.

Den 2. Juni wurde ein Schiffsbalken und ein nach nordischer Art gefertigter Holzeimer an Land getrieben, so dass wir in große Furcht und Besorgnis versetzt wurden, da unser Schiff gewöhnlich um diese Zeit kam. Unser Proviant ging stark zur Neige, so dass große Gefahr bestand, dass wir alle verhungern müssten, wenn kein Schiff mehr kommen würde. Ich fuhr deshalb nach Norden, um von den dort liegenden holländischen Walfischfängern Proviant einzuhandeln. Zwar wurde ich wohl aufgenommen und höflich behandelt, erhielt aber nur sehr wenig Proviant, da sie diesen angeblich selbst nötig hatten. Wir suchten außerdem Lachse zu fangen und Seehunde von den Grönländern zu erlangen; auf die Jagd konnten wir nicht mehr gehen, da unser Pulver und Blei verschossen war. Wir mussten deshalb mit unsern Vorräten so sparsam wie nur irgend möglich umgehen. Mit der sonst für einen Mann bestimmten Brotration mussten sich jetzt acht behelfen; die Grütze wurde auf der Silberwaage abgewogen, wenn wir etwas Suppe zu dem Seehundfleisch machen wollten. Statt Butter nahmen wir Tran. Den 15. Juli kam ganz unvermutet eine Schaluppe, die die erfreuliche Nachricht brachte, dass ein Schiff der Kompanie eingetroffen sei, aber wegen des vielen Eises nicht zur Kolonie gelangen könne, sondern 8-10 Meilen nördlich gelandet sei. Wir erfuhren jetzt, dass im Frühjahr zur rechten Zeit ein anderes Schiff der Kompanie von Bergen abgegangen sei. Da es jedoch nicht eingetroffen war, war sehr zu befürchten, dass es verunglückt war.

Am 25. September war zwischen 1 und 2 Uhr eine große Sonnenfinsternis, durch die die Grönländer in großen Schrecken versetzt wurden. Ihre Angekoke trieben allerhand Hexerei, um Schaden und Unglück abzuwenden.

Anno 1727

Den 12. März wären ich und andere durch meine Unvorsichtigkeit beinah ums Leben gekommen. Ich hatte einige chemische Spezies allzu großer Hitze ausgesetzt, und da ich sie für den bestimmten Zweck für verdorben gehalten hatte, hatte ich das Glas, worinnen sie waren, geöffnet. Plötzlich taumelten zwei junge Hunde, mit denen meine Kinder spielten, im Kreis umher, als hätten sie Gift geschluckt. Später wurde auch allen, die im Zimmer gewesen waren, unwohl und atembeklemmend zumute. Endlich merkte ich, von wo es kommen müsste, und gab allen etwas Theriak gegen das Gift ein. Mit Ausnahme eines grönländischen Mädchens, das einige Zeit darnach starb, wurden wir, dank der Hilfe des gütigen Gottes, nach einigen Tagen alle wieder gesund.

Gleichwie ich mir vorgesetzt, alles aufrichtig und umständlich zu erzählen, was ich tat, um das grönländische Unternehmen zu fördern, will ich auch Ursache und Zweck meiner chemischen Arbeiten nicht unerwähnt lassen. Als ich anno 1718, wie berichtet, in Bergen nicht wusste, wie ich Mittel und Wege finden würde, um mein Vorhaben auszuführen, fiel mir der sogenannte "lapis philosophorum" (Stein der Weisen) ein, von dem so viel geredet und geschrieben worden ist. Ich studierte verschiedene Autoren, die von dieser Materie handelten. Allein meine Hoffnung schlug ganz fehl, denn von aller dieser Hudelei, womit ich mich fast zwei Jahre plagte, hatte ich nichts als vergebliche Mühe und Arbeit, beschmutzte Finger und den Verlust meines Geldes. Trotzdem hatte ich Zeichen an meiner Arbeit gesehen, welche im Anfang einem philosophischen Werk ähnlich waren, woraus ich schließen konnte, dass ich auf dem rechten Weg gewesen war und ein anderes Mal bei mehr Fleiß und Vorsicht mehr Glück haben würde.

Den 9. September brachte ein Grönländer ein Stück Metall, das er in der Erde bei den ehemaligen Häusern der Kablunaken gefunden hatte. Es war ohne Zweifel ein Stück von dem untern Rand einer Kirchenglocke aus der vorigen Christen Zeiten.

Anno 1728

Den 14. März brachte uns ein Grönländer die Nachricht, dass ein Knabe, der in einem Boot zum Fischen ausgefahren war, nicht zurückgekehrt sei. Da das Wetter still und ruhig gewesen, glaubten sie nicht, dass der Knabe im Meer ertrunken wäre, sondern dass ihn die Ignarsuit oder Unterirdischen weggefangen hätten, wie sie dies oft zu tun pflegten. Auf meine Frage, wer diese Ignarsuit wären, antwortete der Grönländer, es wären unsichtbare Leute, die in der Erde und in den Gebirgen hausten und sich nur bisweilen sehen ließen, und zwar nur im Dunkeln, da sie ganz feurig ausschauten. Ich lehrte sie aber dagegen, dass es keine besonderen Leute unter der Erde gäbe, sondern nur Teufel, die uns zu erschrecken suchten. Wir brauchten uns aber vor ihnen nicht zu fürchten, wenn wir nur Gott vertrauen, der uns von Engeln allezeit bewachen lässt.

Den 1. Juli kam ein Kgl. Kriegsschiff, das nach allergnädigstem Kgl. Willen mit der gehörigen Besatzung und einem Major als Gouverneur ein Fort zum Schutz der Kolonie errichten sollte. Auch einige verheiratete Personen, die teils freiwillig gekommen waren, teils aus den Gefängnissen und Waisenhäusern stammten und kopuliert worden waren, wurden ins Land geschickt, um es zu bevölkern.

Den 25. September fuhr ich zu der neuen Kolonie. Der Bau daselbst war so weit fertig, dass das Dach gedeckt und die Schornsteine angefangen waren. Obwohl das aus Ton und Stein errichtete Haus noch sehr feucht war, beschloss ich doch, es zu beziehen. Ich holte deshalb am 30. September meine Familie und meine Sachen aus der alten Kolonie. Die neue Kolonie erhielt den Namen Godthaab wie die alte Kolonie.

Anno 1729

Den 7. und 14. Januar versammelte sich der Rat, um einem Gerücht von einer Meuterei der Soldaten nachzugehen. Einer sollte gesagt haben, dass der Gouverneur und ich die ersten seien, denen man den Garaus machen würde. Wenn Gott nicht die meisten von ihnen auf das Krankenbett gelegt hätte, würden sie ohne Zweifel ihren bösen Vorsatz ausgeführt haben. Wir mussten uns in unserer Wohnung zu unserer eigenen Sicherheit mit Waffen versehen und aus den Angestellten nachts eine Wache bilden. Unter den wilden Heiden hingegen konnten wir uns jederzeit sicher hinlegen und schlafen, wenn wir auch noch so wenig Begleitung bei uns hatten.

Während ich von der Kolonie abwesend war, um wie gewöhnlich die Grönländer zu besuchen, waren dort wieder fünf Mann gestorben, in den nächsten Monaten folgten noch viele andere, zeitweise an einem Tag mehrere. Im Ganzen starben vierzig Personen.

Anno 1730

Mitte März brachten wir einige der Kranken zu den Grönländern, bei denen sie vierzehn Tage blieben, um Cochleare oder Skorbutkräuter zu essen. Sie wurden hierdurch auch geheilt und gesund.

Anno 1731

Von der Schiffsbesatzung waren viele am Skorbut schwer erkrankt; mehrere von ihnen starben auch.

Egede Denkmal aus WikipediaDen 19. Juni kam das Schiff "Charitas", das uns die Nachricht vom Tod unseres allergnädigsten und frommen Königs bestätigte, die wir bereits durch Holländer erhalten hatten. Auch wurde uns verkündet, dass des jetzigen Königs allergnädigster Wille und Befehl wäre, dass alle Leute aus Grönland nach Haus berufen und die Kolonie aufgehoben werden sollte, da die Kosten zu groß seien und vergebens aufgewandt worden wären. Mir war es freigestellt, ob ich mitfahren oder bleiben wollte. In letzterem Fall war allergnädigst erlaubt, dass Leute bei mir bleiben könnten und mir Proviant für ein Jahr überlassen würde. Weiterhin hätte ich aber keinerlei Unterstützung von Ihro Kgl. Majestät zu erwarten. Nach langen Erwägungen und Verhandlungen mit dem Rat blieb ich mit zehn Matrosen, die sich hatten bewegen lassen, freiwillig zu bleiben; die übrigen fuhren am 24. Juli nach der Heimat zurück.

Anno 1732

Am 8. Januar besuchte ich die am Baalsrevier wohnenden Grönländer. Diese konnten nicht verstehen, dass ich sie verlassen wolle, sie wiesen auf die getauften Kinder hin, die der Belehrung bedürften. Wenn auch keine Schiffe mehr kämen, um mir Mannschaften und Proviant zu bringen, so gäbe es doch genug Renntiere, Seehunde, Vögel und Fische, von denen ich ebenso gut leben könnte wie sie selbst.

Einige Grönländer aus Pisubigme, die uns besuchten, erzählten von einer eigenartigen und scharfen Exekution einer Hexe, die nach ihrem eigenen Geständnis angeblich durch ihre Hexerei den Tod einiger kürzlich verstorbener Personen verursacht hätte. Zuerst hatten sie die Hexe totgestochen, dann das Herz herausgeschnitten und ins Meer geworfen und schließlich auch den übrigen Körper Glied für Glied partagieret und ebenfalls ins Meer geworfen. Vor einigen Jahren hatten sie auch in der Nähe der Kolonie eine Hexe, die angeblich eine junge Person behext und getötet hatte, ums Leben gebracht.

Anno 1733

Während am Anfang des Jahres noch gutes Wetter war, setzte am 18. Januar ein so strenger Frost ein, dass ein ein Jahr altes Kalb im Stall erfror.

Den 20. Mai kam ganz unerwartet ein Schiff aus der Heimat mit der guten Nachricht, dass der grönländische Handel wieder mit größerem Nachdruck betrieben werden sollte; außerdem wollte Ihro Kgl. Majestät jährlich zweitausend Reichstaler zur Förderung der Grönländischen Mission geben. Mit diesem Schiff kehrte auch ein grönländischer Knabe namens Karl zurück, während die übrigen Grönländer, die vor zwei Jahren mit den Schiffen nach Kopenhagen geschickt worden waren, sämtlich an den Blattern gestorben waren. Leider sollte die Rückkehr des Knaben seinen armen Landsleuten wenig Vorteil bringen, denn Mitte Juni wurde er krank, und gleichzeitig erkrankten andere grönländische Knaben und Mädchen, die er angesteckt hatte.

In den nächsten Monaten erkrankten und starben noch viele andere. Ein Mann beging bei dieser Gelegenheit eine schreckliche Tat. Als seine Tochter und sein ältester Sohn starben, die er sehr geliebt hatte, ermordete er die Schwester seiner Frau, die er für eine Hexe hielt, die seine Kinder getötet hätte. Zu dieser grausamen Tat hatte ihn sein Sohn selbst veranlasst, der kurz vor seinem Tod in seiner Raserei sagte, er sähe seiner Mutter Schwester vor dem Bett stehen und hexen.

Den 7. November starb der letzte Mann, der von zehn Familien auf den Rabeninseln noch übriggeblieben war. Bisher waren alle, die krank geworden, gestorben, bis auf zwei Knaben.

Den 9. November kam mein Sohn von den Koekinseln zurück, wo drei Häuser fast ausgestorben waren. Viele Leichen lagen, wie er berichtete, umher, da der eine den andern nicht mehr begraben konnte. Erbärmlich wäre es anzuhören, wie sie Gott um Hilfe anriefen und klagten.

Anno 1734

Die Blattern griffen in den nächsten Monaten immer weiter um sich. Wie viel Elend wir in dieser Zeit an diesen armen Menschen gesehen haben, lässt sich nicht beschreiben. Auch die Mühe und das Ungemach, das wir mit den vielen kranken Menschen auszustehen hatten, war ungeheuerlich. Die meisten lagen in meiner eigenen Stube und wurden von mir und den Meinen bedient, da nicht einmal meine Leute und die Matrosen den Gestank dulden wollten, den die Krankheit mit sich brachte. Ich brachte es aber nicht übers Herz, sie in der Kälte elendig umkommen und krepieren zu lassen. Während des ganzen Winters hatten wir Tag und Nacht keine Ruhe. Meine und meiner lieben Ehegattin Gesundheit litten in dieser Zeit schwer; meine Frau wurde nie wieder völlig gesund. Von mehr als zweihundert Familien, die im Umkreis von zwei bis drei Meilen um die Kolonie wohnten, waren im April kaum noch dreißig Familien übrig, so dass die Kolonie ganz öde und verlassen von Grönländern war. Allein auf der Kolonie starben mehr als fünfzig Personen. Wie betrübt und niedergeschlagen mich dies machte, kann ich nicht beschreiben. Alle Mühe, Fleiß und Unkosten dünkten mich vergebens aufgewandt, zumal ich erfuhr, dass auch weiter im Norden und Süden die Seuche immer weiter um sich griff, so dass es aussah, als sollte das ganze Land wüste werden.

Am dritten Pfingsttag, den 15. Juni, kam ein Schiff aus der Heimat, wodurch sich mein niedergeschlagener und betrübter Sinn wieder etwas aufrichtete. Allein da ich nur schlechte Hoffnung für den Fortgang der Mission unter den obwaltenden Umständen hatte und ohnehin meine Gemüts- und Leibeskräfte so geschwächt waren, dass ich in Grönland nur wenig Nutzen mehr schaffen konnte, beschloss ich in Jesu Namen um allergnädigste Demission zu bitten. Gleichwohl fand ich mich vor Gott verpflichtet, so lange als er mir das Leben gönnte, den Fortgang des Werkes nach Kräften zu fördern.

Den 8. August erfreute der gütige Gott mich und mein liebes Eheweib mit der Rückkehr unseres Sohnes Paul Egede. Er war mit einem nach der Diskobucht fahrenden Schiff von Kopenhagen, wo er seine Studien betrieben hatte, als ein geweihter Priester und Missionarius nebst zwei anderen Missionaren gekommen, um die Grönländer zu unterweisen.

Anno 1735

Den 15. Mai kam ein Schiff aus dem Vaterland, mit dem ich auch die im vorigen Jahr alleruntertänigst begehrte Demission erhielt nebst der Zusicherung, dass für mich und die Meinen bei meiner Rückkehr gesorgt werden solle.

Am 9. September kam das Schiff, mit dem ich nach dem Vaterland hatte fahren wollen. Da aber mein Eheweib immer schwächer und schwächer wurde und oft zu Bett liegen musste, beschloss ich wegen der vorgeschrittenen und strengen Jahreszeit, unsere Reise zu verschieben.

Als ich die Grönländer besuchte, freuten sie sich, dass ich nicht weggefahren sei, und baten mich, ich solle bei ihnen bleiben. Als ich am 25. November wieder nach Haus kam, traf ich mein liebes Eheweib todkrank an, so dass keine Hoffnung auf Besserung mehr bestand, und am 21. Dezember gefiel es Gott, zur Überhäufung meiner Widerwärtigkeiten in Grönland, mich auch noch durch den Tod meines allerliebsten Eheweibes zu betrüben.

Anno 1736

Den 13. Juni lief das Schiff aus der Heimat im Hafen ein, nachdem wir es schmerzlich erwartet hatten, da uns der Proviant fast ausgegangen war, und am 7. Juli kam das andere Schiff, mit dem ich nach dem Vaterland zu fahren beabsichtigte.

So hielt ich am 29. Juli meine Abschiedspredigt über Jesaia 49,4, wozu mich mein wohlgemeinter Vorsatz, aber schlechter Ausgang veranlasste. Ich gestehe ganz gern, dass die armen Grönländer mit meiner Abreise gar nicht zufrieden waren, und dass es mir sehr zu Herzen ging, sie zu verlassen. Ich hoffte aber, da ich an Gemüt und Körper sehr geschwächt war, in der Heimat das Werk mehr fördern zu können, als wenn ich in Grönland bliebe.

Den 9. August verließ ich bei gutem Wind mit meinem einen Sohn und meinen beiden Töchtern und dem Leichnam meiner Frau, den ich in der Heimat geziemend beerdigen lassen wollte, die armen Grönländer, bei denen ich fünfzehn Jahre in großer Mühe und Arbeit zugebracht hatte. Ich bat Gott herzlich, dass er sie ferner bekehren und erleuchten wolle!

Nach einer gefahrvollen und beschwerlichen Reise langten wir den 24. September glücklich in Kopenhagen an. Dem hohen Missionskollegium reichte ich ein alleruntertänigstes Memorial über Stand und Fortgang der Grönländischen Mission ein. Ein Seminarium für die Missionarii wurde auf Königl. allergnädigste Resolution errichtet. Ehe die Missionare hinausgesandt würden, sollte ich sie in der Sprache der Grönländer unterrichten.


Plinus Fisk

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Pilgerfahrten ins Heilige Land waren besonders zur Zeit des ausgehenden Mittelalters im Gefolge der Kreuzzüge keine Seltenheit, und wir haben von zahlreichen Reisenden anschauliche Berichte über ihre Erlebnisse erhalten. Mit dem Erstarken des Türkischen Reiches wurde jedoch für die Völker des Abendlandes der Zugang zu den denkwürdigen Stätten der Christenheit immer schwerer. So hat auch die evangelische Mission hier erst verhältnismäßig spät Eingang gefunden. Während sie in so entlegenen Gebieten wie Grönland und Indien schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts Fuß fassen konnte, war das in Palästina erst vor wenig mehr als hundert Jahren der Fall. Einer der ersten, der hier für die Ausbreitung des evangelischen Glaubens arbeitete, war der Nordamerikaner Plinius Fisk. Fisk wurde im Jahre 1792 in Shelburne im Staate Massachusetts geboren. Nach Abschluss seiner Ausbildung im Seminar zu Andover trat er 1819 im Dienst der Vereinigten Nordamerikanischen Missionsgesellschaft die Ausreise nach dem Vorderen Orient an. Auf der Seefahrt las er die Geschichte Hans Egedes, den er sich zum Vorbild für seine zukünftige Arbeit nahm. Nur knapp sechs Jahre konnte er in den Ländern der Levante tätig sein. Ohne seine Heimat wiedergesehen zu haben, raffte ihn schon 1825 im Alter von 33 Jahren ein plötzliches Fieber in Beirut dahin.

Diese sechs Jahre sind ausgefüllt mit einer unermüdlichen Evangelisationstätigkeit. Sie galt besonders der Schaffung und Verbreitung von christlicher Literatur in den zahlreichen verschiedenen Sprachen der von ihm besuchten Länder, wodurch er häufig in ernste Konflikte mit den Behörden des Türkischen Reiches geriet. Rastlose Reisen führten ihn von der Küste Kleinasiens, wo er in Smyrna seine Tätigkeit begann, nach Ägypten, Malta, wieder nach Ägypten und schließlich nach Palästina, vor allem nach Jerusalem. Im Frühjahr 1823 trat er die Reise von Kairo nach Jerusalem an. Er folgte teilweise dem gleichen Wege, den kaum ein Menschenalter vor ihm hier Napoleon auf dem Zug durch die Wüste genommen hatte. Nach einer Reise von 18 Tagen kam er in Jerusalem an, wo er seinen dauernden Wohnsitz nehmen wollte. "Mit Empfindungen, die sich nicht leicht beschreiben lassen, trafen wir um vier Uhr nachmittags in Jerusalem ein. Bilder und Begebenheiten von vier Jahrtausenden drängten sich vor unserem Geiste; Begebenheiten, welche den Himmel, die Erde und die Hölle aufs tiefste erschütterten. "

Fisk hat auf seinen Reisen viele der denkwürdigen Stätten der Geschichte des Altertums gesehen, aber sie haben ihn nicht besonders tief berührt und veranlassten ihn nur zu Betrachtungen über die Vergänglichkeit irdischer Macht und Größe. Die Pyramiden Ägyptens erschienen ihm als "ein erstaunliches Denkmal menschlicher Geschicklichkeit und Torheit", und eines der großartigen Königsgräber bei Luxor lässt ihn nur an die Knechtung der Menschen denken, die dafür ihr Leben opfern mussten: "Wie viel Arbeit für das Grab eines einzigen Menschen!" Erst auf dem Boden des Heiligen Landes, im Umkreis von Jerusalem, findet dieser sonst fast nüchterne, verschlossene Mann in seinen Schilderungen Worte des stärksten Empfindens, hier findet seine tief religiöse Natur die Heimat ihrer Seele.

Jerusalem, Bethlehem, Jericho

Plinius Fisk, von Alvan Bond. Deutsche Ausgabe Erlangen, Verlag Carl Heyder 1835.

Wir haben Jerusalem von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet, sind um die Stadt her und durch sie hindurch gegangen und auf dem Ölberg gestanden, mit der Beschreibung des Josephus in der Hand, um die Hügel und Täler, die vor 1800 Jahren von ihm geschildert worden sind, ausfindig zu machen; und nach allen unsern Forschungen vergleichen wir Jerusalem mit einer schönen Frau, die man lange Jahre nicht gesehen und welche eine große Mannigfaltigkeit von Veränderungen und Schicksalen durchgemacht hat, wodurch die Rosen ihrer Wangen bleichten, ihre Fülle verzehrt ward, ihre Haut austrocknete und sich bräunte und ihr Antlitz mit den Runzeln des Alters bedeckt ward, die aber dennoch die Grundzüge behalten hat, woran man sie als die einst gefeierte Schönheit wieder erkennt. Das ist der gegenwärtige Anblick dieser Heiligen Stadt, welche einst die "vollkommenste Schönheit, die Freude der ganzen Erde" war.

In Hinsicht der Bevölkerung Jerusalems scheint uns folgende Schätzung von allen Angaben, die wir gehört haben, die richtigste, nämlich: Muselmänner 10.000, Juden 6.000, Griechen 2.000, Katholiken 1.500, Armenier 500, im ganzen 20.000.

Die Juden sagen selbst, dass sie nur 600 Familien Sephartim oder spanische Juden und 25 Familien Aschkenasim oder polnische Juden haben. Einige halten die Juden für zahlreicher als die Mohammedaner. Sie nehmen jedoch einen weit kleineren Teil der Stadt als die Türken und Araber ein. Die Armenier leben in und an ihrem Kloster auf dem Berge Zion; die Griechen und Katholiken haben ihre Klöster und Häuser am Kalvarienberge. Die Türken und Araber nehmen Bezetha und den ganzen östlichen Teil der Stadt ein und haben Wohnungen in allen anderen Teilen derselben; die Juden wohnen im Staube zwischen Zion und Morijah. Die ganze Grundfläche des alten jüdischen Tempels auf Morijah, die jetzt die Moschee Omars fasst, ist ummauert, und bei Todesstrafe darf kein anderer als ein Mohammedaner da hineintreten. In und bei demselben sind vier Minarette. Zwei andere stehen auf dem Bezetha, eines auf Akra, eines auf Zion, zwei auf dem Kalvarienberg zu beiden Seiten des Heiligen Grabes, wie die beiden Missetäter zur Rechten und Linken unseres Herrn.

Die Juden haben eine Anzahl Synagogen nahe beieinander in dem Quartier, wo sie wohnen. Die Kirche des Heiligen Grabes steht auf dem Kalvarienberge; auf demselben Berge haben die Katholiken ein Kloster. Die Griechen haben hier zwölf Klöster und eines neben dem Zionstore. Die Armenier haben drei Klöster auf dem Berge Zion: ein großes und ein kleines in der Stadt und noch ein kleines vor dem Zionstore, wo nach der Sage des Kaiphas Haus stand, wo Jesus verhört wurde und Petrus ihn verleugnete. Die Kopten, Syrer und Abessinier haben desgleichen jedes Volk ein kleines Kloster. Die Häuser sind steinern, meist niedrig und unregelmäßig, mit flachen Dächern oder Terrassen, in deren Mitte sich gewöhnlich eine kleine Kuppel erhebt. Die Fenster sind klein, die nach der Straße zugekehrten haben gewöhnlich starke Eisengitter zum Schutze und inwendig feine hölzerne Gitter, damit die Weiber von den Vorübergehenden nicht gesehen werden können. Die Straßen sind eng und meist unregelmäßig. Es gibt nur wenige Gärten in der Stadt.

Al Apso Moschee in WikipediaDie schönste Aussicht auf Jerusalem hat man vom Ölberge. Wir überschauen aber auch den größten Teil der Stadt von der Terrasse des Klosters, wo wir wohnen. Den Tempel sieht man am besten von der Terrasse auf dem Hause des Gouverneurs. Hier erblickt man nicht nur eine einzelne Moschee, sondern eine ganze Sammlung von Moscheen und Bethäusern. Die beiden Hauptgebäude heißen El Aksa und El Sahhara. Rund um sie her ist der Boden mit Gras bewachsen, durchschnitten von gebahnten Wegen und mit Bäumen besetzt, welche dem faulenzenden Türken anmutigen Schatten gewähren.

Ich bin jetzt vier Tage in der Stadt gewesen, wo David lebte und herrschte und wo Davids Herr und König die Welt erlöste. Das Haus, das ich bewohne, steht auf dem Kalvarienberge. Mein kleines Zimmer hat nur ein Fensterchen, welches mir die Aussicht auf den Ölberg öffnet. Ich bin um den Zion rings umher gegangen. Ich bin über den Kalvarienberg gegangen. Ich wanderte durch das Tal Hinnom, trank von den Wassern Siloahs, ging über den Bach Kidron und bin im Garten Gethsemane gewesen. Am Tage nach meiner Ankunft machte ich meinen ersten Besuch am Grabe meines Erlösers. Ich hielt mich nicht damit auf zu fragen, ob der Ort, den man als sein Grab zeigt, es wirklich sei oder nicht. Wenn hier ein Irrtum stattfindet, so wollte ich mich für diesen Augenblick gerne täuschen lassen. Die Kirche war mit Menschen angefüllt, aber trotz ihrer Gegenwart vermochte ich meine Empfindungen nicht zu unterdrücken. Ich betrachtete die Kuppel, welche das Grab überwölbt, dachte an den Tod und die Auferstehung meines Herrn und brach in Tränen aus. Ich trat hinein und kniete an dem Marmor nieder, welcher den Ort, wo der Leichnam lag, bedecken soll. Meine Tränen flossen ungehemmt, und meine Seele war von Gefühlen, die ich nicht zu beschreiben vermag, bewegt.

Gegen Abend gingen wir die Via dolorosa (den Schmerzensweg) hinab, die zum Kalvarienberge führt. Auf diesem Wege soll Christus sein Kreuz dahin getragen haben.

Wir gingen zum Stephanstore hinaus, welches zuweilen auch Schaftor heißt, und stiegen den Hügel hinab, gingen durch das Bett des Baches Kidron, das nur in der Regenzeit Wasser hat, und kamen zum Garten Gethsemane, einem der wichtigsten und denkwürdigsten Punkte auf der Erde. Es ist ein kleines Grundstück mit einer niedrigen steinernen Einfassung. Acht ehrwürdige Ölbäume, die seit undenklicher Zeit hier gestanden zu haben scheinen, stehen darin. Der Abhang des Berges war mit türkischen Weibern angefüllt, und der Weg wimmelte von trotzig aussehenden bewaffneten Türken, welche von Zeit zu Zeit ihre Gewehre zur Belustigung abfeuerten. Es wäre unerfreulich und vielleicht unsicher gewesen, in solcher Gesellschaft hier zu verweilen. Wir begnügten uns, über das Feld zu gehen und unseren Gedanken im Stillen nachzuhängen.

An der Ostseite des Tales liegt ein kleines Dorf, Siloah genannt, und hinter dem Dorfe ein Hügel, der Hügel des Ärgernisses, weil man ihn für den Hügel hält, auf welchem Salomo die 1. Kön. 11, 7 erwähnten Höhen gebaut hat. An der südöstlichen Ecke der Stadt am Fuße des Zion und Morijah liegt der Teich Siloah. Zwei in den Felsen gehauene Treppen führten uns zur Quelle hinab, die aus dem Felsen springt. Das Wasser ist rein, hell, weich und von süßlichem Geschmack. Nachdem es sich etwa 60 Ruten weit unter dem Berge durchgewunden hat, kommt es als kleiner Bach zum Vorschein, welcher die Felder und Gärten im Tale wässert. Von diesem Tale gingen wir in westlicher Richtung zum Tale Hinnom, auch Tophet genannt, wo die Israeliten ihre Kinder durch das Feuer Molochs gehen ließen. In diesem Tale gingen wir gegen Westen hin am Fuße des Berges Zion und kehrten durch das Jaffator zu unserer Wohnung zurück.

30. April

Heute morgen gingen wir nach Bethlehem, um den Geburtsort des Boas, Obed, Jesse, Davids und dessen, der da heißt Wunderbar, Rat, Gottheld, zu besuchen.

Wir kamen zum Jaffatore hinaus, kreuzten das westlich am Zion liegende Tal, stiegen einen steilen, rauen Hügel hinan und kamen sodann auf einen ziemlich ebenen Weg. In fünf Viertelstunden gelangten wir zum griechischen Kloster des Propheten Elias. Von da an wendet sich die Straße nach Bethlehem etwas mehr nach Süden. Vom Kloster aus erreichten wir in einer halben Stunde Raheis Grab oder den Platz, den Juden, Mohammedaner und Christen allgemein dafür halten. Statt des einfachen Steines, welchen Jakob errichtete (1. Mose 35,20), steht jetzt ein steinernes Gebäude da, augenscheinlich von türkischer Bauart, welches oben in eine Kuppel endet. In diesem Hause ist das Grab. Es ist ein steinerner, mit Gips überzogener, etwa zehn Fuß langer und ebenso hoher Pfeiler. Die innere Wand des Gebäudes und die Seiten des Grabmals sind mit hebräischen, von Juden eingeschriebenen Namen bedeckt.

In einer halben Stunde von diesem Denkmale aus kamen wir zu der Stadt, wo vor 1.800 Jahren "ein Heiland, welcher ist Christus der Herr", geboren ward, wo "der Aufgang aus der Höhe" zuerst unsre Welt besuchte, wo der Fleisch gewordene Erlöser zuerst von den Menschen angebetet wurde. Als wir in die Stadt eintraten, kam eine Menge schmutziger, zerlumpter Kinder uns entgegen, streckte die kleinen Hände aus, um eine Gabe zu empfangen, und fing an zu singen: Pilger zieht in Frieden, Pilger zieht in Frieden! Das griechische, katholische und armenische Kloster stehen etwas östlich vom Dorfe beisammen und schließen den Raum ein, wo angeblich unser Heiland geboren worden ist.

Wir wurden zu dem Gemach geführt, wo die zwei Orte sind, die man als Geburtsplatz unseres Herrn verehrt, und als die Krippe, in welche er gelegt ward. Eine Menge Lampen brannten über diesen denkwürdigen Stellen und strahlten einen Glanz aus, der gegen die Niedrigkeit eines Stalles gewaltig abstach. Es war alles ganz anders, als unsere jugendliche Phantasie es sich ausgemalt hatte, und erst als wir uns erinnerten, dass die Weisen aus dem Morgenlande hier ihre Schätze öffneten und dem neugeborenen Erlöser ihre Opfergaben von Gold, Weihrauch und Myrrhen darbrachten, fühlten wir uns mit der Pracht des Ortes ausgesöhnt. Dann knieten wir gleich ihnen nieder und beteten ihn an.

Von hier aus begleitete uns ein griechischer Priester zu dem Felde der Hirten, welches eine Viertelstunde weit etwas südöstlich von Bethlehem liegt. Der Weg dahin ist rau und steinig. Bethlehem selbst liegt auf einem Hügel, der einem Felsenpfeiler ähnlich sieht und nur hier und da einen grünen Fleck hat. Zwischen den Felsen wachsen Weinstöcke, Feigen und Ölbäume in üppiger Fülle. Als wir den Hügel hinanstiegen, sahen wir zu unserer Rechten ein schlecht aussehendes Dörfchen, wo die Hirten gewohnt haben sollen.

Wir ritten an diesen Felsen und Klippen hin und dachten daran, wie David hier einst seine Herden weidete und die Loblieder Jehovas singen lernte; und wie der Prophet Samuel kam, um ihn zum König zu salben, und wie der Sohn Davids hier auf der Welt erschien, - als mit einmal ein köstliches Tal voll grüner Gefilde sich vor unsern Blicken auftat. Seine Schönheit wurde durch die rings umherliegenden kahlen felsigen Hügel erhöht. Als wir in dasselbe eintraten und hindurch ritten, erquickten wir uns an dem Bilde, wie die Menge der himmlischen Heerscharen von oben hernieder kam und über diesen grünen Auen schwebend, wo die Herden ruhten, sang: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen!" Auf einer Seite des Grundes ist ein Olivenfeld, welches mit einer Mauer umschlossen ist und in seiner Mitte eine unterirdische Kirche hat. Dieses wird als derselbe Ort gezeigt, wo sich die Hirten befanden, als ihnen der Engel die Geburt des Heilands verkündigte. Unser Führer erzählte uns, dass die Griechen und Katholiken einen langen Streit um den Besitz dieses Platzes führten. Der Fall wurde vor den Großherrn gebracht, und die Griechen gewannen den Prozess durch die überzeugende Kraft des Geldes. In dieser Kirche halten nun die christlichen Araber ihren Gottesdienst. Über derselben befinden sich die Ruinen einer andern Kirche und eines Klosters, die hier standen. Unter einem Ölbaume daneben setzten wir uns nieder, lasen Lukas 2, sangen: "Als Hirten bei Nacht ihre Herden bewacht. . ." und vereinigten uns im Dankgebete an den Gott des Himmels für die fröhliche Botschaft, welche hier verkündet worden ist und die in fernem Lande zu unsern Ohren und zu den Ohren unsrer geliebten Freunde, deren wir auch hier gedachten, gekommen ist. Nach Beendigung unserer Andacht sammelten wir Blumen des Feldes und kehrten nach Bethlehem zurück.

Wir besuchten am Nachmittag die Höhle des Jeremias, wo er seine Klagelieder geschrieben haben soll. Es ist eine der wildesten und großartigsten, die wir gesehen haben. Sie ist gegen 40 Schritt lang, 30 breit und 30 - 40 Fuß hoch, die Decke von gewaltigen Pfeilern getragen. Es ist unverkennbar eine natürliche Höhle, der nur durch Kunst nachgeholfen worden ist. Sie ist feucht im Innern, und an einigen Stellen des Gewölbes sickert fortwährend Wasser durch. Das Innere bildet einen Halbkreis. Der Eingang ist fast so weit als die Höhle selbst, und über ihm steigt der Felsen gegen 50 Fuß senkrecht empor. Sowie man hinein tritt, sieht man rechter Hand eine Spalte im Felsen, das Bett des Jeremias genannt, weil er da geschlafen haben soll. Mag es wahr oder erdichtet sein, der Gedanke, dass Jeremias seine Klagelieder hier geschrieben habe, bleibt immer sinnreich.

Über den Berg Zion hinweg kehrten wir zum Jaffator zurück. Da wir erst nach Sonnenuntergang dahin kamen, fanden wir das Tor verschlossen. Der Torwart wurde gerufen, konnte aber ohne Erlaubnis des Gouverneurs das Tor nicht öffnen. Eine Stunde ging vorüber, bis die Bewilligung zurückkam. Dieser Vorfall erinnerte uns an das unglückliche Schicksal derjenigen, welche von der Heiligen Stadt, dem Neuen Jerusalem, ausgeschlossen werden, ohne dass sie jemand hätten, der Fürsprache für sie einlegen könnte.

2. Juni

Wir waren sehr beschäftigt mit den Vorbereitungen zur Reise nach dem Toten Meere und dem Jordan. Ich bin zuweilen des endlosen Aus- und Einpackens von Büchern und Kleidern, der Besorgung von Vorrat, Mietung von Dienern, Einholung von Briefen und Pässen und Erduldung der Beschwerden und Gefahren, welche stets mit Reisen in diesem Lande verbunden sind, recht müde. Ich bin ein Pilgrim, ein Wanderer, ein Fremdling. Ich habe auf Erden keine Heimat, sondern suche ein Haus in einem besseren Lande. Wenn meine Pilgerschaft bald enden soll, möge ich bereit sein! Wenn ich länger leben und wirken soll, möge mir Gnade widerfahren, dass ich Treue darin beweise.

Vom Gipfel eines Berges bekamen wir etwa eine Stunde, nachdem wir das Kloster St. Saba verlassen hatten, das Tote Meer zu Gesicht, aber statt gerade darauf zuzugehen, wendeten wir uns gegen Nordosten. Ich nahm ein Stück von dem Felsen mit, aus welchem diese Berge bestehen, das stark mit Schwefel durchzogen war. Später, als ich nach Jerusalem zurückgekehrt war, machte ich einen Versuch mit einem Stückchen desselben, indem ich es auf glühende Kohlen legte. Es gab einen starken Schwefelgeruch von sich und fing bald an zu brennen. Die Flamme stieg vier bis fünf Zoll hoch und dauerte zwei Minuten. Ich ließ den Stein eine halbe Stunde auf den Kohlen. Er hatte an Umfang nicht abgenommen, aber beträchtlich an Gewicht, und wurde weich und weiß wie Kalk, während er zuvor hart und fast ganz schwarz gewesen war. Josephus sagt, dass Gott das Feuer, welches Sodom zerstörte, durch einen Blitz entzündet habe.

Jordan aus WikipediaEin Viertel nach zehn Uhr traten wir in die ausgedehnten Jordanebenen nördlich vom Toten Meere, und eine Viertelstunde später kamen wir beim See an. Das Wasser sieht merkwürdig klar und rein aus, aber als ich es in den Mund nahm, fand ich es ekelhaft und bitterer, als ich irgendetwas gekostet habe. Man hat gesagt, das Wasser sei so schwer, dass die heftigsten Winde seine Oberfläche kaum zu kräuseln vermögen. Dies ist völlig grundlos. Der Wind war keineswegs stürmisch, als wir da waren, und doch gingen die Wellen so hoch, dass ich mit Schwierigkeit einige Flaschen von dem Wasser füllen konnte. Meine Kleider wurden von den Wellen durchnässt; als sie getrocknet waren, fand ich sie voller Salz. Man hat auch gesagt, dass über diesen See kein Vogel fliegen könne; wir sahen aber eine große Menge an seinen Ufern umherfliegen, und einmal sah ich drei zugleich, welche über das Wasser flogen. Man sagt ferner, dass nie ein Schiff darauf fuhr. Das ist wahr, und der Grund liegt sehr nahe: es gibt hier kein Fahrzeug, und niemand ist da, welcher ein Verlangen danach oder die Fähigkeit hätte, eins zu bauen.

Wir wünschten die Mündung des Jordans zu sehen. Chateaubriand spricht davon als von einem wesentlichen Punkte, welchen bis dahin bloß Hasselquist erforscht habe. Wir teilten den Arabern und Türken unsern Wunsch mit. Sie machten Einwendungen; aber als wir darauf bestanden, gaben sie nach. Wir waren schon eine Stunde am Gestade geritten, es dauerte aber noch eine Stunde, bis wir zum Flusse kamen. Seine Ufer sind, ausgenommen nahe der Mündung, mit Gebüsch bedeckt. Es ist ein kleiner Fluss, und wie man es in einer solchen Ebene erwarten kann, ist sein Lauf in der Nähe des Sees sehr langsam und ruhig. Das Gebüsch und der sumpfige Boden erlaubten uns nicht, am Ufer des Flusses hinzugehen; wir kehrten daher in die Ebene zurück. Nachdem wir etwas weiter hingeritten waren, kamen wir zu einem Damm oder Hügel mit einer Säule oder einem steinernen Pfeiler auf der Spitze. Auf meine Frage, was dies sei, antwortete ein Araber: "Nabi Ibrahim" (d. h. Prophet Abraham), aber ein anderer sagte Herrn King, man nenne es Galgala. Ist dies das Gilgat, wo Josua die zwölf Steine aufrichtete, welche er aus dem Jordan nahm? Um halb zwei Uhr kamen wir an die Stelle des Jordans, welche gewöhnlich von Pilgern besucht wird und wo die Israeliten trockenen Fußes herübergingen, "Jericho gerade gegenüber". Vom Toten Meere bis hierher ist der Boden größtenteils völlig öde und sieht aus wie eine Mischung von schwarzer Erde und Asche; kein Grashälmchen ist zu sehen. Ich schwamm über den Fluss und ging eine Strecke in dem Gefilde Moab, dem Erbteil Rubens, "auf der andern Seite des Jordans gegen Aufgang der Sonne". Hierauf setzte ich mich an das Ufer und las das dritte Kapitel des Josua. Ich las ferner Evangelium Matthäi 3 und betete mit zwei Griechen in griechischer Sprache, während Wolff mit den Deutschen, welche bei uns waren, deutsch las. Es ist nicht meine Ansicht, dass ein Gebet Gott deshalb etwa wohlgefälliger sei, weil es an einem besonderen Platze gesprochen wird; aber ich werde den Menschen nicht beneiden, der ohne besondere Bewegung am Gestade des Jordans diese beiden Kapitel lesen und beten würde. Nach einem Ritt über den verbrannten Boden schmeckte uns das Wasser des Jordans, ob es gleich schlammig war, sehr gut. Wir fanden den Fluss sehr reißend, aber nicht tief. Während wir noch am Ufer waren, ritten zwei Beduinen durch den Fluss. Das waren die ersten menschlichen Wesen, denen wir seit dem Kloster St. Saba begegnet waren. Das ganze Land, durch welches wir gekommen sind, ist eine Wüste, ohne andere Bewohner als Beduinen, welche sich besonders im Winter dahin begeben, weil sie dann Weide für ihre Herden finden.

Um sechs Uhr kamen wir nach Jericho. Wir herbergten die Nacht, Männer und Pferde beisammen, in dem offenen Hofe des alten Schlosses. Wir gingen unter den schmutzigen Hütten des neuen Jericho umher, deren Mauern aus unbehauenen Steinen und deren Dächer aus Reisig und Lehm bestehen. Die Einwohner, gegen 300 Seelen, sind lauter Mohammedaner.

5. Juni

Wir verließen Jericho am frühen Morgen und kamen bald zu einem Bache von klarem Wasser, welchem wir bis zur Quelle folgten. Sie entspringt nahe dem Fuße des Berges Quarantania, auf welchem der Überlieferung zufolge Christus die vierzig Tage fastete. Es ist wahrscheinlich die Quelle, deren tödliches Wasser Elisa gesund machte. Um ein Uhr erreichten wir unsere Wohnung in der Heiligen Stadt, höchst ermüdet, aber voll Dank, dass wir wohlbehalten diesen schönen Ausflug vollendet hatten.


Reginald Heber

Reginald Heber in WikipediaIndien, nach der Vielfalt seiner Landschaften und der Zahl und Verschiedenartigkeit seiner Bewohner mehr einem Erdteil als einem einzelnen Lande vergleichbar, hat schon früh die Aufmerksamkeit der christlichen Mission auf sich gezogen. Als die Portugiesen um 1.500 ins Land kamen, fanden sie hier schon uralte christliche Gemeinden vor, die sogenannten Thomaschristen. Im Gefolge der Entdecker fasste dann der Katholizismus in einigen Gebieten Fuß, und 1706 landete an der Küste von Trankebar der deutsche Missionar Bartholomäus Ziegenbalg, eine der denkwürdigsten Gestalten der Missionsgeschichte, der eigentliche Begründer der evangelischen Missionsarbeit in Indien.

Genau hundert Jahre nach Ziegenbalg, im Jahre 1783, wurde Reginald Heber in der Grafschaft ehester in England als Sohn eines Pfarrers der bischöflichen Landeskirche geboren. Er absolvierte sein Studium an der ehrwürdigsten Bildungsstätte Englands, der Universität Oxford, wo er neben der Theologie besonders auch klassische und literarische Studien betrieb. Noch vor Beendigung seiner Ausbildungszeit machte er mit einem Freund eine Reise durch Europa, die ihn nach Skandinavien, Russland, Österreich und Deutschland führte.

1807 wurde ihm die Pfarrei zu Hodnet in Shropshire übertragen; bald danach heiratete er. Es lag aber nicht in seiner Art, sich mit dem stillen Leben und den Pflichten eines englischen Landpfarrers zu begnügen. Er widmete sich vielmehr daneben literarischen Arbeiten, hielt Vorlesungen an seiner alten Universität und wurde Universitätsprediger in Oxford. So wäre er wohl vorbereitet gewesen, in seiner Heimat zu hohen kirchlichen Ämtern emporzusteigen.

Da erging an ihn im Jahre 1822 plötzlich der Ruf, als Nachfolger des soeben verstorbenen Bischofs von Kalkutta dieses Amt zu übernehmen. Nach kurzem Zögern sagte er zu und verließ mit seiner Frau und der kaum zweijährigen Tochter 1823 England. Die Seefahrt um das Kap der Guten Hoffnung dauerte wenig mehr als drei Monate, eine ungewöhnlich kurze Zeit für die damalige Segelschifffahrt.

Das Bistum Kalkutta umfasste zu seiner Zeit nicht nur Indien, sondern reichte bis nach Südafrika und Australien. Um allein von seinem indischen Amtsbereich die wichtigsten Gebiete kennenzulernen, musste er ungeheuer weite Inspektionsreisen unternehmen. Sie führten ihn vom Himalaja bis nach Ceylon, von Bombay bis Madras. Den Anstrengungen dieses Reiselebens unter dem indischen Klima war seine Gesundheit nicht gewachsen. In Tritschinopoly fand ihn eines Morgens im April 1826 sein Diener tot im Bad.

Über seine Reisen in Indien hat Heber ein umfangreiches Reisewerk hinterlassen. Seine Beobachtungen und Schilderungen sind ungemein vielseitig. Im Wechsel der Landschaften interessieren ihn Einzelheiten des Tier- und Pflanzenlebens und der Wirtschaft ebenso wie das Gewimmel der volkreichen Städte mit ihren prunkvollen Bauten, die religiösen wie die politischen Verhältnisse. Das Werk gehört zu den klassischen Reisebeschreibungen über das Indien des neunzehnten Jahrhunderts.

Benares, die heilige Stadt der Hindus

Reginald Hebers, Lordbischofs von Kalkutta, Leben und Nachrichten über Indien. Deutsche Ausgabe in zwei Bänden Berlin, Verlag Ferdinand Dümmler 1831,

Benares aus WikipediaAuf unserm Wege hatte ich Gelegenheit, etwas von Benares zu sehen. Sie ist eine höchst merkwürdige Stadt, vollkommener und charakteristischer morgenländisch als irgendeine, die ich bisher noch gesehen habe, und zugleich ganz verschieden von allen bengalischen. Kein Europäer lebt in der Stadt, auch sind die Straßen für ein gehöriges Fuhrwerk nicht weit genug. Die Häuser sind meist sehr hoch gebaut, keins, glaube ich, unter drei Stock, einige fünf oder sechs, ein Anblick, den ich zum ersten Male in Indien hatte. Die Straßen sind bedeutend niedriger als die Söligkeit der Häuser, und diese haben meist gewölbte Unterbaue an der Vorderseite, im Hintergrunde derselben aber Läden. Über diesen sind die Häuser mit Veranda, Galerien, vorspringenden Fenstern und sehr breiten und überhängenden Traufen, welche von ausgeschnitzten Unterlagen getragen werden, geziert. Die Zahl der Tempel ist sehr groß, die meisten sind aber klein und stecken wie Kapellen in den Straßenecken und unter dem Schatten eines hochragenden Hauses. Ihre Gestalt ist indes nicht unangenehm, und viele von ihnen sind ganz bedeckt mit schöner Schnitzarbeit von Blumen, Tieren, Palmzweigen, welche in Genauigkeit und Reichtum dem Besten gleichkommen, was ich an griechischer oder gotischer Baukunst gesehen habe. Das Material ist ein sehr guter Stein von Tschunar, aber die Hindu streichen sie gern dunkelrot an, und besonders bemalen sie die hervortretenden Teile gern mit Blumentöpfen, Männern, Frauen, Stieren, Elefanten, Göttern und Göttinnen in ihrer ganzen vielgestaltigen, vielhändigen, vielköpfigen und vielbewaffneten Mannigfaltigkeit in recht grellen Farben. Heilige Stiere des Siwa jeglichen Alters schlendern träge auf und ab in den schmalen Straßen oder liegen quer darüber hin, dass sie, um einem Tondschon Platz zu machen, kaum fortzubringen sind, - denn Schläge, die man ihnen gibt, müssen von der zartesten Art sein, oder wehe dem Gottlosen, der den Vorurteilen der fanatischen Menge zu trotzen versucht! - Affen, welche dem Haniman, dem göttlichen Affen geweiht sind, welcher Ceylon für den Rama besiegte, sind in einigen Teilen der Stadt ebenso zahlreich, klettern auf allen Dächern und allen Vorsprüngen der Tempel umher, stecken ihre unverschämten Köpfe und Hände in jeden Frucht- oder Kuchenladen und nehmen den Kindern die Speisen beim Essen weg. Auf sogenannte Fakirhäuser stößt man alle Augenblicke. Sie sind mit Idolen geziert, erschallen unaufhörlich von dem Klingklang und Getrommel der Vinas, Biyals und anderer misstönender Instrumente, während die frömmelnden Bettler aller Hindusekten von jeder nur erdenklichen Missgestaltung, wie sie Kalk, Kuhmist, Krankheit, zerzaustes Haar, Krüppelbeinigkeit und widerlich ekelhafte Stellungen der Büßenden hervorbringen können, wörtlich das Spalier an beiden Seiten der Hauptstraßen machen. Die Zahl der Blinden ist ebenfalls sehr groß (ich wollte auch schon sagen: der Aussätzigen, aber ich weiß nicht gewiss, ob jenes Aussehen der Haut nicht Kot oder Kalk war), und hier sah ich mehrere Beispiele jener Büßungen, von denen ich in Europa viel gehört hatte, dass Leute ihre Beine oder Arme, durch die stete Haltung derselben in einer unnatürlichen Lage, freiwillig verkrüppeln, oder ihre Hände so lange geballt halten, bis die Nägel auf der Außenhand herauswachsen. Ihr jämmerliches Geschrei: "Aga Sahib", "Topi Sahib" (die gewöhnlichen Namen für Europäer in Hindostan) "khana ki waste kutsch chiz do!" "Gebt mir was zu essen!" zog bald die paar Pice, die ich hatte, hinweg; - aber das war ein Tropfen im Ozean! und die Zudringlichkeit der übrigen, als wir weiter in die Stadt kamen, verschallte in dem Lärm und Getöse, das uns umgab. So sind Anblick und Ton, die den Fremden begrüßen, wenn er in die "heiligste Stadt" von Hindostan tritt, auf "den Lotus der Welt, nicht gegründet auf gemeiner Erde, sondern auf der Spitze von Siwas Dreizack", in einen Ort, der so geheiligt ist, dass, wer in ihm stirbt, welcher Sekte Glied er immer sei, und wäre er selbst Rindesser, so er nur mildtätig ist den dürftigen Braminen, seiner Seligkeit gewiss sein kann.

Es ist eben diese Heiligkeit des Ortes, welche ihn zu dem Sammelplatz aller Bettler macht; denn außer der Menge von Wallfahrern, welche aus jedem Teile von Indien wie von Tibet und Birmanien ungeheuer ist, kommt eine große Menge reicher Leute bei zunehmendem Alter und fast alle vornehmen Männer, die von Zeit zu Zeit in Ungnade gefallen oder sonst durch Revolutionen, welche in den Hindustaaten beständig vorkommen, aus der Heimat vertrieben sind, hierher, um ihre Sünden abzuwaschen oder ihre leeren Stunden mit dem Übermaß von Zeremonien ihrer Religion auszufüllen, und geben so wirklich große Summen in verschwenderischer, unüberlegter Mildtätigkeit an den ersten besten hin.

Benares aus WikipediaDiesen Morgen ging ich in Begleitung der Herren Macleod, Prinsep und Frazer wieder in die Stadt und fand sie mit Stieren und Bettlern bevölkert wie gestern; was mich aber noch mehr als gestern verwunderte, waren, als ich tiefer hineinkam, die großen, hochragenden, schönen Wohnhäuser, die Schönheit und der anscheinende Reichtum der in den Bazaren ausgelegten Waren und das offenbare Geschäftsgewühl, das mitten in aller dieser Verkehrtheit, bei all dem Fanatismus vor sich ging. Benares ist in der Tat eine ebenso gewerbsfleißige und reiche als geheiligte Stadt. Es ist der große Markt, wo die Shawls des Nordens, die Diamanten des Südens und die Musline von Dacca und den östlichen Provinzen zusammenströmen, und selbst hat es beträchtliche Seiden-, Baumwollen- und feine Wollenmanufakturen; während englische Eisenwaren, Schwerter, Schilde und Speere von Lucknow und Monghyr und jene europäischen Luxus- und Modenartikel, welche in Indien täglich beliebter werden, von hier sich durch Bundelcund, Gorruckpur, Nepal und in andere Gegenden hin verbreiten, welche von der Hauptader des Ganges entfernt liegen. Die Bevölkerung belief sich nach der Schätzung von 1803 über 582 000, - eine ungeheure Zahl, die man für übertrieben halten sollte, die aber um so wahrscheinlicher wird, wenn man die wirkliche Ausdehnung der Stadt und die ausnehmend gedrängte Art betrachtet, in welcher sie gebaut ist. Benares ist gewiss die reichste und vermutlich auch die volkreichste Stadt in Indien. Sie ist auch hinsichtlich der Polizei am besten verwaltet, und diesen Dienst haben die schon erwähnten Tschopprasie, eine Art Bürgergarde, welche von den Eingeborenen selbst gewählt und von der Obrigkeit nur bestätigt werden. Ihre Anzahl in Benares beläuft sich auf 500; die Stadt ist in 60 Bezirke eingeteilt, und zu jedem derselben führt ein Tor, das bei Nacht verschlossen und von einem Tschopprasie bewacht wird. Daher ist ungeachtet der ungeheuren Bevölkerung und des Gewühls von Bettlern und Wallfahrern aus allen Gegenden (Maharatta-Pilger allein sind gewöhnlich 20.000 an dem Orte, darunter viele bewaffnet und von kriegerischen und räuberischen Sitten) doch Raub und Mord nur selten, indem den Wachen, welche von achtbaren Hausherren erwählt und bezahlt werden, daran liegt, sich gesittet und gut aufzuführen und aufmerksam zu sein. Das Militär von Secrole wird nach einer strengen von der bengalischen Regierung getroffenen Maßregel nur in der größten Not zu Hilfe gerufen. In 25 Jahren kam daher in Benares nur ein Fall vor, wo es angewandt wurde, nämlich in dem Kampfe zwischen den Hindu und Muselmanen. - Der Ort ist sehr gut trocken und liegt auf einem erhöhten felsigen Landstück, das zum Flusse sich abdacht. Diesem Umstände sowie den häufigen Abwaschungen und der großen Mäßigkeit des Volkes muss man seine Freiheit von ansteckenden Krankheiten zuschreiben. Daher ist der Ort ungeachtet seiner großen Bevölkerung doch nicht ungesund; aber der einzige Platz oder offne Teil darin ist der "neue Markt", den die gegenwärtige Regierung angelegt hat.

Unser erster Besuch war heute in dem berühmten Tempel, genannt Wischwajisa (Vishvayesa), der in einem zwar kleinen, aber schönen, steinernen, ausgehauenen Bauwerke besteht. Diese Stelle ist eine der geweihtesten in Hindostan, obwohl sie sich in dieser Hinsicht nur annähert an einen weit geheiligteren daran liegenden Boden, welchen Aulum Ghir schändete und eine Moschee darauf baute, um ihn für die Verehrer des Brama unzugänglich zu machen. Der Tempelhof, obwohl nur klein, wimmelt, wie ein Pachthof, von sehr fetten und zahmen Stieren, die ihre Schnauzen in jedermanns Hand und Tasche nach Gras und Leckereien stecken, welche ihnen ihre Mitgeweihten in großer Menge geben. Drinnen in den Claustern ist ein ebenso großes Gewühl von nackten Devoten,  die so widerlich sind, wie sie Kalk und Mist nur machen kann, und das ewige Gebrumme und Geschrei:  "Ram! Ram! Ram! Ram!" reicht hin, einen Fremden fast schwindelig zu machen. Der Ort wird indes sehr rein gehalten, - denn die Priester scheinen nichts weiter zu tun, als Wasser über Bilder und das Pflaster zu gießen, und ich fand sie nicht bloß willens, sondern sehr eifrig dabei, mir alles zu zeigen, wobei sie oft wiederholten, dass sie auch "Padre" wären. Freilich führten sie diesen Umstand als Beweggrund an, damit ich ihnen ein Geschenk geben möge. In der Nähe des Tempels ist ein Wasserbehälter mit einem kleinen Turm und einer steilen Treppe zum Wasser hinab. Letzteres wird durch einen unterirdischen Kanal vom Ganges hierher geleitet und aus diesem oder jenem Grunde für heiliger gehalten als das Gangeswasser selbst. Alle Wallfahrer nach Benares sind verpflichtet, hier zu trinken und zu waschen; vor einigen Jahren aber wurde die Stelle verunreinigt, als sich ein Streit zwischen dem Hindu- und Moslemim-Volke bei Gelegenheit des Dschamma- und Moharrun-Festes erhob, wobei die Prozessionen einander in den Weg gekommen waren. Die Hälfte der Bevölkerung war hierbei miteinander bewaffnet handgemein geworden, und die Wut, mit welcher sie übereinander herfielen, eher nach Art der Teufel als vernünftiger Feinde.

Ein anderer Tempel ist in der Nähe des oben erwähnten heiligen Wasserbehälters und der "Anna Purna" geweiht, welche man für die "Anna Perenna" der Römer hält. Hier wurde mir ein Bramin bezeichnet, welcher den ganzen Tag auf einem Pulte, etwa so hoch wie ein Putztisch, sitzend, zubringt, es nur der notwendigen Abwaschungen wegen verlässt und bei Nacht auf dem Boden daneben schläft. Seine beständige Beschäftigung ist das Lesen oder Erklären der Vedas. Letzteres tut er vor allen, die ihn anhören wollen, von acht Uhr des Morgens bis vier Uhr des Nachmittags. Er fordert sich nichts, aber ein kleines Kupferbecken steht ihm zur Seite, in welches ein jeder, der sich dazu berufen fühlt, Almosen legen kann, wovon er allein lebt. Er ist ein kleiner blasser Mann mit anziehendem Gesichtsausdruck, welchen er nicht durch jene gewöhnlichen prahlerischen Zeichen der Frömmigkeit entstellt, und soll beredt und außerordentlich gelehrt im Sanskrit sein.

Einer der anziehendsten und merkwürdigsten Gegenstände in Benares ist die alte Sternwarte, welche vor der muselmanischen Eroberung gegründet und noch völlig erhalten ist, obwohl kein Gebrauch mehr davon gemacht wird. Es ist ein steinernes Gebäude mit einigen kleinen Höfen, welche zur Bequemlichkeit der Sternkundigen und ihrer Schüler eingeklauset sind. Daran befindet sich ein ungeheurer Sonnenzeiger, etwa zwanzig Fuß hoch, mit einem verhältnismäßigen Zifferbogen von etwa fünfzehn Fuß im Durchmesser, und eine Mittagslinie, alles in Stein. Diese Gegenstände sind keineswegs genau gearbeitet, doch aber ein merkwürdiger Beweis für den Eifer, mit welchem die Wissenschaft hier einst betrieben worden ist. Ein ähnliches Observatorium ist in Delhi.

Von der Sternwarte stiegen wir nach dem Stromufer hinab, wo ein Boot auf uns wartete. Ich erhielt hier eine gute Gelegenheit, die ganze Stadt von ihrer günstigsten Seite zu sehen. In der Tat, es ist ein gewaltiger Ort, was sich hier vom Flusse auf amphitheatralisch erhebt! Dicht an- und aufeinander drängen sich Kuppeln und Minarette, und allenthalben führen die Ghats oder Landungsplätze stufenweise zum Wasser hinab und sind mit Badenden und Anbetern besetzt. Kapellen und Tempel von jeglicher Größe, selbst bis über die gewöhnliche Grenze der anschwellenden Wasserhöhe hinaus, reihen sich an dem Ufer entlang auf. Einige darunter sind sehr schön, obwohl alle nur klein, und besonders fiel mir ein sehr schönes kleines Gebäude auf, welches wie der Ghat, worauf es steht, von dem tapferen Ali Bha'i erbaut ist.

Benares 1922 aus WikipediaEs blieb nun noch die Moschee des Aurungzibe und das "Vidalaja" oder Hindukollegium zu besuchen, welche glücklicherweise nahe an unserem Heimwege lagen. Das erstere ist ein schönes Gebäude in einer höchst vorteilhaften Lage, besonders merkwürdig wegen der Aussicht von seinen Minaretten herab, die sehr hoch empor gebaut sind und noch mehr an Erhebung gewinnen durch die Anhöhe, worauf sie stehen. Der Tag war nicht günstig, dennoch aber sahen wir weit in die Ferne hin. Der Himalajagipfel soll zuweilen sichtbar sein, heute aber sahen wir nichts der Art und überhaupt kein Gebirge am weiten Horizont. Der Boden dieses Teils von Hindostan ist sonst nicht ohne Unebenheiten, und obwohl es nur eine ungeheure Fläche ist, so ist sie doch, so wie man sie in England oder auf dem europäischen Kontinent im Kleinen sieht, nicht eine so durchgängige Ebene wie in Bengalen. Das Ufer selbst, worauf Benares liegt, erhebt sich ziemlich, und manche Stelle, wie Tschunar, zu der Höhe des Hawkstone in England.

Die ganze Gegend scheint bebaut zu sein, doch weniger mit Reis als mit Weizen. Die Dörfer sind zahlreich und groß, zerstreute Wohnungen wenig und auch nur wenig Gehölz. Feuerung ist daher sehr teuer, und diesem Umstand schreibt man es zu, dass viele Leichen in den Fluss geworfen und nicht verbrannt werden. Sutti sind nicht so zahlreich wie in vielen Teilen von Indien, aber Selbstopfer durch Ertränken gewöhnlich. Viele Haufen von Pilgern kommen alljährlich aus allen Teilen von Indien eigens hierher, um ihre Tage zu enden und sich ihre Seligkeit zu sichern. Sie kaufen sich zwei Kedscheritöpfe, zwischen denen sie sich anbinden und welche, solange sie leer sind, ihre Gewichte im Wasser erleichtern. So ausgerüstet waten sie in den Strom hinein, füllen die Töpfe dann mit dem sie umgebenden Wasser und sinken hinab für immer. Die Regierung hat schon gesucht, der Ausübung dieser Handlung zuvorzukommen, aber mit keinem andern Erfolge, als dass sie die freiwilligen Opfer dadurch weiter den Strom hinabtrieb; auch lässt es sich nicht denken, dass ein Mann, der einige fünfzig Meilen hierhergezogen ist, um zu sterben, sich von einem Polizeidiener davon abhalten ließe. Unterricht ist hier das einzige, wodurch dies arme Volk erleuchtet werden kann, und den, hoffe ich, wird es ja allmählich von uns empfangen.

Das Vidalaja ist ein großes Gebäude, welches in zwei Höfe geteilt ist, worin oben und unten Galerien laufen und welche mit Lehrern und Schülern angefüllt sind. Die ganze Schule ist in eine Menge Klassen geteilt, in denen Lesen, Schreiben, Rechnen (auf Hinduweise), Persisch, Hindurecht, heilige Literatur, Sanskrit, Astronomie nach dem ptolemäischen System und Astrologie gelehrt wird. Es sind zweihundert Schüler gegenwärtig, von denen einige von jeder Klasse vortraten, um mir ihre Lektionen zu sagen, wovon ich leider für mich, außer der Astronomie und ein wenig Persisch, nichts profitieren konnte. Der astronomische Lehrer holte einen Erdglobus hervor, der nach ihrem System eingeteilt und nach dem Meridian von Benares gestellt war. Der Nordpol war ihm der Berg Meru, und unter dem Südpol setzte er die Schildkröte ("Chukwa") hin, auf welcher die Erde ruht. Die südliche Halbkugel hielt er für unbewohnbar, aber auf die innere konkave Oberfläche derselben setzte er Padalon hin. Dann zeigte er mir, wie die Sonne einmal des Tages um die Erde herumgehe, und ferner, wie durch eine verschiedene, aber ebenfalls stetige Bewegung die Zeichen des Tierkreises nacheinander vorrückten. Das ganze System ist durchaus ptolemäisch, und der Gegensatz zwischen dem verjährten Zeuge, was die jungen Leute hier in einer Anstalt der Regierung lernen, und den Anfangsgründen wahrhafter Erkenntnis, bei jener, die ich Tags zuvor besuchte, und welche es in derselben Stadt und unter weit ungünstigeren Verhältnissen lernen, ist sehr schlagend.

Während meines Zuges durch die heiligen Plätze hatte ich eine beträchtliche Anzahl von Blumengewinden empfangen, und man hatte mir gesagt, dass es sehr unhöflich sei, sie wegzuwerfen, besonders die, welche um meinen Nacken gehängt waren. Ich sah daher eher wie ein Opfertier als wie ein Priester aus und war sehr froh, als ich, wieder in das Cabriolet gekommen, mich meines Schmuckes entledigen konnte.

Heute kamen meine Boote durch die Mündung des kleinen Flusses, der nach Secrole führt. Da man aber aus dem Wasserstande desselben schloss, dass er wohl bald ganz trocken sein würde, so riet man mir, den Weg bis Tschunar zu Lande zu machen und die Boote dahin vorauszusenden. Das Wetter schien übrigens für meine Reise wie für das ganze Land unglücklich auszufallen. Seit vielen Tagen ist kein Regen gefallen; der Wind blies anhaltend und sehr heiß aus Westen, und alles zeigt ein frühes Ende des "Bursat" oder der Regenzeit an. Ich werde also ein sehr mühevolles und langsames Fahren auf dem Flusse haben, und, was noch übler ist, die Tanks sind alle halb voll, das Land nur unvollkommen bewässert, und Hungersnot, Viehseuchen und alle sie begleitenden Schrecken scheinen bevorzustehen. Gott wende gnädig solches Elend von diesem armen Lande ab!


Eugène Casalis

Eugène Casalis aus WikipediaFrankreich, dessen eigene Besitzungen auf dem afrikanischen Festland im wesentlichen nördlich des Äquators liegen, hat zweimal auch in Südafrika Einfluss auf die kulturelle Entwicklung genommen. Das erste Mal geschah dies Ende des 17. Jahrhunderts, als französische Hugenotten nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes ihre Heimat verließen und sich dort ansiedelten. Diese Auswanderung brachte dem Kapland viele tüchtige Handwerker und Landwirte, den Obstbau und die Kultur der Weinrebe. Noch heute erinnern die zahlreichen in ganz Südafrika verbreiteten Hugenottennamen an den wertvollen Zuwachs, den das im Entstehen begriffene Burentum damals durch sie erfahren hat.

In Erinnerung an diese Hugenotteneinwanderung wählte mehr als hundert Jahre später die Pariser Evangelische Missionsgesellschaft Südafrika als ein Feld ihrer Tätigkeit. Einer ihrer ersten Missionare hier war Eugène Casalis. Auch er entstammte einer Familie, die unter den Verfolgungen der Protestanten in Frankreich zu leiden hatte, deren Glaubenseifer aber gerade durch diesen Druck besonders gestärkt worden war. Er wurde im Jahre 1812 in Orthis nahe Bayonne geboren. Schon mit 15 Jahren entschloss er sich, als Missionar nach Afrika zu gehen. Die Ausführung dieses Entschlusses wurde ihm nicht leicht, denn er hing sehr an Heimat und Familie, und seine Ausreise als Missionar in das Innere von Südafrika erschien damals in Frankreich als eine Trennung auf Lebenszeit.

Die englische Brigg, auf der er mit zwei anderen jungen Missionsarbeitern 1832 die Reise antrat, war nur 150 Tonnen groß und zu schwer beladen. Nur mit knapper Not überstand sie in der Biskaya einen furchtbaren Sturm. Als die Reisenden nach einer Fahrt von drei und einem halben Monat schließlich in Kapstadt ankamen, erfuhren sie dort, dass die Eingeborenenstämme, unter denen sie ihre Arbeit aufnehmen sollten, durch die Kriegszüge des grausamen Häuptlings Mosilikatse vernichtet oder zerstreut worden waren. Sie beschlossen trotzdem, ins Innere aufzubrechen und sich ein neues Arbeitsfeld zu suchen. Von Port Elisabeth ging die Reise durch die trockene Karrusteppe. Am Oranje verließen sie die damaligen Grenzen der Kapkolonie und stießen nun in bisher ganz unerforschtes Gebiet vor. In dem wilden Bergland, das sich zwischen dem Oberlauf des Oranje und Natal erstreckt, hatte der Häuptling Moschesch sein Volk, die Basuto, gesammelt und vor den Stürmen der Eingeborenenkriege, die damals weite Teile Südafrikas durchtobten, bewahrt. Hier ließ Casalis sich nieder und gründete die Missionsstation Morija.

In seinem Buch "Mes souvenirs" hat er im Alter über seine Reise und die Anfangsjahre seiner Missionstätigkeit berichtet. Ob er nun die vielgestaltige Tierwelt Südafrikas schildert oder das unheimliche Schweigen der Wüste, "an das man sich nie gewöhnt, wenn man ein Franzose oder nervös ist", immer fesselt er durch seine ungewöhnliche Beobachtungsgabe und Erzählungskunst. Er verband schlichte und tiefe Frömmigkeit mit einem klugen, weltoffenen Geist, und er hatte Sinn für den romantischen Reiz, mit seinen Kameraden als erste Europäer ein noch völlig unbekanntes Land zu erforschen und in Beziehung zur zivilisierten Welt zu setzen. Dass einer der höchsten Berggipfel Südafrikas, der Mont aux Sources, seitdem einen französischen Namen trägt, machte ihm besondere Freude.

Nach 23jähriger Tätigkeit unter den Basuto wurde Casalis Direktor der Pariser Missionsgesellschaft. Er starb im Jahre 1891. Es ist ein schönes Symbol für das lebendige Fortwirken seiner Persönlichkeit, dass seine Berichte aus Südafrika später in dem jungen Albert Schweitzer das erste Interesse für die Missionsarbeit in Afrika weckten, der dieser dann ebenfalls sein Leben weihen sollte.

Ankunft in Kapstadt

Eugène Casalis: Meine Erinnerungen. Deutsche Ausgabe Berlin, Verlag der Deutschen Orient-Mission 1901.

Am andern Morgen waren wir nach einem ununterbrochenen Schlaf von acht bis zehn Stunden noch weit mehr mit dem Leben ausgesöhnt. Der Erdboden hatte ohne Frage einen großen Reiz. Unsere Augen trugen ein unermessliches Verlangen zu sehen und unsere Beine zu gehen. Mit einem Satz waren wir in den Straßen von Kapstadt. So düster und öde sie uns am Abend vorgekommen waren, so lachend und belebt waren sie jetzt. Die Sonne leuchtete strahlend, aber ihre Hitze wurde noch durch einen erquickenden und leise duftenden Wind gemildert. Die Straßen waren sorgfältig besprengt worden. Da waren überall Stände voller Blumen, voller Früchte, voller lockender Produkte, unter welchen sich in wundervoller Fülle einige befanden, die wir bis dahin nur hinter gewissen Glasscheiben des Palais-Royal erblickt hatten, welche allein für den Reichen geöffnet werden konnten. Wir sahen duftende Ananas, Orangen, Mandarinen, Bananen, kopfgroße Pataten, die ganz so behandelt wurden wie Kohl und Rüben in unseren Markthallen. Da waren auch Feigen, Pfirsiche, Weintrauben im Überfluss. So schön uns die letzteren auch vorkamen, so zweifelten wir doch, dass ihr Geschmack dem gleichen könne, den der Sonnenschein von Languedoc und der Provence den Trauben verleiht. Nach einem Versuch sahen wir uns jedoch genötigt zuzugeben, dass wir uns geirrt hatten.

Die Bevölkerung bot in jedem Augenblick die sonderbarsten Gegensätze dar. Hier gingen Männer mit olivenfarbigem Teint, schwarzen, glänzenden, mandelförmig geschnittenen Augen, glattem, rabenschwarzem Haar, einem Spitzbart am Kinn, einen pyramidenförmigen, aus Palmblättern verfertigten Hut auf dem Kopfe, eiligen Schrittes vorüber und trugen auf der Schulter einen gut balancierten Bambusstock, an dessen beiden Enden entweder Körbe oder Eimer mit Wasser hingen.

Man sagte uns, dass dies Malayen wären. Ihre Vorfahren waren zur Zeit der holländischen Herrschaft von den Sunda-Inseln gekommen. Sie waren alle ziemlich fanatische Mohammedaner und bildeten in einem der wenigst schönen Stadtteile eine Gemeinschaft für sich. Man machte uns auf ihre langen, bis über die Hüften reichenden Jacken aufmerksam, die sie statt der weiten, der Bedächtigkeit der Mohammedaner so angepassten Gewänder trugen, seit sie diesen hatten entsagen müssen, um mit der fieberhaften Tätigkeit der Weißen Schritt halten zu können. Auf Gewinn erpicht, besaßen sie das Monopol fast aller Gewerbe.

Ferner waren da Hottentotten mit schnauzenförmigen Lippen, flachen Nasen, die seltsam mit einem Schaffell behängt waren, dessen Wolle sie nach innen trugen. In ihren schmutzigen Lederhosen, die durch Sonnenschein und Regen ganz hart geworden waren und am Knie eine Rundung hatten, schienen sie verstümmelte Beine zu haben, gleich alten lahmen Pferden.

Diese armen Schlucker hatten kein bestimmtes Gewerbe. Viele von ihnen lebten von Almosen, die Fleißigsten fegten die Straßen, machten Besorgungen oder dienten den Malayen als Handlanger. Das aber waren die direkten Nachkommen der ursprünglichen Besitzer des Landes. Das, was ihnen Achtung verschafft haben sollte, war die Ursache ihres Unglücks geworden. Nachdem man eine große Anzahl unter verschiedenartigen Vorwänden getötet und sich ihrer Ländereien bemächtigt hatte, hatte man die andern vertieren lassen. Kein einziges bürgerliches Recht war ihnen zugestanden worden, und so waren sie jeder Tyrannei, jedem Mutwillen preisgegeben gewesen. Da sie nicht gekauft waren und daher auch nicht zum Verkauf ausgeboten werden konnten, fanden sie keinen Schutz in der Geldgier der Weißen; oft ließ man sie Hungers sterben, ohne sich um sie zu kümmern, oder man ließ sie ohne Pflege, wenn sie krank waren.

Zwei Jahre vor unserer Ankunft hatte Dr. Philip es bei dem englischen Parlament erreicht, dass sie als Bürger der Kolonie anerkannt wurden. Diese Wohltat war noch zu neu, als dass sie die Tragweite derselben verstehen und die Früchte derselben genießen konnten. Sie haben dies aber späterhin reichlich getan, dank der Erziehung, die ihnen die Missionare zuteil werden ließen. Zum Andenken an ihre Befreiung hätte man dem Dr. Philip auf dem Hauptplatz von Kapstadt ein Denkmal setzen sollen. Stattdessen strengten die Kolonisten einen Prozess gegen ihn an, der ihn vollkommen ruiniert hätte, wenn Freunde ihm nicht zu Hilfe gekommen wären. Dieser ausgezeichnete Mann hat seitdem täglich das Vergnügen gehabt, unter seinem Fenster "Philippin! Philippin!" rufen zu hören, da man einem unförmlichen Fisch, der bis dahin "der Hottentott" genannt worden war, diesen Namen gegeben hatte.

Blick auf Kapstadt aus WikipediaUnter den Farbigen, die auf den Straßen von Kapstadt gingen und kamen, sah man solche, die vollkommen schwarz waren. Sie erschienen kräftiger als die Malayen und Hottentotten, sie waren besser gekleidet und augenscheinlich besser genährt als die letzteren. Man redete sie mit "Jongen" an. Es waren Sklaven. Die Holländer hatten in ihrer Sprache einen mildernden Ausdruck gefunden, dem paides, pueri entsprechend, mit dem die Alten die traurige Lage ihrer Lasttiere dem Menschenantlitz zu verhüllen liebten. Das Herz zog sich uns zusammen. Es war das erste Mal, dass wir den Menschen im Zustande der Leibeigenschaft sahen. Keiner von denen, die wir erblickten, war ein Eingeborener von Süd-Afrika. Sie waren von Negerschiffen, die von der Küste von Guinea oder von den südlichsten Teilen von Mozambique kamen, eingeführt worden. Zur Ehre der Hottentotten, Betschuanas und Kaffern sei es gesagt, dass man es niemals bei ihnen erreicht hat, dass sie ihre Mitmenschen zu einem Handelsartikel machten. Mit Ausnahme der Unternehmer von großen Werken kauften die Engländer am Kap nur Sklaven, um sie zu Knechten und Mägden zu machen. Das waren damals die einzigen Dienstboten, die man sich verschaffen konnte. Eine Menge von holländischen Kolonisten lebte davon und bereicherte sich dadurch, dass sie ihre Neger für sich arbeiten ließen. In der Stadt ließen sie sie verschiedene Handwerke lernen, vermieteten sie und ernteten den Gewinn ihrer Arbeit. Auf dem Lande beschäftigten sie sie mit Feldbau und dem Hüten der Herden. Übrigens machten die Sklaven, die wir sahen, im allgemeinen keinen unglücklichen Eindruck. Die Stunde ihrer endgültigen Befreiung hatte noch nicht geschlagen, aber sie nahte heran, und wir sahen die fluchwürdige Einrichtung, deren Opfer sie waren, nur in ihrer mildesten Form.

Wir wünschten sehr, den Kap-Buren, von dem wir so viel gehört hatten, in seiner echten Gestalt zu sehen. Dazu brauchte man nur auf einen freien Platz der Stadt zu gehen, wohin die Kolonisten vom Lande ihre Lebensmittel zum Verkauf brachten und den man aus diesem Grunde den "Buren-Plan" nannte. Man fand dort neben schweren Wagen und an die Räder angebundenen Ochsen Männer, deren Züge und Gesichtsfarbe sofort ihren batavischen Ursprung verrieten. Zeit und Klima haben die Rasse in keiner Weise verändert. Es ist immer derselbe feste Knochenbau, es sind dieselben guten Gesichter, blauen Augen und blonden Haare, welche von den holländischen Malern so wahrheitsgetreu wiedergegeben worden sind.

Wenn er das fünfzigste Lebensjahr überschritten hat, so ist der Bur gewöhnlich korpulent; wir sahen manche, deren Körperumfang wahrhaft ungeheuerlich war. Man schiebt das auf die große Menge von Fleisch und Milch, die sie bei ihren täglichen Mahlzeiten verzehren, und auf ihren Widerwillen gegen jede Bewegung, die nicht durch die Verhältnisse absolut geboten ist.

In ihren Gesichtern ist im allgemeinen sehr wenig Mienenspiel, was seinen Grund in der Einförmigkeit ihres Daseins hat. Aber bei einigen mischt sich in die Starrheit der Züge und des Blickes ein Ausdruck von Härte, der aus der Gewohnheit kommt, Tieren und Schwarzen - die Peitsche in der Hand - Befehle zu geben. Sie sind enragierte Raucher, und ihre Gesichter hellen sich nur dann auf, wenn sie ihre frischgestopften Pfeifen an die Lippen führen. Sie tragen alle dieselbe Tracht; einen glatten grauen Filzhut mit breiten Rändern, eine runde Jacke, Hosen von Leder oder Velour, ungewichste Lederschuhe ohne Absätze, die sie selbst anfertigen. Sie machen sich ein Gewissen daraus, irgendetwas um der Mode willen an ihrem Anzuge zu ändern. Manche unter ihnen tragen die Haare grundsätzlich kurz, und diese treiben den Puritanismus so weit, dass sie das Tragen von Hosenträgern verdammen, weil sie auf dem Rücken das Zeichen des Kreuzes bilden. Die Frauen sehen noch altertümlicher aus. Anstatt eines Strohhutes, der sie gegen die Sonne schützen würde, bedecken sie sich mit einer ganz glatten Haube, die mit einer Rüsche umsäumt ist, die fest an den Schläfen anliegt und kein Haar sehen lässt. Ihre kittelartigen Kleider haben außerordentlich enge Ärmel.

Als wir diese Leute reden hörten, bemerkten wir, dass ihr Holländisch eigentümlich ausgeartet war; Sprachfehler und Sprachwidrigkeiten wimmeln darin. Kein Unterschied des Geschlechts bei Gebrauch des Artikels, des Fürworts, keine Berücksichtigung der Mehrheit bei Konjugation des Zeitworts. Aber am meisten verändert ist die Aussprache. Sie schien uns sehr viel weicher, weniger kehlköpfig als in Holland, und wenn wir nicht so viel Respekt für die Regel gehabt hätten, so würden unsere französischen Ohren diese Wirkung des Klimas sehr lobenswert gefunden haben. Mit Ausnahme der eingeborenen Typen schien Kapstadt sich in unsern Augen wenig von den europäischen Städten zu unterscheiden. Die Engländer leben dort ganz wie zu Hause. Ihre Läden und Kontore, die Art und Weise ihrer Kommis und Angestellten, ihrer Briefträger und Schutzleute ist dieselbe wie in London oder Southampton. Alle Vorteile, alle Verbesserungen und, man muss es eingestehen, auch fast alle Missbräuche unserer modernen Zivilisation sowie insbesondere alle Übertreibungen unserer  französischen Moden sind  in diese Kolonie hinübergetragen worden.

Als wir in Kapstadt ankamen, bot sie ein in Bezug auf Religion sehr interessantes Schauspiel. Ebenso wie bei uns war dort die Zeit der Erweckung gekommen.

Als Holland nach einem mit ziemlich niedrigen Elementen unternommenen Kolonisationsversuch in den Jahren 1687 und 1698 den Franzosen, die das Opfer der Aufhebung des Edikts von Nantes geworden waren, und einigen Waldensern aus Piemont, die sich ihnen angeschlossen hatten, am Kap eine Zufluchtsstätte bot, gewann es damit intelligente und fromme Arbeiter. Sie gründeten auf einige Stunden Entfernung von der Tafelbai Gemeinschaften, die noch zu unserer Zeit sehr blühend sind und unter welchen eine noch durch ihren Namen auf ihren Ursprung hinweist: Der Französische Winkel (Fransche Hoek). Neben der Viehzucht trieben sie Kornbau, zogen sie Obstbäume und bauten Wein, wozu sie eine Auswahl von Reben mitgebracht hatten. Besonders aber lag ihnen daran, die evangelischen Wahrheiten und die gottesdienstlichen Formen, für die sie so viel gelitten hatten, in ihrer ganzen Reinheit zu bewahren. Sie hatten zwei reformierte Pastoren, die Herren Simond und Dailliè mitgenommen. Man hat uns den Felsen gezeigt, der Mr. Simond als Kanzel gedient hat, als er ankam, und die Ruinen der ersten Kirche, die von diesen teuren Hugenotten gebaut worden war. Ihre Erleuchtung und ihr Beispiel waren die größte Wohltat für die Kolonie. Franzosen wie Holländer gehörten der Reformierten Kirche an, das Kirchenregiment war streng presbyterianisch und synodal. Dieses Kirchenregiment, das Glaubensbekenntnis, der Gottesdienst sind seitdem unverändert geblieben, aber nach und nach nahm das geistliche Leben ab, und am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts war ein klägliches Formenwesen an seine Stelle getreten. Bei den Kindern der Refugies kam dies anfänglich durch die willkürlichen Maßnahmen der Holländischen Kompanie, die in allen Zivil- und Religionsfragen die Oberhand hatte und es durchsetzte, dass der Gouverneur die Mitglieder des Presbyterialrates wählte. Im Jahre 1701 musste der Pastor Pierre Simond nach Europa zurückkehren, weil er nur französisch predigen konnte, und die Kompanie ersetzte ihn durch einen Pastor, der es auch holländisch tun konnte. Sie schrieb ihm vor, sich beim Unterricht der Jugend hauptsächlich dieser Sprache zu bedienen und das Französische nur zu gebrauchen, wenn es galt, die alten Refugies zu besuchen, zu erbauen und zu trösten. Im Jahre 1709 wurde die französische Sprache öffentlich für alle Verhandlungen mit der Regierung verboten, 1724 wurde dieselbe Maßregel in den Kirchen auf die liturgischen Teile des Gottesdienstes angewendet. Unsere Sprache verschwand auf diese Weise sehr schnell mit dem ihr eigenen belebenden Einflüsse. Le Vaillant fand 1780 in dieser ganzen Gegend nur noch einen Greis, der das Französische verstand.

Eine ganze Generation war auf diese Weise auf einen Unterricht beschränkt worden, den sie nur sehr unvollkommen verstand. Die Berührungen mit Europa waren sehr selten. Es wurde wie eine Verbannung betrachtet, wenn man am Kap leben musste; aus Holland kamen nur ziemlich ungebildete Pastoren, die gar zu oft durch weltliche Interessen bewegt nach dem Kaplande gingen. Daher rührte auch ein fast vollständiger Stillstand der Gedanken und ein knechtisches Halten am Buchstaben auf Kosten des Geistes.

Die Generation, die auf diejenige folgte, der man den Gebrauch des Französischen geraubt hatte, war auch unfähig, die guten Bücher zu lesen und zu verstehen, welche den Glauben ihrer Väter genährt hatten. So gingen ihr die heiligen und edlen Traditionen der Vergangenheit verloren. Aber die Stellung, welche die Kolonisten den Eingeborenen gegenüber angenommen hatten, war jedenfalls auch eine Ursache des religiösen Niedergangs. Anstatt sich die Hottentotten zu Freunden zu machen, anstatt sich zu bemühen, sie aufzuklären und zu zivilisieren, fand man es leichter, sie zu vernichten. Der geringste Viehdiebstahl, den die Unglücklichen begingen, denen man ihr Land nahm, hatte unbarmherzige Razzias zur Folge. Jeder rühmte sich, wenn er einen Hottentotten erschlagen hatte. Das christliche Leben schwindet sehr bald dahin, wenn die Herzen sich den Gefühlen der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit verschließen. Um ihr Gewissen zu beruhigen, suchten die Kolonisten sich einzureden, dass sie die von dem Christentum geforderten Taten vollbrachten. Sie gerieten so weit, dass sie meinten, dadurch in dem Stande der Gnade zu sein, dass sie in keiner Weise den Heiden glichen, die sie ausrotteten. "Bin ich nicht ein Christ?" hörte man sie sagen (und diese Redensart ist noch nicht ganz aus der Mode gekommen), "ich habe weiße Haut, lange Haare, ich bin getauft, ich singe die Psalmen!" Ein unqualifizierbarer Missbrauch der Lehre von der Gnadenwahl setzte diesen Verirrungen die Krone auf. Die Kapburen, ob holländischen Ursprungs oder französischer Abstammung, wurden das auserwählte Volk, das den Auftrag hatte, ein neues Kanaan von den heidnischen Horden zu reinigen, die es verpesteten. Man nährte sich von den Ausrottungsberichten, die in dem Buche Josua und dem der Richter enthalten sind. Die Psalmen, welche die verfolgten Hugenotten gesungen hatten, um sich neuen Mut zu geben, waren Kriegsgesänge der Hottentotten-Jäger geworden. Sobald ein neues Gebiet erobert war, wurde schnell eine Kirche und eine Pfarrwohnung darauf erbaut, und alles frohlockte über diesen neuen Sieg der christlichen Religion. Aus diesen verschiedenen Ursachen und besonders wegen der letzteren hatte die Reformierte Kirche am Kap am Anfange des achtzehnten Jahrhunderts fast alle wahre Gottesfurcht eingebüßt. Die Lehre selbst war rein geblieben, aber ein untüchtiges und trockenes Formenwesen war an Stelle der Überzeugungen und Empfindungen getreten.

Während dieses traurigen Zeitraumes, im Jahre 1736, kam der demütige, aber heldenmütige Herrnhuter Bruder, der Missionar Schmidt, mit dem unglaublichen Vorhaben, die Hottentotten zu bekehren, am Kap an. Man ließ ihn achselzuckend gehen, und er ließ sich allein, ohne jeden anderen Beistand als Gott, in dem wilden Tale von Baviaans Kloof nieder. Trotz allem Unheil, das sein weißes Gesicht ihnen zu bedeuten schien, empfanden die Hottentotten bald die Macht seiner Liebe. Sie fingen an, sich regelmäßig um ihn zu versammeln und seine Lehren zu befolgen, als die benachbarten Buren, überrascht, dass das, was sie als einen Scherz angesehen hatten, Ernst war, ihn bei der Regierung am Kap verklagten. Schmidt erhielt den Befehl, unverzüglich nach Herrnhut zurückzukehren. Er reiste aufs tiefste betrübt, aber voller Glauben ab. Etwa fünfzig Jahre darauf durften andere Herrnhuter Brüder unter einer günstigeren Regierungsform seine Arbeit wieder aufnehmen. Sie sind es, die aus Baviaans Kloof die schöne und blühende Station Gnadental gemacht haben, aber bei ihrer Ankunft fanden sie nur noch einen alten Birnbaum, den Schmidt eigenhändig gepflanzt hatte, und eine alte neunzigjährige Hottentottin, die sich noch erinnerte, von ihm getauft worden zu sein.

In dem Augenblick, als die religiöse und soziale Erstarrung der Kolonisten nicht mehr heilbar zu sein schien, ließ Gott es zu, dass der Hauch der Französischen Revolution auch dorthin wehte. Man hörte am Kap von den neuen Theorien über Menschenrechte und über die allgemeine Emanzipation der Völker. Die Erschütterungen und Kämpfe Europas fanden selbst an den entferntesten Gestaden ihren Widerhall. Die grausame Unentschiedenheit, die über dem endgültigen Schicksal der Kolonie schwebte, trug dazu bei, die Gewissen wachzurufen. Die wahrhaft Frommen fingen an, einander aufzusuchen und miteinander zu beten. Sie nahmen erleuchtete und wahrhaft christliche Männer, die durch die Bewegungen der englischen Flotten momentan in ihre Mitte kamen, mit Freuden auf. Im Jahre 1797 hatten die lebendigen Mitglieder der Kirchen in Holland den von ihrem Vaterlande abhängigen Kolonien ein gutes Beispiel und eine heilsame Mahnung gegeben, indem sie die Missionsgesellschaft von Rotterdam gründeten. Als England bei dem Friedensschluss Kapland endgültig in Besitz nahm, wurde es allen klar, dass man einer liberaleren Zeit entgegenging, dass die alten Missbräuche, der geistige und moralische Stillstand aufhören würden. Der apostolisch gesinnte van der Kemp war angekommen, und so widerwärtig seine Pläne für die Verbreitung des Christentums unter den Eingeborenen auch der großen Masse der Kolonisten waren, so war doch das summarische Verfahren, dem Schmidt zum Opfer gefallen war, nicht mehr möglich. Um diese Zeit setzte ein Erdbeben die Bewohner des Kaplandes in Schrecken. Beim Anblick einer tiefen Kluft, die durch dasselbe entstanden war, tat ein frommer Holländer das Gelübde, dass er, wenn die Stadt verschont bliebe, einen Dank- und Gebetsgottesdienst gründen würde, an dem jedermann ohne Unterschied des Ranges und der Farbe teilnehmen dürfte.

Das zu diesen Versammlungen bestimmte Lokal wurde nach und nach der Zusammenkunftsort derjenigen Personen, die das Verlangen hatten, ihren Glauben neu zu beleben. Man empfing dort die nach Madagaskar oder Indien gehenden Missionare sowie diejenigen, die durch das Beispiel und die Bitten von van der Kemp in das Land selbst kamen. Unter den Engländern, die sich den alten Kolonisten zugesellten, gab es fromme und erleuchtete Männer. Das war ein neues Lebenselement. Gott, der Erbarmen hatte mit der Reformierten Kirche, ließ einige hervorragende Männer unter ihren Leitern erstehen. Abraham Faure, ein Nachkomme der aus der Stadt Oranje stammenden Refugies, war nach Europa gegangen, um zu studieren, und war voller Glauben und Eifer von dort zurückgekehrt. Er benutzte den Einfluss, den ihm seine offizielle Stellung und seine gewaltige Predigt in Kapstadt gaben, um zu der allgemeinen Erweckung beizutragen. Dr. Philip und andere evangelische Pfarrer dienten ebenfalls mit ihrer Erkenntnis und mit ihrer Arbeit.

So hatte der religiöse Zustand sich fortschreitend verbessert, und Süd-Afrika war den Verkündigern des Evangeliums endgültig aufgeschlossen.

Wir waren gerade zu der Zeit am Kap angekommen, als diese evangelische Bewegung ganz besonders interessant war. Die englischen Kongregationalisten und die Wesleyaner entwickelten sehr großen Eifer. Auch solche Männer, die der offiziellen Reformierten und Lutherischen Kirche angehörten, regten sich. Die Anglikaner, die später versucht haben, als nationale Institution das Übergewicht zu haben, waren damals wenig zahlreich und machten sich kein Gewissen daraus, mit den Independenten gemeinsam vorzugehen. Man hatte Missionsversammlungen angefangen und eine Bibelgesellschaft sowie eine religiöse Traktatgesellschaft gegründet. Ein Lokalkomitee sandte Evangelisten zu den Schwarzen und zu den Malayen. Mehrere Sonntagsschulen wurden sehr sorgfältig von jungen Leuten voller Verstand und Gottesfurcht gehalten, von denen einige später Missionare wurden. Die Tochter eines Pastors in London, Miss Lyndall, war mit dem bestimmten Zweck aus England nach Kapstadt gekommen, um das System der Kleinkinderschule in der Kolonie einzuführen. Ihre Erfolge setzten alle Welt und sogar den Gouverneur in Erstaunen, und dieser machte sich mitunter das Vergnügen, den Übungen der kleinen Schüler beizuwohnen. Miss Lyndall sollte später, als sie Madame Rolland wurde, der Missionsgesellschaft zu Paris mit ihren wunderbaren Gaben für Erziehung der Kinder große Dienste leisten. Glücklicherweise hatte sie, ehe sie sich uns schenkte, für das Kap Zöglinge ausgebildet, die imstande waren, ihre Methode zu befolgen und zu verbreiten.

Ich weiß nicht, ob alle diese Beobachtungen in moralischer Hinsicht dazu beitrugen, aber es ist Tatsache, dass unsere ersten Eindrücke sich in sehr kurzer Zeit änderten und dass das Kap uns selbst äußerlich sehr interessant und als ein sehr angenehmer Aufenthaltsort erschien.

Wir söhnten uns mit dem Tafelberge aus, dessen Anblick uns anfänglich so trübe gestimmt hatte. Dieser majestätische, stolze und einzigartige Berg weckte in unserm Geiste nur noch die Empfindung des Erhabenen. Als wir uns auf seine Abhänge wagten, entdeckten wir eine Menge reizender Cottages und sogar einige elegante Villen. Diese ländlichen Wohnsitze waren von riesigen Kaktuspflanzen eingerahmt.

Unzählige Roteen ließen, leicht vom Seewinde bewegt, ihr silbernes Laub über den Dächern schimmern. Wasserquellen waren reichlich und in seltener Reinheit und Klarheit vorhanden. Man sagt, dass auch die besten mikroskopischen Gläser niemals das kleinste Tierchen in diesem Wasser entdecken ließen.

Es gibt wenige Reisende, die der Versuchung widerstehen, sich auf die Plattform zu begeben, die den Gipfel des Berges bildet. Man sagt, dass das Bild, das man dort vor sich hat, jede Beschreibung überbietet. Unten in den schwindelnden Abgründen erscheint die Kapstadt nur noch wie ein Damenbrett; aber die außerordentliche Reinheit der Luft lässt alle ihre Straßen und Hauptgebäude vollkommen gut erkennen. Die vor Anker liegenden Schiffe erinnern an die Spielwerke, die unsere Kinder auf den Bassins der Tuilerien schwimmen lassen. Weiterhin ist der unermessliche Ozean, seine furchtbarsten Wellen sind nur noch leichte Falten, und selbst wenn der Wind sich zum Sturm erhebt, vernimmt man kaum ihr Murmeln. Der Ausflug ist nicht sehr ermüdend, aber er wird mitunter gefährlich. Das ist der Fall, wenn der Südwestwind, sich zu Wolken verdichtend, sich urplötzlich auf den Gipfel des Tafelberges senkt und das bildet, was dort zu Lande des Teufels Tischtuch genannt wird. Es kommt vor, dass dieses Tischtuch zwei oder drei Tage dort liegen bleibt. Der Spaziergänger kann kaum zwei Schritte weit sehen. Da man nun ohne Gefahr nur an einer einzigen Stelle hinuntersteigen kann, bleibt nichts anderes übrig, als unbeweglich dazusitzen und geduldig Kälte und Hunger zu ertragen, wenn man nicht warme Kleider und Vorräte mitgenommen hat. Man hat mitunter Leute in dem kläglichsten Zustande in die Stadt zurückkehren sehen. Auch ist es schon vorgekommen, dass man die zerbrochenen Gliedmaßen der Unglücklichen aufheben musste, die, unfähig, ihre Ungeduld zu zügeln, in fürchterliche Abgründe gestürzt waren.

Von unten gesehen ist die Erscheinung des Tischtuches außerordentlich merkwürdig. Die Platte des Tafelberges wird von einer weißen, wolligen, vollkommen horizontalen Wolke bedeckt. Diese Wolke scheint sich um sich selbst zu rollen und, ohne an Dichtigkeit abzunehmen, in Kaskaden herunterzustürzen.

Das Auge folgt ihren Wellenbewegungen bis zu dem dritten Teil etwa des Abhanges; dort verschwindet alles, und man fragt sich, was aus diesem nebelhaften Stoff geworden ist, dessen Herabkommen man unten am Berge erwartet hatte. Während dieser Zeit fegt der Wind die Stadt mit einer unglaublichen Heftigkeit, wie um den Ochsen die Hörner abzureißen, wie man bei uns zu sagen pflegt, ein Ausdruck, den die Kapbewohner, wenn sie ihn noch nicht kennen sollten, ohne weitere Erklärung verstehen würden. Der Himmel ist klar, die Sonne leuchtet und scheint über die Bestürzung der armen Vorübergehenden zu lachen, die ganz mit dem Schicksal beschäftigt sind, das ihre Hüte bedroht, denen sie manchmal bis an die Reede nachlaufen müssen. Ich erinnere mich, dass ich beim Umbiegen um eine Ecke genötigt gewesen bin, mich zusammenzukauern oder mich an eine Eisenstange anzuklammern, um nicht selbst fortgetragen zu werden. Die Frauen, die etwas auf sich halten, bleiben zu Haus. Es gibt dagegen manche unter ihnen, die in ihren Häusern selbst Stürmen anderer Art ausgesetzt sind. Das sind diejenigen, die nervöse oder jähzornige Männer haben. Dieser unheilvolle Südostwind hat die Eigenschaft, dieselben vollständig außer sich zu bringen. Wenn er weht, richten diese Herren bei sich Stürme an.

Zu gewöhnlichen Zeiten ist nichts so angenehm wie ein Ausflug in die unmittelbare Umgebung von Kapstadt. Wenn man, nach Osten gehend, aus der Mulde herausgekommen ist, in welcher die Stadt liegt, verändert sich der Anblick des Berges. Seine finstere, senkrechte Außenseite ist vollständig verändert. Seine Abhänge werden wellig und sind mit Hochwald bedeckt. Man hat bald eine vollkommen schattige Straße vor sich, deren Steinschuttaufbau sehr gut erhalten wird. Von einem "Rondebosch" genannten Weiler bis "Wynberg" und der berühmten Pflanzung, die den Wein von Constanza liefert, ist nur eine ununterbrochene Reihenfolge von Landhäusern, wie sie in der Umgebung von Genf die Landschaft an den Ufern des Genfer Sees schmücken. Ihrer Vorliebe für das Landleben getreu haben die Engländer sich reizende Landsitze geschaffen, wohin sie zurückeilen, sobald sie ihre Büros verlassen können. Dort schütteln sie mit Freuden den rötlichen Staub der Stadt ab, gratulieren sich, dass sie dem Südost entgangen sind, und genießen ihr Abendessen in ganz von Geißblatt, Jasmin, Passionsblumen und verschiedenen Clematisarten überwucherten Buchenlauben.

Der Boden ist leicht, aber außerordentlich fruchtbar. In den sandigsten Teilen hat man ungeheure Aussaaten von Kiefern gemacht, die sehr gut gedeihen und zu wirklichen Wäldern geworden sind. Außer dem Wein sieht man auf den Gütern in dieser Gegend kaum etwas anderes als Obstbäume oder Zierpflanzen. Zu den Gewächsen, die ursprünglich dem Lande angehören und deren Wert durch verständige Kultur sehr gestiegen ist, ist fast alles hinzugekommen, was die Gärten in Europa und Asien an Duft, Farbenglanz und Formenschönheit zu bieten vermögen.

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