Oben: Zeichnungen
aus dem Gästebuch der Familie Carl und Elisabeth Paul Bilder von
Pedro
Ernst Johann Schmiegelow
(1863-1943)
Unten: Zwei Bilder im Besitz der Nachkommen von Carl Paul
Sein 1900 mit Diplom abgeschlossene
Kunststudium absolvierte er an der Kunstgewerbeschule
Dresden. Hier lernte er nach seiner Aussage bei den
Professoren und Malern
Ernst Erwin Oehme (1831-1907) und Ermenegildo
Antonio Donadini (1847-1936), der vor allem später als
Pionier der künstlerischen Fotografie bekannt wurde.
Nach der Überlieferung aus dem Jahr 1925 dürfte er
weitere Studien in Kopenhagen, Zürich und Berlin
betrieben haben, zumindest für die Berliner Zeit wird
Professor
Paul Friedrich Meyerheim (1842-1915) genannt, ein
Maler und Grafiker, der seit 1887 einen Lehrstuhl an der
Akademie für Bildende Künste Berlin inne hatte. Sein
späterer „beruflicher Werdegang“ ist nur zeitweise durch
Anstellungen als Zeichenlehrer - u.a. Zeichen-Akademie
in Hanau, Freiburger Gewerbe-Akademie und am Fuldaer
Gymnasium und Lyzeum - belegt. Er lebt und arbeitet
überwiegend als selbstständiger Maler an
unterschiedlichen Orten und kommt sogar 1910 nach
Gersfeld, um nach knapp einem Jahr nach Bremen zu
ziehen. Von hier unternimmt er vor und während des
Ersten Weltkriegs viele Reisen, die ihn auch für ein
halbes Jahr in den Nahen Osten führten. Richtig
„sesshaft“ wird er erst seit 1919, als er in Fulda für
das eine Jahrzehnt die zweite Frau und für den Rest des
Lebens die Wirkungsstätte, wohl auch neue Heimat findet.
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Lorenzkirch von Strehla
©
L. Paasche
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Kirche Lorenzkirch
©
L.V. Otto
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Naturfreund und Kenner
der Rhön
Nicht wenige
Landschaftsmaler wurden in der Zeit zwischen 1855 bis
Ende des Zweiten Weltkrieges vor allem von der
reizvollen Landschaft der Rhön inspiriert. Erstmals seit
Mitte der vierziger Jahre ist es dem Galeristen
Christoph Krassa jetzt gelungen, eine Retrospektive des
1863 in Hamburg geborenen Pedro Schmiegelow, der 1920
nach Fulda übersiedelte, zusammenzustellen. Die
Ausstellung ist noch bis Mitte Januar im Hünfelder
Rathaussaal zu sehen (die FZ berichtete).
Vor allem wahrend seiner
zweiten Schaffensperiode, ab 1920 in Fulda,
konzentrierte sich Schmiegelow auf Landschaftsbilder in
der Rhön. In seinen Bildern fügte er die weichen und
andererseits auch herben Linien der Rhönberge zu einem
harmonischen Ganzen, verbunden mit einem warmen, satten
Kolorit. Besonders faszinierte ihn die Region um die
Wasserkuppe und den Pferdskopf, aber auch die Milseburg.
Schmiegelows
Verbundenheit mit der Fuldaer Region datiert zurück in
das Jahr 1898, als er dem damaligen stellvertretenden
Landrat des Kreises Gersfeld einen Besuch abstattete. Er
verliebe sich in dessen Tochter und heiratete im Jahre
1916 die damals 18jährige.
Doch nicht nur die Rhön
veranlasste den Weltenbürger Schmiegelow, zum Pinsel zu
greifen. Stoffmusterentwürfe sowie Entwürfe für die
Meisner Porzellanmanufaktur aber auch Deckengemälde
zählen zu seinem künstlerischen Werk. Fotografisch hielt
er seine Eindrucke von Reisen nach Ägypten, Palästina,
Frankreich, Italien und der Schweiz fest. Mannigfaltige
Skizzen zeugen von seinen künstlerischen Fähigkeiten,
mit wenigen Strichen den Charakter seines Sujets zu
umreißen.
Seine akademische
Ausbildung genoss der Reedersohn, der aufgrund eines
Unfalls früh seine Eltern verloren hatte, in Kopenhagen,
Dresden, Zürich und Berlin, wo er durch Lehrer wie Ohme,
Donadini und Meierheim beeinflusst wurde. Seine
Begeisterung für die freie Kunst veranlasste den aus dem
Hamburger Großbürgertum stammenden Schmiegelow feste
Anstellungen zu vermeiden. Dennoch arbeitete er als
Zeichenlehrer an der Hanauer Zeichenakademie, an der
Freiburgcr Gewerbeakademie, am Fuldaer Gymnasium sowie
der Aufbauschule, der heutligen Winfriedschule.
Schmiegelow, der 1943
starb, zählte zu jenen Künstlern, die bereits zu
Lebzeiten hochdekoriert waren und somit auch von
existenziellen Schwierigkeiten verschont blieb. So
erhielt er unter anderem den türkischen Orden für Kunst
und Wissenschaft, die goldene, silberne und bronzene
Medaille für künstlerische Leistungen auf Ausstellungen
in Dresden, Leipzig, Frankfurt, Bremen, Hamburg und
vielen Orten mehr. Auch in Fulda gab es zwischen 1920
bis 1943 mehere Ausstellungen mit den Arbeiten
Schmiegelows.
Schmiegelow zählte
zusammen mit dem ebenfalls im Jahre 1863 geborenen
Düsseldorfer Maler Julius von Kreyfelt, der 1886 in das
Malerdorf Kleinsassen übersiedelte, zu den Künstlern,
die um die Jahrhundertwende die bildende Kunst des
Landkreises Fulda maßgeblich bestimmten.
Fuldaer Zeitung vom 03.09.2006 |