Chronik der Familie Lange in BremenJohann Gerhard Lange geb. 1833 Johann Gerhard Lange geb. 1833Johann Gerhard Lange ist am 23.04.1833 geboren. Er war verheiratet mit Sophie Adeline Bruns. 1868 ist er aus unbekannten Gründen in die USA ausgewandert und kehrte nicht wieder zu seiner Frau und ihren vier Kindern zurück. Der Vater Gerhard Lange war Kupferschmiedeamtsmeister in Bremen und mit Sara Ilsabe Horst verheiratet gewesen. Der Großvater war Gerhard Lange, Rasch-Fabrikant (großer Kammgarnstoff) in Bremen, er war mit Catharina Margareta Häschus verheiratet. Gerhard Lange 1858 - 1924Gerhard Lange ist am 22. Mai 1858 in Bremen geboren und gestorben am 17. November 1924 in Bremen. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Firma Brinckmann & Lange entstand eine kleine Broschüre, der der folgende Text entnommen ist. Erinnerungen an Gerhard LangeVon Lüder Döscher, 1974"Sögestraße 1.", so die Anschrift - heute, gestern und auch schon vorgestern. Alle Zeit bedeutete das und bedeutet noch, dass es das erste Haus in Bremens Hauptgeschäftsstraße ist, in der uralten, ins Hochdeutsche übersetzt, "Saustraße". Trotzdem, wer dort als Handwerker und Kaufmann - und die Langes verstehen sich so - sein Geschäft betreibt, obendrein als Juwelier, hat es in der Hansestadt keineswegs leichter als andere. Im Gegenteil, so etwas verpflichtet seit Urvaters Zeiten in unserem Bürgerstaat, ein ganz besonders guter Bürger zu sein und in der Anerkennung als solcher die größte Auszeichnung zu sehen. Genau das tat auch Gerhard Lange, der Großvater, von dem hier berichtet sei. Gewiss, gewiss, wer es mit den wohlhabendsten Leuten zu tun hat, ihnen dazu verhilft, diese Wohlhabenheit auch nach außen durch Luxus zum Ausdruck zu bringen und ihr einen Stellenwert zu geben, hätte es leicht, den Ladentisch zwischen sich und der Kundschaft vergessen zu machen, sich von oben bis unten voll zu hängen mit den schönsten Dingen der Auslage - aber, aber so etwas ist unbremisch, wie es schon mit dem Schmucktragen hierzulande eine eigenartige Sache ist, die verstanden sein will. In dieser Kunst übten sich die Langes von Anfang an - mit bestem Erfolg, wie man sieht. Trotzdem meinte Gerhard Lange einst zu seinem Sohn, als ihm die frisch gebackene Schwiegertochter mit einem Schmuck aus der eigenen Werkstatt stolz vor die Augen trat: "n' beten gröter hat de Brillant ruhig wesen könnt." Nun ja, Juwelier Lange zu sein, verpflichtet eben auch wieder, und das hieß noch so nebenbei, dass man beileibe niemals eilenden Schrittes über die Straße gehen durfte. Alles hat unter Hanseaten seinen ruhigen Gang zu gehen, sonst ist "was im Busch" - undenkbar also. Das und einige andere Spielregeln waren aber auch alle Zugeständnisse, die ein Mann wie Gerhard Lange seiner Umwelt machte, im übrigen erfreute er sich der prächtigen bremischen persönlichen Freiheit, die sogar der niederdeutschen Schalksnatur herrlich freien Lauf ließ. Ein Beispiel: Trotz und vielleicht auch wegen aller Würde, die die Zeit einst atmete, hatte er in jedem Anzug eine kleine besondere Tasche, und darin steckte ein 35 cm langes silbernes Pusterohr eigener Fertigung, etwa so dick wie der Ringfinger. In der Rocktasche gab es eine Handvoll Erbsen, mit Hilfe eines eigens dazu gefertigten Siebes genau passend kalibriert. Dschä, und davon fünf, sechs Stück in den Mund genommen, ergab das eine feine Art, seinem Unmut über einen anderen Geschäftsmann dadurch Luft zu machen, dass Gerhard Lange nach Geschäftsschluss einen Stuhl nahm und aus dem Oberlicht der Ladentür über die Straße hinweg ein paar knallharte Erbsen auf die in der Abendsonne entblößte Glatze des anderen trommelte. Einem hinzugerufenen Schutzmann ging es mit seiner Pickelhaube nicht anders. Nicht überliefert ist, ob beide den feinen Schlitz entdeckt haben, hinter dem sich der sonst so ehrenwerte und hochangesehene Schütze "einen feixte". GeschäftsgründungBremen hat eben seine eigenen Gesetze und seine eigenen Menschen, die auch als Großvater andere Wege gingen als andere. Anderswo wimmelte es vor hundert Jahren von bärbeißig, kriegerisch-grimmig dreinblickenden Familienoberhäuptern, ihr Wort war oberstes Gebot, als Patriarchen regierten sie jeder für sich genau wie Seine Majestät der Kaiser ihr Reich. Sie waren immer böse, und die Jugend zweifelte daran, welche Daseinsberechtigung so ein alter Zausel eigentlich hatte. Waren sie dann gestorben, erwachten sie erst zu ganzer menschlicher Größe und traten in das strahlende Licht liebevoller Verehrung. Wurden sie zu Lebzeiten vor allem in ihren letzten Jahren als höchst überflüssige Begleiterscheinung bei Familientagen und anderen Festen hingenommen, so war es nach ihrem Verschwinden von der Bildfläche eine wahre Wonne, von ihnen in höchstem Lob zu erzählen. Ganz anders in Bremen, wo man dem Kaiserreich die uralte Republik entgegenhielt und auch sonst anders dachte und handelte. Entsprechend war die Autorität hier auch nicht auf allerhöchstes Gottesgnadentum gestützt, sondern allein auf menschliche Qualitäten. Entsprechend entwickelten sich Großväter gar nicht erst zur lästigen Schicksalsfügung, sondern wurden schon zu Lebzeiten mit Herz verehrt. Musterbeispiel dafür ist wieder unser Gerhard Lange. Von ihm hielten auch die Kinder und Kindeskinder viel. Wie ein offenes Buch liegt sein Werden und Wirken vor uns, und wohlgefällig - ja, mitunter auch belustigt - liest man darin, wie sehr sich seine Zeit von unserer unterschied, dass sich aber an den Grundaufgaben, die das Leben stellt, nichts geändert hat. Da ist noch von wichtigen, amtlich vermerkten Gevatterinnen die Rede, davon, dass die Männer gerade aus dem "Großen Krieg" von 1870/71 heimgekehrt waren, den sie gewonnen hatten, dass es die bösen Gründerjahre waren, die so manchen zum finanziellen Höhenflug veranlassten und dann in den Ruin rissen, und dass Gerhard Lange bereits zwei Straßen weiter ein Juweliergeschäft hatte, als er bei Adolph Brinckmann einheiratete und dessen Kompagnon im neuen, gemeinsamen Geschäft wurde. Man vergrößerte bald rund um sich her, und als Geschäftsnachbar Karstadt als "Fachgeschäft für Herren- und Knaben-Garderobe" ganz groß vergrößerte, ergab sich auch für Brinckmann & Lange der traumhafte Augenblick, das City-Renommiergrundstück von heute zusammen zu basteln und mit einem architektonischen Bonbon der Hansestadt zu versehen. Bei einer Mittelmeerreise hatte man sich dem Großherzog von Oldenburg so nähern können, dass es über ein hoffähiges Märchen-Präsent zum Hoflieferanten reichte. Auch bei seiner Hochfürstlichen Durchlaucht, dem regierenden Fürsten zur Lippe, hatte man Erfolg, dass er geruhte, ebenfalls das Prädikat eines Hoflieferanten zu verleihen. In diesem Fall kostete der Spaß 1200 goldene Markstücke, als "Sportel" gezahlt an das Hofmarschallamt in Detmold. In Bremen fragte man lächelnd, welche Höfe noch dazukommen würden, etwa der Schlacht- und Viehhof... Für die Bremer aber stiftete man - vielleicht dafür oder deswegen -eine Reihe gleichartiger, gusseiserner Brunnen eigenen Entwurfs, von denen einer noch vielgerühmt auf dem Goetheplatz steht und ein Nachguss jetzt zum Jubiläum vor der eigenen Haustür in der Sögestraße aufgestellt wird: Ganz oben eine Schale mit köstlichem Nass für die lieben Vöglein, darunter ein breites Rund für die seinerzeit noch im Stadtbild vorhandenen und stets durstenden Pferde und ganz unten mundgerecht ein kleiner Ratskeller für die Hunde. Der große TiernarrUnd damit sind wir bei dem Tierfreund - oder nach seinen eigenen Worten - Tiernarr Gerhard Lange. Die Sache begann mit "Neukirch". So hieß und heißt in Bremen eine große Speditionsfirma, die seinerzeit ihre Wagen von schweren belgischen Pferden ziehen ließ. Genauso schwerfällig war aber auch der Bernhardiner zu Fuß, den sich Schwiegervater Brinckmann zugelegt hatte. Die Namensfindung war damit gegeben, und eben dieser "Neukirch" sollte der erste Hund werden, der im altehrwürdigen Bremer Ratskeller die Ausnahme von der Regel machte, dass seinesgleichen dort nicht geduldet werden. Schwiegervater Brinckmann mit Schwiegersohn Lange und etliche andere honorige Bremer pflegten nämlich mittags in dem genannten und dafür ebenfalls bestens renommierten Weinkeller ihren Stammtisch abzuhalten. Als "Neukirch" erstmals mit von der Partie war, erschien der Ratskeller-Ökonom und erklärte rundheraus: "Ohne Hunde bitte, meine Herren". So ist das nämlich seit Menschengedenken an dieser berühmten Stätte. Nun, die weinfrohe Runde um Brinckmann & Lange vernahm es und stand wie ein Mann auf, um die 17 Stufen hinauf zur Erdoberfläche hinter sich zu bringen und gegenüber in den "Ratsstuben" Einkehr zu halten. Den Stammtisch war der Ratskeller-Ökonom also los. Wenn man bedenkt, dass die frohen Zecher der legendenschweren Ratskeller-Stammtische mittags weiß Gott keine Schoppenweine tranken und auch die Küche mit ihren Spezialitäten kräftig in Anspruch nahmen, versteht man, dass der Pächter dieses Staatsbetriebes nach einigen Tagen prompt im Hause Sögestraße 1. erschien und er-klärte, "Neukirch" sei ja eigentlich bei näherem Hinsehen gar kein Hund, sondern eher ein Kalb oder Fohlen. Für die aber bestände kein Lokalverbot und so wären die Herren auch in seiner Begleitung weiterhin gern gesehene Gäste. So war es denn, und "Neukirch" ging in die traditionsreiche Geschichte des weltbe-rühmten Weinlokals ein. Dann die Sache mit "Waldmann", einem wunderschönen Irish Setter, mit dem Gerhard Lange gerade vom Güterbahnhof zurückkam, wo man mit großem gemeinsamen Interesse eine -, saisonbedingt - zur Verschickung auf den Boden gelegte Hasen-Strecke begutachtet hatte. Schon fast wieder im Weichbild der Bremer Innenstadt angelangt, wollte Großvater Lange seinen "Waldmann" zu einem herumliegenden Stein oder ähnlichem schicken und rief "Apport". Die treue Hundeseele schaltete aber sofort auf anerzogenen Waidmanns-Sinn, kniff die Rute ein und sauste in Richtung Güterbahnhof davon. Nach einiger Zeit war "Waldmann" mit einem Prachtexemplar von Langohr im Fang wieder zur Stelle, und der Rest des Vormittags ging damit drauf, die Sache wieder auszubügeln. Dann war da der weiße Pudel, der sich als derjenige, bis dahin unbekannte Täter entpuppte, der allmorgendlich vom nachbarlichen Droschken-Stand auf dem Liebfrauenkirchhof fein sorgsam, einen nach dem anderen, Pferde-Äppel anschleppte und noch dampfend vor der Haustür aufeinander legte. Alle möglichen Leute waren vorher als Schandtäter in bösen Verdacht geraten, bis sich die Sache als Hundestreich herausstellte. Und als man längst nach alt-bremischer Sitte als Sommerhaus einen bäuerlichen Besitz in Oberneuland übernommen hatte, im Winter aber die dort benötigte Dogge mit in die Stadtwohnung nehmen musste, ergab sich, dass der treue Vierbeiner derart bei allen möglichen Anlässen mit seinem Schwanz wedelte, dass er in der Enge meist gegen eine Türkante schlug und sich blutend verletzte. Sofort wurde die Werkstatt des Hauses eingeschaltet, die ein feines Silberrohr rund um den Hundeschweif anfertigte und ihn so vor weiterem Schaden bewahrte, sehr im Gegensatz zur Tür. Das aber wurde hingenommen. Der Großvater hatte aber auch seinen eigenen Piepvogel in den Wallanlagen, der morgens im Vorbeigehen auf seine Hand flog und sich seine Frühstückskörner abholte. Und um den Reigen voll zu machen, gab es dann - als man aus der innerstädtischen Wohnenge hinaus vor die alten Tore der Hansestadt gezogen war, - einen sagenhaften Papagei, der mittags, wenn der Großvater zuhause erwartet wurde, ihm entgegenflog, sich auf einen Baum setzte und wartete, bis er seinen "Onkel Gerhard" erspähte. Auf Großvaters Stock-Krücke turnte er dann zurück ins Haus. - Legion sind die Geschichten dieser Art. Närrische SpäßeNicht zu vergessen, noch eine der Schnurrpfeifereien, die sich Gerhard Lange oft so "wegelängs" leistete. Da musste ein Geselle ein schön glänzendes Geldstück mit einem Nagel so vor die Tür des Geschäfts in das dort vorhandene geräuschdämmende Holzpflaster einschlagen, dass sich alle, die es aufheben wollten, vergebens bückten. Vom Laden aus wurde mit Interesse zugesehen. - Den Vogel aber schoss man mit einem Überhitzten Geldstück ab, das man zur Freimarktszeit - wenn in Bremen so ziemlich alles erlaubt ist - auf den Gehweg legte. Diesmal verbrannte sich erst eine Dame die Handschuhe daran und anschließend ein Schutzmann die Finger. Vermerkt sei, dass sich diesen Streich nicht der Großvater geleistet hatte, sondern einer seiner Gesellen, der ihm offenbar nacheiferte. Als Schutzmann und Dame in Begleitung des Chefs oben im ersten Stock in der Werkstatt erschienen, wo man den Übeltäter sofort richtig vermutete, fiel dieser so unglücklich von dem Stuhl, auf dem er stand, um alles über die Milchglasscheiben hinweg zu beobachten, dass er eine klaffende Kopfwunde davon trug. Obendrein gab es eine Ordnungsstrafe. Uhren, Uhren ...Von geradezu umwerfender Sachlichkeit und Offenheit zeigte sich der Firmenchef - Schwiegervater Brinckmann hatte sich inzwischen schon aus dem Geschäft zurückgezogen - als ihm eine Neuigkeit vorgestellt wurde - nämlich Herren-Armbanduhren. Die hatte es bis dahin noch nicht gegeben, außerdem führten Brinckmann & Lange seinerzeit gar keine Uhren, zumal man sehr streng zwischen Juweliergeschäft und Uhrenfachgeschäft unterschied. Wie sich aber alles eines Tages einmal ändern kann, studierte Gerhard Lange schließlich doch mit größtem Interesse die Collection von Herren-Armbanduhren, die ihm ein sehr jugendlicher Herr Mensen als Vertreter der an sich gut befreundeten Uhrenen-gros-Firma von E. Dohrmann, Domsheide 5, auf den Tisch gelegt hatte. Alles Studieren hatte aber wenig Sinn, denn dem großen Interesse stand Gerhard Lange keinsterlei Sachkenntnis auf diesem Gebiet zur Seite. Zielsicher witterte er aber ein Geschäft in der Sache, und so war er - wie man so sagt - ganz hübsch hin- und hergerissen. Schließlich gab er sich einen Ruck, blickte den Uhrenmensch scharf über seine Brille hinweg an und löste das Problem in dieser Form: "Mensen, ek verstoh do jo nix von - ober schietst mi an, bist bu-ten". Hinzugefügt sei, dass Mensen - wie er später noch im hohen Alter versicherte - weder das eine getan, noch das andere erlebt hat. Gerhard und Mary ganz privatLokale Dinge waren damals die einzigen, über die man sich hin und wieder auf gut bremisch leicht erregte. Was weiter weg geschah, interessierte nicht, es sei denn es war etwas in Übersee. Da wieder war man sehr hellhörig, schon wegen der Verwandten, die dort lebten. Hier aber hatte man Zeit und Muße für alles. Man las die Gartenlaube, man trug als Herr der Schöpfung immer schwarz, hoher Stehkragen war selbst bei Wanderungen oder am Strand von Norderney eine Selbstverständlichkeit. Zuhause thronte Beethoven neben Wagner auf dem Klavier, geschnörkelte Stuckdecken gaben gelangweilten Besuchern Gelegenheit, sich auch ohne Gespräch über die Runden zu helfen, indem man gedankenverloren die Ornamente studierte. Man saß an Ofenschirmen, Näh-Tischchen, auf Erkersesseln ä lä Burgherr, man ging in die Pantry naschen, Pfeifenständer prangten in der Ecke, Journalständer neben dem Kaminsessel. Weinkörbe, irgendwo ein Billard, eine Stucknische mit Wassergetröpfel, Plüsch, wohin man sah, Lehn- und Schaukelstühle - und wo gar nichts hing, stand oder lehnte, gab es meterhohe künstliche Blumenarrangements, Drapierungen von Stoffen nach Art einer Theater-Kulisse und andere seinerzeit modische Gebilde, von denen niemand sagen konnte, wozu sie eigentlich gut waren. Künstliche Blumen, künstliches Obst in Schalen, riesige Bronzegeschichten mit Ketten und Kettchen als Wandarme für nichts und wieder nichts, Blumenetageren vor, auf und in jedem Fenster, Konsolen, wo immer ein Stück Wand sonst nackt gewesen wäre, Vorhänge so dick wie Teppiche an jeder Tür, derbe Friese und Wachstuch drauf in den Fensterbänken, Fußbänke mit und ohne Perlen und Fransen in allen Formen, sogar auf Füßen und zum Einfüllen von heißem Wasser. Spieltische mit feinster Spiegelpolitur und einem Stereoskop obendrauf, in dem man den Löwen von Luzern, das Karlsbader Kurhaus oder das Bremer Rathaus mit Roland sah. Offene Holzfeuer beim Zu-Bett-Gehen in den Schlafräumen mit wunderschönem Flackern an der Zimmerdecke, im Bett zentnerschwere Bleiwärmflaschen - dienstbare Geister, soviel man brauchte. Alle Welt arbeitete, als ob es ums Verrecken ging. Und als es verboten wurde, auch am 1. Weihnachtsfeiertag die Geschäfte geöffnet zu haben, erklärte Gerhard Lange tiefbekümmert seiner Frau: "Mary, wovon sollen wir denn noch leben?". Wie geht es der Firma?Aus 185.000 Umsatz ergab sich ein Verdienst von 53.000 Mark. Beides konnte dann noch verdoppelt werden. Die ersten internationalen Preise holte man sich in Turin und anderswo, ein weiteres eigenes Haus nahm eines Tages die Werkstatt auf, in der 2 Werkmeister, 10 Goldschmiede, 10 Silberschmiede, 3 Ciseleure, 2 Poliererinnen und 8 Lehrlinge tätig waren. Im alten Geschäftshaus verbleiben noch 1 Goldschmied und 1 Lehrling. Den Gesellen wurde immer wieder eingeschärft: "Es ist Ihre moralische Pflicht, den Lehrling so auszubilden, dass er im Leben seinen Mann stehen kann". Ein Satz, der in ganz Bremen die Runde machte und sich so auswirkte, dass einer der Lehrlinge von damals als betagter Mann jetzt zur Hundertjahr-Feier erklärt: "Bis zum heutigen Tage bin ich mit der Firma in Verbindung. Oft und gern denke ich an die gelebten Jahrzehnte zurück. War es doch der Inhalt meines Lebens". Gerhard Lange aber würde - lebte auch er noch heute - in seinem geliebten Platt dazu sagen: "Jo, jo, ick will et miene Fru seggen" -einer seiner klassischen Aussprüche, die ihn überlebten und ihn auszeichnen, manchmal allerdings auch als Schalk und Weiser zugleich. Mary Brinckmann 1872 - 1962Geheiratet hat Gerhard Lange am 25.04.1891 die Tochter Henriette Sophie Marie Brinckmann des Geschäftspartners Adolf Brinckmann, geboren am 10.03.1845 in Osterode und gestorben am 05.05.1926 in Bremen, und seiner Ehefrau Anna Lange geborne Budden, geboren am 03.06.1840 und gestorben am 14.04.1918 in Bremen. Marie Lange, die Mary genannt wurde am 04.06.1914 die erste weibliche Führerscheinbesitzerin in Bremen. Adolf Lange 1892 - 1975Adolf Lange ist am 20.03.1892 in Bremen geboren. Er war mit Luise Paul verheiratet. Am 07.02.1975 ist er in Bremen gestorben. Er war Vorstand der Firma Brinckmann & Lange.
Luise Paul 1895 - 1951Luise Paul heirate den Juwelier Adolf Lange. Sie ist am 28.07.1895 in Bremen geboren und am 30.09.1951 an Halskrebs in einer Klinik in Heidelberg gestorben. Sie hatte ein Kind, Rolf G. Lange, geb. 1892. Martin Paul 1864 - 1932Martin Paul wurde am 02.04.1864 in Lorenzkirch an der Elbe geboren, gestorben ist er in Bremen. Die Eltern hatten für den sechsten Sohn kein Geld für ein Studium. Er ging in Bremen in eine kaufmännische Lehre und wurde ein In- und Export-Kaufmann. Die Post in Lome in Togo wurde von ihm gebaut. Er war verheirat mit Luise Borchers, geboren am 04.06.1865 in Huchting bei Bremen und am 27.11.1962 in Bremen gestorben. Sie hatten zwei Kinder, Luise Paul (1895 - 1951) und Margarete Paul, die am 16.04.1898 in Bremen geboren und am 11.06.1972 gestorben ist. Sie führte in Bremen ein Fachgeschäft für Zahnbedarf. Rolf G. LangeRolf Gerhard Lange lebt im Ruhestand in Bremen.
Der Tierbrunnen (Bronze mit vergoldeten Motiven nach einem Entwurf von Gerhard Lange von 1898, hergestellt in der Bildgießerei Kraas, Berlin 1974) ist das Geschenk des Hauses Brinckmann & Lange an die Stadtgemeinde Bremen anlässlich des 100jährigen Bestehens der Firma. Der Brunnen wurde innerhalb der Fußgängerzone Bremens vor dem Geschäftshaus Sögestraße / Ecke Obernstraße aufgestellt. Er trägt die Inschrift: Aus Anlass ihres 100jährigen Bestehens übergaben die Juweliere Brinckmann & Lange diesen Brunnen den Bürgern der Freien Hansestadt Bremen am 01.10.1974.
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